Judith (Julia Koschitz), die Besitzerin eines Wiener Luster-Geschäfts, ist mit ihrem Leben zufrieden, sie sucht nicht nach einem Partner. Doch dieser Hannes (Manuel Rubey) ist so hinreißend anders, ist charmant, zuvorkommend, herzlich, eloquent und sieht dazu noch gut aus, dass sie nicht anders kann – und sich entgegen ihres freiheitsliebenden Naturells rasch bindet. Selbst sie, die selbstbewusste und selbstbestimmte Geschäftsfrau, ist empfänglich für seine kleinen Aufmerksamkeiten. Auch alle aus Judiths privatem Umfeld sind begeistert von Hannes – die Mutter (Barbara Auer), der Bruder (Marcel Mohab), die beste Freundin (Julia Koch) und ihr langjähriger bester Freund (Stefan Rudolf). „Alles ist so schnell gegangen. Er tut mir gut. Ich bin glücklich“, zieht sie bei einem Familientreffen auf dem Land Bilanz. Dort glaubt sie, nun doch eine Schwachstelle ihres Mr. Perfect gefunden zu haben: seine Eifersucht. Noch kann Hannes die Situation retten. Und dann hat er die nächste Überraschung für seinen Schatz parat: eine Reise nach Venedig. Doch das, was er hier mit ihr inszeniert, öffnet ihr die Augen: Hannes will sie offenbar nach seinen Vorstellungen modeln. Ein Ausflug in elegantem Weiß, mit einer Gondel voller Rosen: Für andere Frauen mag das ein Traum sein, für Judith nicht. „Ich bin nicht gemacht für so eine enge Beziehung“, sagt sie. Sie braucht Abstand und reist allein nach Wien zurück.
Foto: ORF, ZDF / Petro Domenigg
„Ewig Dein“ beginnt als ganz alltägliche Romanze zweier sehr unterschiedlicher Menschen: hier eine moderne, toughe Frau, die eine erste Einladung mit „Dann machen wir das“ beantwortet; dort ein Kavalier der alten Schule, der seine Herzdame mit ungewöhnlichen Komplimenten fasziniert – „schöne Zähne“, eröffnet er das erste Date. Gegensätze ziehen sich an und so scheint nach knapp dreißig Filmminuten das Liebesglück perfekt zu sein. Doch die Traumreise nach Venedig wird zum Alptraum für Judith, die sich plötzlich zur „Anziehpuppe“ degradiert sieht. Und der Alptraum ist in Wien nicht vorbei. Immer wieder taucht Hannes überraschend auf. Jetzt sind die Rosen nicht mehr rot, jetzt sind sie gelb – ein Zeichen der Reue, des Wunschs nach Versöhnung. Doch Judith will nicht mehr. Diese Beziehung macht sie krank. Besonders schmerzhaft ist es für sie, dass außer ihrem besten Freund alle offenbar auf Hannes Seite stehen, und rasch machen (alte) Vorbehalte gegenüber Judith die Runde: immer dasselbe Muster, wenn sie geliebt wird, läuft sie davon. Ausgerechnet auf ihrer Geburtstagsfeier rastet Judith völlig aus: „Ihr steckt doch alle unter einer Decke“, schreit sie und sucht das Weite. Sie leidet unter Wahrnehmungsstörungen, Halluzinationen und Verfolgungswahn. Judiths Mutter wirkt besonders betroffen, weiß sie doch um die Depressionen ihrer Tochter nach dem Tod des Vaters.
Foto: ORF, ZDF / Petro Domenigg
Psychodrama oder Psychothriller? Wohin die Genre-Fahrt geht, sei an dieser Stelle noch nicht verraten. Folgt die österreichisch-deutsche Koproduktion dem Trend der bisherigen Fernsehfilme, die von toxischen Beziehungen inklusive weiblichen Psychose-Verdachts erzählen, von „Du gehörst mir“ (ZDF, 2007) über „Lautlose Morde“ (ZDF, 2010) bis hin zu „Dein Leben gehört mir“ (Sat 1, 2019), wäre der Fall klar: Dann dürfte Hannes nicht der perfekte Schwiegersohn, sondern Täter sein, der einen Lustgewinn aus Macht- und Manipulationsspielchen zieht, und Judith, die bis zum Tag X, jenem vermeintlich zufälligen Zusammenstoß der beiden im Supermarkt, ein ausgeglichener, gesunder Mensch gewesen zu sein scheint, wäre das Opfer. Vergleicht man den Film von Johanna Moder („School of Champions“) mit den anderen Filmen um „krankhafte“ Beziehungen auf Leben und Tod, ist „Ewig Dein“ der am feinsinnigsten erzählte, dem die Genre-Zweiteilung psychologisch und spannungstechnisch guttut. Die Normalität der ersten halben Stunde, die romantisch-realistische Finte, etablieren die Charaktere und eine Beziehung, die zu schön ist, um wahr zu sein. Und dank der Top-Besetzung mit Julia Koschitz und Manuel Rubey besteht kein Grund zur Ungeduld: Gebannt folgt man den kleinsten Regungen in deren Mimik und Gestik, in der Hoffnung, so den Fortgang der Handlung erahnen zu können. Der Genre-Switch erst zur Halbzeit ist dramaturgisch ein Vorteil gegenüber einer Handlung, bei der die Beziehung von Beginn an deutlich toxisch konnotiert ist. So schleicht sich ganz langsam Unbehagen in das Liebesglück. Zudem muss man nur 45 statt 90 Minuten an der Spannungsschraube drehen. Und dass die weibliche Hauptfigur, aus deren Perspektive die Geschichte erzählt ist, kein naives Hascherl ist, sorgt wirkungsvoll für eine größere Fallhöhe.
Foto: ORF, ZDF / Petro Domenigg
Die Genre-Zweiteilung ist nicht nur erzähltechnisch klug, sie spiegelt auch die Narration und die Psyche einer der beiden Hauptcharaktere von „Ewig Dein“ wider: gestörte Kommunikation, verursacht durch die Aufspaltung einer Persönlichkeit in eine scheinbar gesunde und eine zutiefst pathologische. Wien ist für eine solche Geschichte ein guter Schauplatz. Und Venedig ist eine Reise wert als mythischer Ort, nicht für vorweggenommene Flitterwochen, eher für die Agonie einer Beziehung. Noch tragen die Gondeln nur Trauer, doch Unverständnis, Wut und Apathie werden folgen. Metaphern, Assoziationen und Antizipationen auf der Bildebene gehören zu den besonderen Stärken des Films: ein Sarg, der nachts durchs Treppenhaus getragen wird; der Ring, ein Geschenk von Hannes, der sich zunächst nicht vom Finger abstreifen lässt; das gewissenhafte Befüllen einer Tablettenbox; die Gondel in Venedig, dekorativ ausgeschlagen, die eher an einen Sarg als ein Liebesnest erinnert; die Szene, in dem Judith liegt wie auf einem Totenbett, weißes Gewand und regungslos, bevor Hannes sie vergewaltigt. Auch das Spiel mit Schwarz und Weiß, Hell und Dunkel darf in einer solchen Geschichte nicht fehlen. Der Film beginnt düster, auf einem Friedhof, im Regen. Es folgt Judiths Reich, die Welt des Ästhetischen, der gläsernen Lustern, die sie kunstvoll zu arrangieren weiß. Sie sind hell, glänzend, schön wie Kristalle und Diamanten. In dieser Szene wird auch die dunkle Seite der Geschichte etabliert: Es geht (dramaturgisch nicht zufällig) in den Keller, ein finsteres Backsteingewölbe, in dem die Luster und Glaselemente lagern. Die Geschichte hat etwas von einem Märchen, einem grimmigen Märchen. Die narrative Dichte kommt nicht von ungefähr. „Ewig Dein“ ist nach einem Roman entstanden. Johanna Moder sah darin offensichtlich auch eine Verpflichtung zu einer stimmigen wie stimmungsvollen Inszenierung.
4 Antworten
Hervorragend gespielt, aber von der Story her eher schwach und enttäuschend.
Da halfen auch die aufwändigen Locations wie z.B. Venedig nichts…auch die vielen Symbolbilder, die auch in der obigen Rezension erwähnt werden, können m.E. die eher schwache Story nicht wirklich aufpäppeln.
Lange von J. Koschitz nicht mehr so eine heftig-intensive und glaubwürdige Performance gesehen.
5 Sterne, aber nur wegen der Darstellung.
Dann habe ich einen anderen Film gesehen. Eine Zumutung, deren unrealistische und miserabel inszenierte Story man nicht bis zum Ende schauen möchte. Schade, dass man TV- Gebühren nicht einbehalten darf.
Ich stimme dem Kommentar von Günter Illig zu!
So ein vorhersehbarer schlechter Film!
Die grösste Entäuschung erlebt man immer von Menschen die man zu kennen glaubt.
Zudem Frau Koschitz, Frau Auer und der giftmordende Kerl auch, in anderen Filmen zum Vergleich, nichts an Neuem Können zeigten. Und solche Zustände wie in der Psychatrie sind wohl an den Haaren herbeigezogen. Blutuntersuchung wird nicht durchgeführt, man verschreibt gleich mal was Geld bringt.