Nach zehn Jahren kehrt Julianna an den Ort ihrer Kindheit auf das neuseeländische Eiland Waiheke zurück. Im Gepäck Rachepläne und ein Übernahmevertrag. Die Familie des größten Weingutbesitzers der Insel hat ihren Vater einst in den Tod getrieben. Jetzt hat sie die Trümpfe in der Hand. Sie glaubt, dass es für sie die größte Genugtuung sei, die Witwe und ihren Sohn aus ihrer herrschaftlichen Residenz zu jagen. Doch sie täuscht sich – genau so, wie sie sich in Gray Sheridan, dem Sohn des skrupellosen Weingutbesitzers, getäuscht hat. Er tut Gutes, will die Schandtaten seines Vaters vergessen machen. Die Todgeburt seiner Tochter war ein Anstoß, der andere war Julianna. Sie war die Mutter, ist noch immer Grays Frau und sie ist damals spurlos verschwunden. Jetzt kommt sie als Millionärin zurück und merkt, dass Gray anders ist als seine Sippschaft.
Schöne Frauen, smarte Männer, Landschaften zum Verlieben, widerwärtige Intrigen, dunkle Wahrheiten aus der Vergangenheit, unerfüllte Liebe, Fehlgeburt, Heimkehr, Rache – das ist ein Stoff für Melodramen. Doch „Zeit der Vergebung“ verwässert die Archetypen zu einer Wohlfühlromanze – ohne Mut zum Konflikt, ohne emotional dort hin zu gehen, wo es wehtut. Der Schmerz ist kein gelebter, sondern ein erinnerter. Das Drama wird nur angedeutet – und aus Postkartenansichten lässt sich schwerlich ein gutes Melodram schmieden. Der Film von Oliver Dommenget zieht am Auge des Betrachters vorbei, ohne besonders zu stören. Für den Sonntagsfilm im ZDF sicher schon eine Auszeichnung. Die Gründe liegen in der Besetzung.
Jana Klinge („R.I.S. – Die Sprache der Toten“) erinnert an die junge Sophie von Kessel, sie ist genau der richtige Typ für den liebenden Racheengel. Sie besitzt etwas Herbes und zugleich etwas Natürlich-Frisches, was sie die beiden Seiten ihrer Julianna überzeugend verkörpern lässt. Philipp Brenninkmeyer („Girl Friends“) mit seinem leichten Akzent passt überraschend gut als ewiger Sohn, der sich langsam zu emanzipieren versteht. Und Gaby Dohms Mundwinkel befinden sich meist auf Talfahrt, ihr Mutter-Biest Shirley nervt – aber das muss wohl so sein in einem solchen Plot. Ästhetisch entschädigen einige wenige Melo-Tableaux und zwei, drei Passagen, in denen sich die Regie Nähe traut, rangeht an die Gesichter, die Gefühle. In solchen Momenten fällt der Film für Sekunden aus seinem Plätscherrhythmus und gibt ein Versprechen, das im nächsten Moment, getragen von einem unakzentuierten Sound-Teppich aus Klaviergeklimper und Streicher-Einerlei, wieder ins Belanglose entschwindet.