Singapur ist eine Reise wert, zumindest für Produzenten: Der südostasiatische Stadtstaat erweist sich seit einigen Jahren als überaus großzügig, wenn es um die Förderung von Film- und Fernsehproduktionen geht. Michael Smeaton („Haus der Harmonie“, „Eine Liebe im Zeichen des Drachen“) hat sich die ungewöhnlich guten Drehbedingungen schon einige Male zunutze gemacht. Die Geschichten kombinieren einigermaßen geschickt exotisches Flair und romantisches Melodram, wie man es von den Produktionen der ARD-Tochter Degeto gewohnt ist. Im jüngsten Werk aus dem Hause Smeaton Entertainment reist eine junge Frau (Lara Joy Körner) mit gebrochenem Herzen in die Löwenstadt: Just am Tag vor dem Abflug hat sie ihren Verlobten (Max Urlacher) in dem Armen einer Anderen erwischt.
Dabei hatte sich Annielas Mutter (Diana Körner) das so schön ausgemalt: Robert sollte in Singapur die Firma ihres verstorbenen Mannes übernehmen, während Anniela, die in Singapur aufgewachsen ist, den Einheimischen Deutschunterricht gibt. Aber nun kommt alles anders: Anniella tröstet sich mit einem Chinesen, Robert wechselt zu einer Bank und der Firma droht die Pleite. Zu allem Überfluss entpuppt sich Dai Si (Jason Chan), Anniellas charmanter Reiseführer, als Sohn just jenes Mannes, der das Kulturhaus ihrer Freundin Tan Ming (Li Lin Wong) abreißen will, um dort ein Casino zu errichten; dabei hat Anniella gerade erst festgestellt, dass sie viel lieber Musik als Deutsch unterrichtet. Aber natürlich nimmt die Geschichte trotz aller emotionalen Achterbahnfahrten ein völkerverständigendes Ende.
Wie in alle Filmen dieser Art sprechen sämtliche Beteiligten die gleiche Sprache, weshalb es einigermaßen verwundert, dass Anniella den Chinesen Deutsch beibringen soll. Dass sie ihren Schüler für seine gute Aussprache lobt, ist daher völliger Quatsch; die wenigsten Deutschen sind zu einem derart dialektfreien Hochdeutsch fähig. Bloß ein alter Wahrsager darf die Sprache seiner Vorfahren benützen. Natürlich gibt es auch eine Stadtrundfahrt, in deren Verlauf Dai Si seiner Lehrerin sämtliche Sehenswürdigkeiten vorführen darf. Derlei ist vermutlich Teil des Deals mit der einheimischen Filmförderung, denn die stellt ihr Geld natürlich nicht aus lauter Liebe zum deutschen Fernsehen zur Verfügung. Ein beim Cricket ausgetragener Kleinkrieg zwischen den beiden Verehrern Anniellas mutet ein wenig kindisch an, aber so was soll’s ja geben. Die Damen Körner hingegen, auch im wirklichen Leben Mutter und Tochter, haben kaum Gelegenheit zu beweisen, dass sie auch anspruchsvollere Rollen meistern könnten, aber schließlich sind Filme dieser Art ja auch als Gebrauchskunst gedacht, ein Gewerbe, in dem sich Regisseurin Heidi Kranz dank diverser „Inga Lindström“-, „Utta Danella“- und „Lilly Schönauer“-Filme bestens auskennt.