Es war Mord und ein Dorf schweigt

Bettina Zimmermann und wie aus einem (Ost-)Drama nur ein Thriller wird

Foto: Sat 1 / Stefan Erhard
Foto Rainer Tittelbach

„Es war Mord und ein Dorf schweigt“ ist ein Thriller, der sich um ostdeutsche Vergangenheitsbewältigung bemüht. Kam der Vater der Heldin tatsächlich beim Versuch der Republikflucht durch eine Selbstschussanlage ums Leben? Die guten Ansätze der Geschichte arbeitet das Drehbuch von Timo Berndt zu wenig heraus und Jorgo Papavassilious Regie setzt vor allem auf oberflächliche Spannungsmache. Da wäre mehr möglich gewesen!

Warum zieht es eine junge, attraktive Frau in ein Kaff in die tiefste ostdeutsche Provinz? Und warum kauft sie sich dazu noch ein baufälliges Haus am Waldrand? Das alles nur wegen einer halben Stelle als Kindergärtnerin?! Irgendetwas stimmt nicht mit dieser Johanna. So liebevoll sie sich auch um den Nachwuchs der Dorfbewohner kümmert, so seltsam verhält sie sich mitunter. Besonders drei Männer sind es, die der Frau auf die Finger schauen: der Bauunternehmer David Lindberg, der Besitzer des Dorfladens Sebastian Kolle und der Mann von Johannas Kindergarten-Kollegin Martin Weber. Alle drei waren NVA-Grenzsoldaten, und alle drei haben ein Geheimnis, das mit dieser Frau etwas zu tun hat.

Der Titel verrät es bereits. „Es war Mord und ein Dorf schweigt“ ist ein Thriller, der sich um ostdeutsche Vergangenheitsbewältigung bemüht. Und auch wenn Bettina Zimmermann ihr apartes Lächeln aufsetzt, das recht bald in dem coolen Feixen von Dorfbulle Thomas Borchert sein männliches Pendant erfährt, macht der Film den Konventionen des Genres alle Ehre. Da wechseln schockhafte Szenen mit dramaturgischen Bluffs – und immer wieder findet das Motiv der quietschenden, rostigen Kinderschaukel suggestiv Eingang in den gemächlichen Erzählrhythmus. Was man als Zuschauer früh ahnt, wird erst nach und nach bestätigt: Johanna hat in jenem Haus, das sie jetzt erstanden hat, als Kind einige Jahre gewohnt. Dann kam ihr Vater zu Tode. Republikflucht. Er sei in eine Selbstschussanlage gelaufen. Ihre Mutter zog weg, sie kam ins Kinderheim. Jetzt will Johanna die ganze Wahrheit wissen.

Die guten Ansätze der Geschichte arbeitet das Drehbuch von Timo Berndt zu wenig heraus und die Regie setzt vor allem auf oberflächliche Spannungsmache. Die Figuren bleiben stereotyp; sie lassen dem Thema und den Schauspielern kaum eine Chance. Johannes Brandrup, Walther Kreye, Horst Krause und Julia Richter hat man schon in besseren Rollen gesehen. Und für die schauspielerische Entwicklung von Bettina Zimmermann ist das TV-Movie nach ihrem Sat-1-Auftritt in „Die Luftbrücke“ sogar ein deutlicher Rückschritt.

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Fernsehfilm

Sat 1

Mit Bettina Zimmermann, Johannes Brandrup, Walter Kreye, Horst Krause, Julia Richter, Arnd Klawitter, Amber Bongard

Kamera: Yvonne Tratz

Szenenbild: Agi Ariunsaichan Dawaachu

Schnitt: Ollie Lanvermann

Produktionsfirma: Cinemakers Film

Drehbuch: Timo Berndt, Jorgo Papavassiliou

Regie: Jorgo Papavassiliou

EA: 24.01.2006 20:15 Uhr | Sat 1

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