Streifenpolizist Jens Jensen (Florian Lukas), der von der Beförderung träumt, ist beunruhigt: Arne Terjehusen (Bodo Haack), den er aus alten Jugendzeiten kennt und der wegen Einbruch und Totschlag im Gefängnis saß, ist nach seiner Freilassung nach Leer zurückgekehrt. Als er in Insa Scherzingers Apotheke einbricht, stellt ihn Jens, es kommt zum Kampf. Kollegin Süher Özlügül (Sophie Dal) kommt rechtzeitig hinzu und erschießt Arne aus Notwehr. Was wollte er in der Apotheke? Bald schon gibt es eine weitere Leiche: Der Firmeninhaber der „Heulinger Meeresfrucht-Spedition“ wird tot aufgefunden – in einer Lieferung mit tiefgefrorenen Krabben, die per LKW nach Marokko zum Pulen gehen sollte. War Arne der Täter? Mit Hilfe von Insas (Theresa Underberg) forensischer Expertise, Insider-Informationen von Bestatter Habedank (Holger Stockhaus) – der ein Verhältnis mit der Heulinger-Witwe hat – und unter dem Kommando von Kommissar Jan Brockhorst (Felix Vörtler) ermitteln Jens & Süher. Sie tauchen ein ins Krabbenfischermilieu, bekommen es mit der geschäftstüchtigen Jessica Heulinger zu tun, die 30 Jahre jünger als ihr Mann war und ein Restaurant betreibt, und kommen einem groß angelegten Schmuggel mit Medikamenten auf die Spur.
Mehr als sieben Millionen Zuschauer sahen zuletzt den Friesen-Cops bei der Jagd nach bösen Buben zu. Der hohe Norden ist beliebt als Schauplatz des Verbrechens. Deshalb etabliert das ZDF ja mit „Ostfriesenkiller“ derzeit dort eine weitere Krimireihe. „Friesland“ ist ein bereits gut eingeführtes Format. „Krabbenkrieg“ ist der fünfte Einsatz für die Polizisten Jensen und Özlügül. Zum dritten Mal zeichnen Timo Berndt (Buch) und Markus Sehr (Regie) verantwortlich. Und die haben diesmal die richtige Mischung aus Spannung und Humor gefunden. Die Story ist ansprechend verwirrend entwickelt. Falsche Fährten und Wendungen hat Autor Berndt klug eingestreut, am Ende wird alles schlüssig und durchaus überraschend entwirrt. Was zuletzt ein wenig zu kurz kam und diesmal wieder stimmt, ist der trockene Witz der Protagonisten. Für den sind diesmal nicht wie zuletzt nur der brummelige Brockhorst und Bestatter Habedank zuständig. Schon die Anfangsszene, wenn Jens und Süher zum kleinen ostfriesischen Sprachkurs bitten und sich Ausdrücke wie Ackerschnacker (= Handy) erklären und sich foppen, dann ist das ein gelungener „Reinholer“. Kurz darauf rettet Jens einen Igel mit den Worten: „Platt sprechen ist okay, platt fahren nicht“. Danach wird die erste Spannungsfährte gelegt mit dem Auftauchen der fiesen Jungs im fetten Ami-Schlitten.
Entschleunigt wie das Leben hier ist, so inszeniert Markus Sehr („Eine Insel namens Udo“) diesen Friesenkrimi. Der Regisseur ist – im Gegensatz zur letzten Episode „Irrfeuer“ – wieder dichter an den Hauptfiguren, die Interaktionen zwischen den beiden Polizisten sind wieder stimmiger, die Dialoge punktgenau und auch die Landschaft ist wieder prägnanter einbezogen. Die Kamera fliegt übers Watt und die langen und einsamen Wege hinweg, auch mit Totalen wird verstärkt gearbeitet, um so den stummen Hauptdarsteller einzubeziehen: Friesland. Das gelingt und trägt so zu einer flüssigen, aber ruhigen Inszenierung bei. Und Kiffer & Krabben sind eine coole Mischung für 90 kurzweilige Minuten Krimiunterhaltung. Kommissar Brockhorst sehnt sich nach Habedanks Haschkeksen, der sitzt in einer herrlichen Szene auf der Ladefläche seines Bestattungswagens und zieht mit Süher einen Joint durch. Das wirkt nicht aufgesetzt, das passt zu den Figuren und den Ton des Films. Die titelgebenden Tierchen kommen nur am Rande vor. Der Umstand, dass seit vielen Jahren schon Krabben aus der Nordsee zum Pulen durch Europa nach Nordafrika gekarrt werden, weil dies billiger ist, dient hier als Aufhänger und wird eher witzig denn anklagend zum Thema gemacht, wenn Jens in sein Fischbrötchen beißt und zu Süher sagt: „Was, Transkontinental-Krabben? Ne, der Fisch kommt hier in Leer an Land und springt direkt auf mein Brötchen“. (Text-Stand: 24.3.2017)