Die Sterne-Vergabe im Detail: „Phoenix aus der Asche“ ist für drei Sterne, „Heim gesucht“ hingegen für 3,5 Sterne gut.
Wenn ein Fußballspiel verloren geht, hat das meist mehrere Ursachen: Der Matchplan hat nicht funktioniert, die mannschaftliche Geschlossenheit fehlte, entscheidende Mitwirkende sind unter ihren Möglichkeiten geblieben. Wenn ein Fernsehfilm nicht gelungen ist, hat das oft die gleichen Gründe: Das Konzept ist nicht schlüssig, das Ensemble wirkt nicht stimmig, die Hauptfiguren überzeugen nicht. Beim Auftakt zur neuen ARD-Freitagsreihe „Feuerwehrfrauen“ passt schon der Ansatz nicht: Die Handlung ist als Komödie konzipiert, würde aber als Drama im Stil der ARD-Serie „Die Notärztin“ (2024) viel besser funktionieren. Natürlich ist es legitim, ernste Themen – hier: Frauen in einer typischen Männerdomäne – heiter zu verpacken, aber wenn das Gesamtpaket nicht stimmt, wirkt das Unterfangen, als habe das Thema bloß als Vorwand gedient.
Volker Krappen ist eigentlich ein Garant für emotional komplexe Handlungsentwürfe, die mit scheinbar spielerischer Leichtigkeit schwierige Stoffe behandeln; mit „Kleine Schiffe“ (2013) und „Vier kriegen ein Kind“ (2015) haben seine Drehbücher einst Maßstäbe für die neue Freitagsphilosophie im „Ersten“ gesetzt. Vom Anspruch dieser beiden Komödien ist „Phönix aus der Asche“ weit entfernt. Dabei ist die Geschichte durchaus interessant, zumal die anfangs klischeehaften Hauptfiguren schließlich eine gewisse Tiefe entwickeln: Die Bankangestellte Anja Schmitz (Nadja Becker) ist Mitglied einer freiwilligen Feuerwehr, aber in erster Linie theoretisch versiert. Deshalb ist der Rest der Truppe ziemlich überrascht, als sie vom vorübergehend unpässlichen Einsatzleiter Rainer (Merlin Sandmeyer) zur kommissarischen Stellvertreterin ernannt wird. Prompt muss sie sich gegen den Vorwurf wehren, sie habe den Job bloß bekommen, weil sie eine Frau und mit Rainer „in der Kiste“ gewesen sei.
Die Relevanz des Themas liegt auf der Hand: Abgesehen von vermeintlich typischen weiblichen Berufen stoßen ehrgeizige Frauen rasch an eine gläserne Decke. Hier wird der seriöse Ansatz jedoch durch das Vorzeichen konterkariert. Anja, Typ „alles bio“ und Kontrollfreak, ist als komische Figur angelegt, und so spielt Nadja Becker die Rolle auch: mit viel mimischem Aufwand und entsprechendem Sprechduktus. Schon der erste Auftritt als neue Chefin geht gründlich schief, als ihr zum Einstand kredenzter Flammkuchen Feuer fängt und einzig der beherzte Einsatz von Meike Honnich (Katja Danowski) Schlimmeres verhindert. Kein Wunder, dass der Kollege Olli (Fabien Tietjen) sämtliche Vorurteile bestätigt sieht, zumal sich Anja beim ersten gefährlichen Einsatz ähnlich zögerlich verhält. Dank seines intriganten Verhaltens und der großflächigen Tätowierungen ist Olli allerdings von Anfang an als Stinkstiefel gebrandmarkt, weshalb der Film seine in der Sache völlig berechtigten Vorwürfe nicht ernst nimmt.
Ähnlich stereotyp ist zunächst auch Meike angelegt: Die neue Teamkollegin ist ehemalige Berufssoldatin, musste die Bundeswehr jedoch verlassen, weil sie ein Autoritätsproblem hat. Danowski verkörpert die Rolle durchgehend als Flintenweib mit demonstrativ zur Schau gestellter verkniffener Miene. Das soll sicherlich einen Kontrapunkt zur Frohnatur Anja setzen und würde gut zu einer romantischen Komödie passen, in der sich zwei komplett konträre Gegensätze anziehen, aber hier arten die Konfrontationen bloß in unsympathisches Gezicke aus. Das ändert sich, als die Frauen Einblicke in ihr Seelenleben gewähren, selbst wenn es ein weiteres Filmklischee ist, dass sich hinter Meikes mürrischem Auftreten ein Kindheitstrauma und hinter Anjas fröhlicher Fassade eine Lüge verbirgt.
Regie führte Martin Busker, dem es offenbar wie so vielen Regietalenten ergangen ist, die sich nach einem formidablen Kinodebüt den redaktionellen Rahmenbedingungen eines Sendeplatzes beugen müssen: Sein Film „Zoros Solo“ (2019) war eine erfrischende Tragikomödie über einen pfiffigen afghanischen Flüchtlingsjungen. Neben der turbulenten Geschichte erfreute der Film durch die vorzügliche Arbeit mit dem Ensemble und eine ausgezeichnete Bildgestaltung. „Phönix aus der Asche“ und „Heim gesucht“ sind dagegen handelsübliche Freitagsfilme, die sich aber immerhin durch sorgfältige Kameraarbeit und reizvolle Lichtsetzung auszeichnen.
Im zweiten Film bildet das Engagement der beiden Frauen bloß noch den Hintergrund für eine gänzlich andere Geschichte. Die Handlung trägt sich ein Jahr später zu; die Fortsetzung ist tatsächlich erst dreizehn Monate nach dem Reihenauftakt gedreht worden. Die beiden Frauen sind mittlerweile beste Freundinnen, aber Anja hat Job und Haus verloren. Meike und ihre Mutter (Lina Wendel) nehmen sie auf ihrem Bauernhof auf. Aus der Affäre mit Rainer ist eine Beziehung geworden, die Anja jedoch geheim halten will; prompt geht die Liebe in die Brüche, als der Wehrführer „Butter bei die Fische“ fordert. Zentrales Drama ist jedoch ein Bruderzwist: Feuerwehrkollege Olli hat einen jüngeren Bruder (Marven Gabriel Suarez-Brinkert), der eine Gefahr für sich und andere darstellt. Nach und nach kommt eine tragische Familiengeschichte ans Licht. Dramaturgisch gleichen sich die Filme auf die Minute genau: Beide beginnen mit einem Brand, bei dem ein Mensch in Lebensgefahr gerät, dann folgt eine lange Rückblende, bis sich die Kreise nach exakt 83 Minuten schließen. Immerhin spiegelt sich die Entwicklung der Figuren auch in der Darstellung wider, selbst wenn Becker ihre Rolle nach wie vor den Umständen zum Trotz tendenziell komisch anlegt und in praktisch jeder Einstellung ein Gesicht macht. (Text-Stand: 12.4.2024)