Fighter / Romantic Fighter

Christian Oliver, Riefenstein, Schoras, Rainer Matsutani. Artifizielle Nachtschatten-Kämpfe

Foto: Pro Sieben
Foto Rainer Tittelbach

Mit einem jener klassischen „Vermöbel-Movies“, die primitive Rache-Geschichten mit einigen Action-Kampfszenen aufmischen, wollte Rainer Matsutani mit „Romantic Fighter“ (im Ausland: „Fighter“) nicht dienen. Eine Art Pop(Martial)Art-Melodram um zwei ungleiche Brüder, die dieselbe Frau lieben, hatte der Regisseur 1999 im Sinn. Ästhetischer Stil und Kampfsport wirkungsvoll vereint: die Kamera kreist, Fäuste fliegen, Knochen knacken.

Die Kamera kreist elegant, Hechtsprünge im Gegenlicht, Fäuste fliegen, Knochen knacken – Kampfsport ist das Zentrum des neuen Films von Rainer Matsutani. Ausgerechnet an einem der am meisten verachteten Kino-Genres hat sich der deutsche Meister im Mystery-Fach versucht. Und dabei ist er nicht einmal Fan von Bruce Lee, Claude van Damme & Co. „Mit dem Kickbox-Milieu konnte ich noch nie viel anfangen“, sagt er. Mit einem jener klassischen „Vermöbel-Movies“, die primitive Rache-Geschichten mit einigen Action-Kampfszenen aufmischen, wollte der Deutsch-Japaner nicht dienen. Da kam ihm das Kain-und-Abel-Motiv der Vorlage gerade recht. Und so erzählt er in dem Action-Drama „Romantic Fighter“ von Dennis (Christian Oliver) und seinem großen Bruder Wulf (Thure Riefenstein), der einst ihren Vater erschlug und dafür zwei Jahre im Gefängnis saß. Jetzt ist er wieder draußen und bekommt einen gutbezahlten Schläger- und Kickbox-Job. Auch den „Kleinen“ holt er ins Team, sie bestreiten Schaukämpfe und treiben Geld ein. Später landet auch Tanja (Chiara Schoras, ein Gesicht, das man sich merken sollte), Wulfs Ex, die eigentlich Dennis liebt, im Club der Unterweltchefin Lara (Theresa Hübchen). Doch weder ihr noch Wulf ist zu trauen.

In eine Art PopArt-Melo habe Rainer Matsutani „die Geschichte, in der es um Macht und verschiedene Koalitionen geht“, getaucht. „Wie immer in meinen Filmen sollte alles sehr artifiziell sein, die Bilder, die Charaktere, die Schauplätze, die Kostüme.“ Beim Gang in die Disco durchschreiten die Helden eine magische Lichtröhre und dringen so ein in die Bild gewordene Unterwelt. Auch der Schauplatz der illegalen Kämpfe ist ein Ort für Dunkelmänner und Nachtschatten-Boxer. Hier findet das Macht- und Intrigenspiel sein dramatisches Ende.

Die Kämpfe selber sind ungedoubelt. Die Hauptdarsteller wurden wochenlang von Kampfchoreographen sowie Kampfausbildern der Polizei trainiert. Gefightet wurde beim Dreh im Vollkontakt, das heißt: jeder Schlag traf. „Wäre ein Fußtritt danebengegangen, wären die Dreharbeiten zuende gewesen“, bringt Matsutani das große Risiko auf den Punkt. Doch anders wäre das TV-Movie nicht zu realisieren gewesen. Die perfekten Körper-Doubles zu finden ist schwierig und vor allem kostspielig. Und den Fehler der meisten amerikanischen Kampfsportfilme wollte er nicht machen. „Ich wollte nicht irgendwelche Kickboxweltmeister nötigen, zu schauspielern und Emotionen darzustellen, sondern wollte lieber zwei gute Schau-spieler haben und denen das Kämpfen beibringen.“ Auch den weiblichen Zuschauern wollte er mehr liefern als die schweißglänzenden Körper von Thure Riefenstein, der deutschen Ausgabe von Patrick Swayze, und von Christian Oliver, der aussieht wie ein Bodybuilding-treibender Frontmann einer Boygroup. „Meine beiden Frauen sind keine Verhandlungsmasse der Männer, sie kämpfen kräftig mit, mit den Mitteln der Frauen“, so Matsutani über das Frauenbild seines mit Film-Zitaten gespickten „Romantic Fighter“.

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Fernsehfilm

Pro Sieben

Mit Christian Oliver, Thure Riefenstein, Chiara Schoras, Piotr Olev, Michael Hintzen, Michael Schiller, Theresa Hübchen

Kamera: Gerhard Schirlo

Kostüm: Katja Pothmann

Musik: Nikos Platyrachos

Produktionsfirma: Engram Pictures

Drehbuch: Christian Limmer, Sven Ulrich, Stefan Kornatz

Regie: Rainer Matsutani

EA: 12.03.1999 20:15 Uhr | Pro Sieben

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