Nur eine Familie auf Probe? Ein verwitweter Lehrer und eine geschiedene Gärtnereibesitzerin haben sich eigentlich auf mehr eingerichtet. Oliver hat in Berlin alle Zelte abgebrochen und ist mit seiner Teenager-Tochter Holly in die bayerische Provinz gezogen – zu Johanna und ihren Kindern Lisa und Max. Obwohl die Mädchen gleichaltrig sind, fremdeln sie untereinander, und der kleine Max trauert seinem Vater Kilian nach. Der mischt sich mit den zunehmenden Problemen seiner Kinder auch wieder in Johannas Belange ein, die mit ihrer Gärtnerei in einen finanziellen Engpass geraten ist. Beide Männer wollen ihr helfen. Doch das trifft ihren wunden Punkt: Johanna will endlich einmal ökonomisch unabhängig sein von ihrem Partner. Für Oliver, der sich mit Lisa gut versteht und ihr heimlich Nachhilfe gibt, ist das unverständlich. Familie – das ist etwas anderes für ihn. Kann diese Beziehung also eine Zukunft haben?
„Familie für Fortgeschrittene“ erzählt von den Sorgen und Nöten einer Patchwork-Familie. Die Problemlagen sind dem Alltag abgelauscht: da fehlt es am lieben Geld, da winkt einer nicht uneigennützig mit dem Scheckbuch, da nervt die Schule, da bereitet die erste Liebe Bauchschmerzen – da verhindert es der (Berufs-)Alltag, zu sich und zueinander zu finden. Die Handlung ist entsprechend anschlussfähig für viele Zuschauer, sie bietet Möglichkeiten zu unerwarteten Koalitionen und steckt voller kleiner Wahrheiten. Das ist vom Drehbuch her überzeugend, weil die Dramaturgie hinter den Geschichten, die einem höheren Ziel dient, fast unsichtbar bleibt, weil sie ohne Scheinkonflikte, ohne künstlich gesetzte Missverständnisse auskommt. Der Film von René Heisig (Regie) und Silke Steiner (Buch) besitzt einen leichten und lockeren Grundton – und auch der „gute Endzweck“ wird nicht dramaturgisch erzielt, sondern er ergibt sich aus einer Besinnungsphase der Figuren. Die guten, sympathischen Darsteller runden das für einen Degeto-Film positive Gesamtbild ab.