„Warum es nicht versuchen?!“ Verunsichert von ständigen Mieterhöhungen und der allgemeinen Wohnungsknappheit (in den frühen 70er Jahren), hat sich Bruno Semmeling entschlossen zu bauen. Seine Frau ist anfangs noch skeptisch. Aber als es ans Planen geht, ist auch sie Feuer und Flamme – und träumt vom Eigenheim im Grünen. Der Traum wird allerdings zum Alptraum. Denn der Weg ist lang und die Kosten steigen ständig. Der Diplom-Ingenieur mit einem Nettoeinkommen von 1.897 D-Mark merkt bald, dass er sich offenbar übernommen hat, doch er kann nicht mehr zurück. Und außerdem haben alle, die an ihm verdienen, der nette Herr von der Sparkasse, der freundliche Architekt und der listige Bauunternehmer, so überzeugende Argumente! Also lügt er sich weiter etwas in die Tasche und hört nur das, was er hören will. Als es dann irgendwann mit dem Bau losgeht, sind es die Handwerker, die den Semmelings den letzten Nerv kosten. Und als bei der Innenausstattung für die werte Gattin nur das Teuerste gut genug ist – man baut ja nur ein Mal – und der unbedarfte Bauherr, um Geld zu sparen, auf die Idee verfällt, eine Baustoffgroßhandlung zu eröffnen, ist im Leben der Semmelings kaum noch ein Stein auf dem anderen.
„Einmal im Leben – Geschichte eines Eigenheims“ ist ein Dauerläufer des deutschen Fernsehens. 1972 entstanden, ausgehend von einem brisanten sozialpolitischen Thema der Zeit, hat Dieter Wedels Dreiteiler wider Erwarten über die Jahrzehnte kaum Patina angesetzt. Der deutsche Michel, der sich längst am Rande des Nervenzusammenbruchs befinden müsste, bleibt ein deutscher Michel und erträgt das Unerträgliche. Die Sorgen und Nöte des kleinen Mannes sind universal und zeitlos – und die nicht nur einfallsreiche, sondern auch dramaturgisch kluge Machart veredeln das erste Alltagsabenteuer der Semmelings und machen den Film zu einem Fernsehfilm-Klassiker. Das Komischste ist heute der fingierte Doku-Stil, das Arbeiten mit Info-Inserts und das reportagehafte Beiseitesprechen der am Hausbau beteiligten Parteien. Die geben Auskunft über ihre Arbeit und Tricks, nehmen kein Blatt vor den Mund, sagen das, worüber keiner spricht und was deshalb die Semmelings nicht wissen. Äußerst komisch sind auch die Kommentare zum Stand der Dinge, treudoof gesprochen von Semmeling, dessen bester Freund längst der Taschenrechner geworden ist. Und immer wieder rattern die Baukosten als D-Mark-Zahlenkolonnen durchs Bild.
Die gesellschaftliche Wirkung des Mehrteilers:
Dieser ungewöhnlich große Erfolg von Wedels Mehrteiler beruht auf der Tatsache, dass ein Großteil der Häuslebauer sich in der Familie Semmeling wiedererkannte. Ein anderer Teil konnte sich nach der Serie im Besitz eines besseren Wissens wähnen, nach dem Motto: „Ich weiß nun, was da läuft, das kann mir nicht passieren“. Es war ein ungewollter Nebeneffekt des Films, dass er dem Fertighausbau mit seinen Listenpreisen und kurzen Bauzeiten mit zum Durchbruch verholfen hat. (aus Wikipedia)
Nicht nur die gespielte Doku-Kamera dürfte den heutigen Zuschauer an „Stromberg“ erinnern, auch der viel zitierte Fremdschäm-Effekt ist bei „Einmal im Leben – Geschichte eines Eigenheims“ ein wesentlicher Bestandteil der lustvollen Wahrnehmung. 1972 wurde der Film allerdings wohl eher wegen seines Themas zum Straßenfeger (mit 27 Mio. Zuschauern, 68% MA). Auch dabei zeigte Wedel Biss, brachte quasi das „Kleingedruckte“ der Geschäftswelt in die öffentliche Diskussion, nannte das Wohnungsunternehmen „Neue Heimat“ mit seinen dubiosen Geschäftspraktiken beim Namen – und das 10 Jahre vor der „Neue-Heimat“-Affäre. Fazit: Nicht „Ein Mal im Leben“, sondern immer wieder gern, schaue ich mir diesen dritten TV-Film von Dieter Wedel an, der gerade mal 30 war, als er ihn schrieb & inszenierte!