„Wo ist der Stolz der Fischer geblieben?“, sinniert Hein Schüpp. Der ostfriesische Krabbenfischer will nicht aufgeben, will seinen Kahn nicht an die holländischen Großhändler abtreten. Ähnlich störrisch begegnet er Rieke, mit der er in Scheidung lebt. Allein die Marokkanerin Mona bringt es fertig, dem sympathischen Griesgram ab und an ein Lächeln zu entlocken. Hein hat sie während eines Kurztripps nach Tanger kennen gelernt, dort, wohin sein Kumpel Matze fangfrische Nordseekrabben hinkarrt, bevor sie billig gepult wieder die Reise nach Deutschland antreten. Sie suchte Arbeit, er eine Frau – also stand sie drei Wochen später im platt vor sich hinsiechenden Fischerdorf auf der Matte. „In Marokko ist die Frau noch eine Frau und der Mann noch der Mann“, hatte ihm Matze versprochen. Doch die Emanzipation hat auch vor Mona nicht Halt gemacht. Außerdem erkennt sie, dass Hein keineswegs so frei ist, wie er gesagt hat. Auch dessen ostfriesisch herbe Mutter wittert in Mona nur eine Konkurrentin, die ihr die Krone als beste Krabbenpulerin streitig machen könnte. Doch das Schlimmste: dieser mundfaule Döspaddel kommt einfach nicht zu Potte.
Undramatisch plätschert „Fischer fischt Frau“ dahin. Der konfliktscheue Fischer sitzt seine Beziehung aus. „Wir sind nicht richtig zusammen, aber auch nicht nicht“, versucht er sich noch kurz vor Ablauf von Monas Touristenvisum rhetorisch aus der peinlichen Situation zu reden. Die Story bewegt sich nah an den Regeln der Multikulti-Komödien. Der in dem Genre erfahrene Daniel Speck („Meine verrückte türkische Hochzeit“) weiß einige nette, Kultur vergleichende Pointen zu setzen (der Marokkaner kauft Autos gebraucht und Frauen neu, der Deutsche macht’s umgekehrt) und der gebürtige Kieler Lars Jessen beweist einmal mehr, dass er ein gutes Gespür für Land und Leute hoch im Norden hinter den Deichen besitzt. Angenehm ist auch, dass die Lücke zwischen den Kulturen nicht dramaturgisch geschlossen wird (Mona wird an der Nordsee lange eine Fremde bleiben). Beseitigt werden im wenig einfallsreichen Liebesbekenntnis am Ende allenfalls die Differenzen zwischen Mann und Frau.
Foto: ZDF / Marion von der Mehden
Glanz bringt nicht nur jene Mona in das abgewrackte Fischerdorf, Glanz und Zauber bringt auch Sanaa Alaoui in „Fischer fischt Frau“. Während die einheimischen Charaktere allesamt dem norddeutschen Typen-Kabinett entspringen und dazu noch von Schauspieler-Typen besetzt wurden, ist Alaouis Mona ein „echter“ Mensch. Letztlich färbt das ostfriesische Phlegma des knorrig-knurrigen Hein Schüpp dann aber doch zu stark auf die Handlung ab, die wenig Witz besitzt und sich leider noch seltener ins Absurd-Groteske bewegt. So ist „Fischer fischt Frau“ eine Multikulti-Komödie für die 60plus-Generation – ein bisschen arg lendenlahm, harmlos und belanglos. Und dass die Frau (gefühlte) 30 Jahre jünger ist als der Mann und das nicht einmal in der Story thematisiert wird, ist schon ein ziemlicher Chauvi-Hammer!