Bisher war sie immer nur die, die herumtelefonierte und in Archiven stöberte, jetzt will Eva (Julia Hartmann) sich endlich auch einmal als echte Journalistin beweisen. Aber muss es ausgerechnet die „Liberty“ sein, ein Containerschiff, das in Malaysia zur großen Fahrt ansetzt?! Sechs Wochen an Bord eines Frachters, dessen Kapitän (Peter Benedict) sie wie einen blinden Passagier behandelt, sechs Wochen offline, dafür mit 860.000 chinesischen Designerschuhen im Schlepptau – eine Top-Story verspricht das nicht gerade. Doch einmal nicht richtig aufgepasst – und schon geht die Möchtegern-Reporterin über Bord. Keiner hat’s gemerkt und so hat der Alkoholschmuggler Nik (Stephan Luca) von nun an die Schöne an der Backe, für deren Reize er derzeit nicht empfänglich ist. Die beiden haben bald auch andere Probleme. Die „Liberty“ ist von Piraten gekapert worden. Die Männer sind bis an die Zähne bewaffnet, ihr Anführer Baal (Amporn Parnkatok) ist ein ganz übler Zeitgenosse und dann werden die zwei auch noch verschleppt; dennoch gelingt ihnen die Flucht. Doch sie kommen vom Regen in die Traufe – denn der malaysische Urwald birgt nicht weniger Gefahren.
Die Story von „Eva über Bord“ ist – wie sich das für Abenteuerkomödien gehört – nur Vorwand für ein launiges Tohuwabohu, das mit ein bisschen Action und hübschen, aber zumeist rasch verpuffenden Gags garniert ist. Eigentlich geht es darum, wie zwei, die der Zufall zusammengeführt hat, sich zusammenraufen. Es spricht für Autor-Regisseur Peter Gersina („Warum ich meinen Boss entführte“), dass er die genretypische gegenseitige Abneigung, dieses vorpubertäre „Was sich liebt, das neckt sich“, nicht überbetont. Ein genervtes „Machovollpfosten“ aus Evas Munde oder eine Chauvi-Replik wie „Haben Sie mir gerade zugehört? Wissen Sie überhaupt, wie das geht: Zuhören“ müssen reichen. Die äußere Handlung, die Bedrohung durch die Piraten, macht mehr übertriebene, Romantic-Comedy-like Antipathie zwischen den beiden nicht möglich. Ähnlich wie in den Adventure-Komödien der 1980er Jahre, insbesondere die Michael-Douglas-Kathleen-Turner-Urwald-Abenteuer oder die dürftigen „Quatermain“-Filme mit Chamberlain und Sharon Stone, sorgt das Abenteuer-Genre für die Storyline, während komödiantische Elemente die Details ausschmücken.
TV-Spielfilm ist da nicht so gnädig:
„Das Beste an diesem mit einigem Aufwand in Szene gesetzten, aber mies gespielten und noch mieser geschriebenen Film von Peter Gersina („Tiger Team“) ist der Anfang: Da fass Eva schon mal die krassesten Szenen ihres Abenteueres zusammen. Danach kann man gestrost umschalten. Fazit: Flop des Tages – TV-Schiffbruch, der gern großes Kino wäre.“
Dabei setzt Gersina vornehmlich auf Charakter- bzw. Typen-Komik und sehr viel weniger auf Sprachwitz. Eva, hinreißend komisch von Julia Hartmann gespielt, trägt mit ihrer Schusseligkeit und tolpatschigen Art Züge der wirrköpfigen, leicht neurotischen Heldinnen, die man aus Screwball Comedies kennt. Dazu passt es, dass Gersina zugunsten der Abenteuer-Krimi-Geschichte, die am Ende nicht unwesentlich dazu beiträgt, dass das Duo auch erotisch zueinanderfindet, die Romanze allenfalls als Subtext mitschwingen und stattdessen die Handlung – trotz lebensbedrohlicher Situationen – eher wie Kinderspiele mit Erwachsenen aussehen lässt. In diesem Zusammenhang ganz hübsch, aber letztlich zu wenig ausgespielt: die Idee, das attraktive Hinterteil der Heldin und den Blick darauf zu nutzen, Stephan Lucas offenbare Glücksritterfigur zu charakterisieren und eine dezente sexuelle Spur (in die Zukunft) zu legen. Für Gender-Gleichberechtigung sorgt schließlich eine schön poppig bunte Sequenz, in der Gersina seinen „Helden“ nach deren Genuss halluzinogener Pilze (und auch dem Zuschauer) ein psychedelisches Intermezzo gönnt: Denn was macht die sonst eher etwas verklemmte Eva? Sie greift mit beiden Händen in die volle Pracht von Niks Knackarsch.
Dass sich die anfangs sexy bebrillte, etwas naive Heldin im Verlauf der Handlung, nachdem Gersina schon mal das eine oder andere Frauchen-Klischee wie unmotiviertes Weinen oder Plappern statt Denken aus der Geschlechterrollen-Mottenkiste holt, mehr und mehr zu einem gleichberechtigten Partner mausert, ist zu erwarten. Sie durchschaut einen kriminellen Komplott, den Mann, mit dem sie ein paar Tage durch dick und dünn gegangen ist, den durchschaut sie am Ende aber immer noch nicht. Der Zuschauer könnte da durchaus früher mehr erahnen. Aber wie gesagt: Alles ist ohnehin nur Vorwand für eine Unterhaltungsmixtur, die sich strengen Kritikerregeln entzieht und die vor allem eine Frage des Geschmacks und der augenblicklichen Gestimmtheit sein dürfte. Auf der Zielgeraden dieses Degeto-Freitagfilms mit Überlänge dürfte es jedenfalls den Zuschauern, die diesem Genre und dieser Besetzung zugeneigt sind, viel mehr interessieren, wie denn nun die beiden wieder zusammenkommen, nachdem sie sich kurzzeitig aus den Augen verloren haben. Ob der Film etwas für einen ist, weiß man bereits nach dem ebenso knalligen wie cleveren Intro. Zwar erkennt man darin das komische Potenzial von Julia Hartmann noch nicht hinreichend (das von Luca kennt man, aber der muss sich rollenbedingt mit dem Humor zurückhalten) – aber das Versprechen, das der Film dem Zuschauer mit diesem Anfang gibt, löst der Film im Laufe der Handlung ein.