Einfach Rosa – Verliebt, verlobt, verboten

Alexandra Neldel, Fazilat, Rieke, Anna Fischer, Thurn. Doppelte Liebesgeschichte

Foto: Degeto / Britta Krehl
Foto Tilmann P. Gangloff

Mit dem dritten Film, „Verliebt, verlobt, verboten“, findet „Einfach Rosa“, die im Herbst 2015 gestartete Freitagsfilm-Reihe mit Alexandra Neldel, wieder zur Qualität des Auftakts zurück. Auch wenn die beiden Hauptstränge – hier die Achterbahnbeziehung der Heldin, dort eine verbotene Liebe – jeweils vorhersehbar sind: Dank der Führung der vier Hauptdarsteller und einiger schöner Dialogszenen ist die romantische Dramödie durchaus sehenswert.

Im Grunde ist das Muster von „Einfach Rosa“ fast zu schlicht für den Anspruch, den die ARD-Tochter Degeto seit geraumer Zeit für ihre Freitagsfilme beansprucht: Eine Frau arrangiert unvergessliche Erlebnisse für andere Paare, kriegt ihr eigenes Glück aber nicht zu fassen; diese Geschichte wird nun schon zum dritten Mal erzählt. Der erste Film orientierte sich inhaltlich an den diversen Komödien über Hochzeitsplanerinnen sowie an der Hollywood-Produktion „Die Braut, die sich nicht traut“; und optisch an den Dienstagsromanzen von Sat 1. Dazu passte auch Titeldarstellerin Alexandra Neldel, die Heldin aus „Verliebt in Berlin“ und der „Wanderhure“-Trilogie; mehr Sat 1 geht nicht. Für Teil 2 bediente sich die Degeto bei sich selbst: „Wolken über Kapstadt“ war eine Variation des Degeto-Klassikers „Traumhotel“.

Der dritte spielt wieder in Berlin; einen Teil der Geschichte, der Titel „Verliebt, verlobt, verboten“ deutet es an, gab es schon als Dauerbrenner im ARD-Vorabendprogramm. Das Drehbuch stammt von Conni Lubek, die auch Teil eins geschrieben hat. Regie führt immerhin Hansjörg Thurn, dessen Filmografie so gegensätzliche Werke wie „Die Schatzinsel“, „Die Wanderhure“, „Isenhart“,„Barfuß bis zum Hals“, „Helden – Wenn dein Land dich braucht“ und „Beate Uhse – Das Recht auf Liebe“ enthält. Der erfahrene Regisseur macht aus einer vorhersehbaren Handlung ein sehenswertes Liebesfilm-Doppel mit tragischen Untertönen; es gibt eine ganze Reihe vortrefflicher Dialogszenen, in denen Thurn seine vier Hauptdarsteller zu großer Glaubwürdigkeit führt. Das gilt vor allem für Janek Rieke als Rosas Jugendfreund Mark. Eigentlich hatte sie seine Hochzeit in Südafrika gestalten sollen, aber dann kam ihre gegenseitige Liebe dazwischen. Nun wäre der Weg frei für ein gemeinsames Leben, aber Rosa erfährt, dass sie keine Kinder bekommen kann; und Mark wünscht sich eine Großfamilie.

Einfach Rosa – Verliebt, verlobt, verbotenFoto: Degeto / Britta Krehl
Passend in Szene gesetzt: Alexandra Neldel, Sara Fazilat und andere Süßigkeiten in „Einfach Rosa“

Soundtrack: Die Scopitones (“Yes or No”, Titelsong), Robin Schulz („Prayer In C“), First Aid Kit („My Silver Lining“), Of Monsters And Men (“Little Talks”), Trini Lopez (“Rosita”), Birdy (“Skinny Love”), Barbra Streisand (“The Way We Were”), Lily Wood And The Prick (“This Is A Love Song”)

Wie fast immer in solchen Fällen zögert das Drehbuch das Geständnis hinaus. Das soll natürlich die Spannung steigern, ist aber meist nicht besonders glaubwürdig und stört auch diesmal den Fluss der Handlung, weil man sich unwillkürlich fragt: Wieso sagt sie’s ihm nicht? Zu allem Überfluss landet später auch noch Sam (Pierre Kiwitt), Rosas Ex, in ihrem Bett, und selbstredend muss Mark vermuten, er habe seine Freundin beim Seitensprung ertappt, was man schon in dem Moment ahnt, als Sam vor Rosas Tür steht. Fast erstaunlich, dass dieser Teil der Handlung trotzdem funktioniert, aber gerade die entscheidenden Szenen zwischen Mark und Rosa sind vor allem dank der Dialoge für Rieke sehr überzeugend. Das gilt auch für die zweite Ebene: Rosa und ihre Mitarbeiterin Meral (Sara Fazilat) sollen die Feier eines Paares arrangieren, das seine perfekte Seelenverwandtschaft entdeckt hat. Einziger, aber ganz erheblicher Störfaktor ist die Mutter der Braut (Kirsten Block), die ihrer Tochter Amelie die Hochzeit verbietet, weil sie überzeugt ist, dass Lars sie ins Unglück stürzen wird. Anna Fischer und Constantin von Jascheroff versehen das junge Glück mit einer beinahe herzzerreißenden Hingabe; umso tiefer ist schließlich der Fall, als die Mutter endlich ihr Geheimnis preisgibt. Obwohl man ahnt, warum die Liebe keine Chance hat, ist diese Ebene des Films eine bewegende romantische Tragödie.

Der schon aus dem ersten Film bekannte Nebenstrang mit Merals türkisch geprägtem Familienleben wirkt dagegen wie ein Fremdkörper. Ihr Bruder Tarik (Arnel Taci), der ständig Geld von ihr erpresst, entspricht viel zu sehr dem Komödienklischee des Großmauls, um komisch zu sein; irgendwann wird er schlicht lästig. Erstaunlich, mit wie viel Liebe zum Detail der Film die Beziehung zwischen Amelie und Lars erzählt und wie einfallslos dieser Teil der Geschichte behandelt wird. Und wenn Sara Fazilat auch weiterhin bloß die sarkastische dicke Freundin der Heldin bleibt, ist ihr Talent glatt verschwendet. (Text-Stand: 12.1.2016)

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Reihe

ARD Degeto

Mit Alexandra Neldel, Sara Fazilat, Janek Rieke, Petra Kelling, Anna Fischer, Constantin von Jascheroff, Kirsten Block, Hans-Heinrich Hardt, Arnel Taci, Pierre Kiwitt

Kamera: Marco Uggiano

Szenenbild: Christiane Rothe

Kostüm: Nicole Stoll

Schnitt: Bernhard Wießner

Musik: Oliver Biehler

Produktionsfirma: Wiedemann & Berg Television

Drehbuch: Conni Lubek

Regie: Hansjörg Thurn

Quote: 3,23 Mio. Zuschauer (9,6% MA)

EA: 12.02.2016 20:15 Uhr | ARD

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