Hubertus Jennerwein ist zurück in seiner alten Heimat. In München ausgemustert, muss sich der unter Migräneanfällen leidende Kommissar vorübergehend durch den Garmischer Korruptionssumpf quälen. Im hiesigen Kulturhaus stürzt gleich am Tag von Jennerweins Ankunft der Obertürschließer vom Dachboden in den Konzertsaal und reißt einen Gast mit in den Tod. So überengagiert sich Kommissarin Nicole Schwattke in den Fall stürzt, so lethargisch begleitet der neue Kommissariatsleiter die Ermittlungen. Der Föhn macht ihm zu schaffen. Außerdem wird er stressbedingt in Schüben von so genannter „Akinetopsie“ erfasst: Bewegungsblindheit! Bei aller Antriebsschwäche – dem eitlen Ortszampano, Bauunternehmer Harasser, mit seinen faulen Geschäften würde er doch zu gern das Handwerk legen. Dass dieser mit Jennerweins Jugendliebe verheiratet ist, kommt motivierend hinzu. Auch der Bestattungsunternehmer Grasegger scheint in die Machenschaften verwickelt, bei denen es um das lukrative Verschwindenlassen von Toten aus Mafia-Beständen geht. Auch ein krankhaft unberechenbarer österreichischer Mittelsmann taucht in Garmisch auf.
„Föhnlage“ erzählt aus einem Reizklima heraus – entsprechend angespannt ist die Stimmung. Im Ermittler-Team kann sich kaum einer riechen, die Gesetzesbrecher sind sich spinnefeind, der durchgeknallte Ösi bringt den Haushalt der Graseggerin durcheinander und der Bestatter-Gatte würde sich gern vom Ekel Harasser emanzipieren. Ein bisschen herrscht Italo-Western-Stimmung im bayerischen Alpenvorland. Da fliegt schon mal eine Kanone in Zeitlupe durch die föhnigen Lüfte oder synchronisiert ein Blasinstrument (keine Mundharmonika!) die voralpinen Landschaften. „Föhnlage“ lebt von der Atmosphäre, vom Eigensinn der Charaktere, von der Absurdität der kriminellen Energie. In der zweiten Hälfte. Anfangs kommt der Film von Rainer Kaufmann schwer in Gang. Das Presseheft erzählt viel – vor allem von Dingen, von denen man wenig im Film erfährt und noch weniger spürt. Die literarische Vorlage in eine süffige TV-Krimikomödie zu verwandeln, ist im vierten BR-Landschaftskrimi nicht so überragend gelungen wie bei „Sau Nummer vier“, Färberböcks Meisterwerk in Sachen trockener Humor und lakonischer Erzählstil, und wie bei „Erntedank“ mit der niederschmetternden Komik-Bombe Knaup-Kluftinger und der irrwitzigen Detailverliebtheit.
„Föhnlage“ ist nicht – wie die Vorgänger – ein Film aus einem Guss. Im Gegenteil. Ein grantig dreinblickender Held, ein paar absurde Situationen (eine Verfolgungsjagd mit Gejodel) oder skurrile Motive (ein Sarg mit Doppelbelegung), akzentuierter Blasmusikeinsatz oder eine überdrehte, preußische Blondine ergeben keinen nachhaltigen Witz – geschweige denn eine Erzählstruktur. Alles bleibt situativ, statisch, der Wechsel der Perspektiven funktioniert mäßig. Kurzum: zu viel Personal, zu wenig Handlungsfluss. Das ist alles nett ausgedacht, kurzweilig anzuschauen, aber es fehlt sowohl der rote Faden als auch die genialen Schmankerlszenen, die dem „Allgäukrimi“ und dem „Niederbayernkrimi“ etwas Kultverdächtiges mitgegeben haben. In Sachen Komik lahmt dieser „Alpenkrimi“. Ohne Georg Friedrich & seinen semmelblonden de Niro in Seppelhosen wäre „Föhnlage“ komödiantisch gesehen fad.