Da liegt er nun tot im eigenen Blute, der kleine Kronprinz, und wird nie ein König werden. „Klonprinz“ wäre allerdings treffender, denn gemeinsam mit seinen nicht minder jungen Kollegen war der schmucke Bursche ein reines Kunstprodukt: Als Boygroup „Die Kronprinzen“ brachten sie in ausverkauften Hallen Mädchenherzen dazu, sich in Ohnmacht zu kreischen. Damit ist nun Schluss. Es gibt noch ein Abschiedskonzert für den toten Jamie, dann wird sich die Band sehr zum Kummer ihres Managers auflösen. Weil dieser Frantzen aber von Ralph Herforth verkörpert wird, ist ohnehin klar, dass es dem Kerl stets nur ums eigene Wohl gegangen sein dürfte. Bei der Suche nach Jamies Mörder hilft das allerdings zunächst nicht weiter: Der Sänger ist im Hotelzimmer mit dem Kopf gegen einen Tisch geschlagen, doch das Genick wurde ihm erst später gebrochen. Der Verdacht liegt nahe, dass ein zorniger Vater Rache genommen hat, schließlich behaupten gleich mehrere junge Mädchen, Jamie sei der Vater ihres ungeborenen Kindes. Tatsächlich hat sich ein alleinerziehender Landwirt (Peter Kurth), der das Haus nur mit Flinte verlässt, nachts im Hotel rumgetrieben. Dabei könnte Jamie, wenn er noch lebte, glaubhaft versichern, dass er als Vater gar nicht in Frage kommt: Seine Liebe galt allein einem Zimmerkellner (René Ifrah).
Mag ja sein, dass „Mord nach Mitternacht“ als Krimi gewisse Schwächen hat, aber als Film über das Musik-Business ist diese Folge von „Einsatz in Hamburg“ hochinteressant, zumal sie immer wieder aus Sicht eines jungen Mädchens erzählt wird. Die Figur des zynischen Managers Frantzen ist sicher etwas klischeehaft ausgefallen, doch im Prinzip repräsentiert er exakt jene Mechanismen, nach denen das Geschäft nun einmal funktioniert. Noch hemmungsloser haben sich die Autoren Charles Lewinsky und Walter Weber (letzterer hat den Film auch inszeniert) einen Journalisten gebastelt: Hinnerk Schönemann spielt einen typischen „Witwenschüttler“, der für eine gute Story locker über Leichen geht. Allerdings bleibt lange offen, ob der rasende Reporter nicht auch in den Fall verwickelt ist. Kommissarin Jenny Berlin (Aglaia Szyszkowitz) jedenfalls ist der Typ nicht minder zuwider als der abstoßende Frantzen. Um so interessanter ist das Finale, denn darin sind beide verwickelt.