Eigentlich will sich ein betrogener Kapitalanleger nur seine zwei Millionen zurückholen, die ein kaltschnäuziger Bankdirektor veruntreut hatte. Doch da es mit dem kriminellen Knowhow des Hobby-Gangsters und seinem viel zu netten Kompagnon nicht allzu weit her ist, gerät der geplante Bankraub völlig aus dem Ruder und macht die beiden auch noch zu Entführern und Erpressern. Das Schlimmste aber: Sie müssen sich mit zwei Geiseln herumschlagen, die zu allem Überfluss Rivalinnen sind – mit der unerträglichen Bankergattin und dem naiven Girlie, das sich vom Oberbanker hat schwängern lassen.
Was als überzogenes Karikaturenkabinett beginnt, steigert sich allmählich zu einer schrägen Komödie, in der alles erlaubt ist, was zur Unterhaltung beiträgt. Entführer und Entführte verlieben sich ineinander, tauschen die Rollen, tauschen den Partner und zahlen es dem in jeder Hinsicht untreuen Bankerekel heim. Ein bisschen Stockholm-Syndrom, ein bisschen „Die unglaubliche Entführung der verrückten Mrs. Stone“, etwas Gaunerkomödie und Romantic Comedy – genug für einen kurzweiligen Fernsehabend. „Entführ’ mich, Liebling“ von Wiebke Jaspersen und Thomas Nennstiel hat Tempo, Witz und gelegentlich auch gelungene Szenen zum Thema, warum Männer und Frauen nicht zusammenpassen, es aber doch immer wieder miteinander versuchen. Und mindestens so imponierend wie die Darsteller, allen voran Lisa Maria Potthoff, ist die Hochhausruine mit gigantischem Ausblick, in der ein Großteil des Films spielt. (Text-Stand: 28.11. 2006)