Afrika ist das neue Traumziel des deutschen Fernsehfilms. Nach Iris Berben und Veronica Ferres verschlägt es in Vivian Naefes „Einmal so wie ich will“ Senta Berger auf den geheimnisvollen Kontinent. Sie spielt eine Gattin, die nach fast dreißig Jahren Ehe sich ein einziges Mal nicht so verhält, wie es ihr Mann sich wünscht. Nach einem Ehestreit steigt ihre Emma aus – zunächst aus dem Wagen, um lady-like durch den Staub Südafrikas zu stöckeln, später dann aus dem bequemen, unselbstständigen Leben in Deutschland, um ihr kränkelndes Ego und eine Straußenfarm nebst ihres Besitzers einer Komplettüberholung zu unterziehen.
Foto: ZDF / Christine Nachmann
Doch mit dem Aussteigen ist das so eine Sache. Vor allem für eine Frau wie Emma. Auch wenn sie betont, dass ihre Tage in Südafrika der Versuch sind, einmal zu sich zu kommen, so gerät sie doch unweigerlich in den Bann der fremden Lebensart und auch der anfangs so schwer zugängliche weiße Farmer John, den Götz George als verschrobenen Romantiker gibt, erweist sich zunehmend als ein Mann, von dem die Städterin einiges lernen kann. Auch ihre Ehe lässt sich nicht abschütteln wie ein alter Schuh. So fühlt sich die Heldin am Ende stärker emotional hin- und hergerissen als je zuvor. Was tun, wenn der Verstand, etwas anderes sagt als das Gefühl, wenn das Sicherheitsbedürfnis nicht mit der Sehnsucht übereinstimmt!? Gehen oder bleiben? Den Alltag ertragen oder einen Neuanfang wagen?
Die Aussteigerballade von Gabriela Sperl und Vivian Naefe gibt keine wohlfeilen Antworten auf die ewige Fragen nach dem richtigen Leben. Die Glückssuche verstrickt sich hier nicht wie so oft in den Untiefen des Melodramatischen. Auch die interkulturellen Klischees, deutsch-pragmatischer Perfektionismus contra afrikanisch-verträumtem Idealismus, werden eher spielerisch in die Geschichte eingebaut. Dazu passt es, dass die Schauspieler nicht mit großen Gesten die imposante Landschaft zu übertrumpfen versuchen, sondern ihre Gefühle eher leise in sich hineinspielen. George sah man in letzter Zeit selten so zurück genommen, geradezu zärtlich spielt er seinen John. Senta Bergers Emma weist unter ihrer Schutzhülle mehr psychische Schrammen auf als viele ihrer sonst so patenten Heldinnen. Und Jeanette Hain als Farmertochter versinnbildlicht in ihrer typischen Art des sensiblen Understatements die Tonlage des Films. Dieser passt sich zunehmend auch Peter Simonischek als Emmas stressiger Ehemann an. Der wartet klug in kalter Funktionsarchitektur auf die Rückkehr seiner besseren Hälfte. Wird sie zu Weihnachten wieder vor der Tür stehen? (Text-Stand: 1.4.2005)
Foto: ZDF / Christine Nachmann