Über „Liebe und andere Katastrophen“ habe sie sich schon etwas geärgert. So wie in dem ARD-Quoten-Renner der „Down-Jugendliche“ ins Spiel gebracht wurde, habe Rodica Döhnert zu denken gegeben. „Es ist alles ein bisschen verniedlicht worden.“ Die Berliner Autorin sollte es wissen. Denn sie hat einen Film über das Leben mit einem Down-Kind gemacht. „Florian – Liebe aus ganzem Herzen“ von Dominique E. Othenin-Girard („Die heilige Hure“) dringt für ein RTL-Movie ungewöhnlich tief in sein Thema ein.
Die Bachmanns sind eine ganz normale Familie. Vater Peter (Timothy Peach) ist Arzt, Mutter Maria (Bojana Golenac) Restauratorin – ihr ganzer Stolz ist die 9jährige Tochter Sophie. Doch aus Indien, wo Peter vor neun Jahren kurzzeitig einen Job und eine Geliebte hatte, kommt die Hiobsbotschaft: er hat einen Sohn (seine Mutter ist gestorben). Die Nachricht bringt den Familienfrieden durcheinander, dennoch ist auch Maria dafür, den Jungen bei sich aufzunehmen. Der ganz große Schock kommt erst auf dem Flughafen: Florian ist ein Kind mit Down-Syndrom. Der Vater ist völlig verstört. „Willst Du ihn jetzt umtauschen wie eine zu enge Jeans?“, fragt Maria, und sie entscheidet: der Junge bleibt! Doch Florian braucht viel Zuwendung. Und so bricht bei den Bachmanns erst einmal das große Chaos aus.
Es geht zwar in „Florian“ darum, wie eine erfolgsverwöhnte Familie mit einem Down-Kind zu leben lernt. „Dennoch haben wir versucht, die Wahrheit über das Down-Syndrom herauszuarbeiten“, betont Döhnert. Und die bestand darin, zu zeigen, „dass die Behinderung eigentlich kein großer Eingriff in die Persönlichkeit des Menschen ist“. Ein Down-Kind ist langsamer in seiner Entwicklung. Ein 6jähriger verhält sich etwa wie ein 4jähriger, hat prinzipiell aber die gleichen Konflikte oder Ängste wie ein normal entwickeltes Kind. Döhnert: „So konnte ich Szenen schreiben, die aus dem Leben meiner beiden Kinder gegriffen waren.“ Eine Besonderheit allerdings: „Menschen mit Down-Syndrom lügen nicht, sie sind grundehrlich“, sagt Döhnert, die ausgiebig recherchiert hat. Es gibt gute Bücher zum Thema, die habe sie alle gelesen, darüberhinaus habe sie eine Familie mit Down-Kind kennengelernt, bei der zuhause sie ein- und ausgegangen sei. Döhnert ist sich sicher: „Der Zuschauer wird nach dem Film wissen, dass man einen Menschen wie Florian genauso annehmen und lieben kann wie jeden anderen Menschen.“
Der achtjährige Florian wird gespielt von Dennis Barthelniewöhner (11). Ein Junge, der Sport und Computerspiele liebt und der, wie die Autorin herausfand, wie viele Menschen mit Down-Syndrom, ein Faible fürs Schauspielen besitzt. So mussten die Dialoge für Dennis kaum umgeschrieben werden. „Er spricht weitestgehend die Worte, die im Drehbuch stehen“, so Döhnert. Die Arbeit habe ihm Spaß gemacht, ihn aber auch belastet. Immerhin musste er zusehen, wie sich die Schauspieler, die seine Eltern spielten, anschrien und prügelten.