Eine Liebe in Afrika

“Dornenvögel”-Epos mit Heiner Lauterbach, Julia Stemberger & bitterem Realismus

Foto: ZDF
Foto Rainer Tittelbach

Erzählt wird die Geschichte des anglikanischen Bischofs Jo, der in Südafrika für soziale Gerechtigkeit und gegen die Ausbreitung von HIV kämpft, und von Miriam, die wegen ihres Verlobten in diesem “gottlosen Land” gestrandet ist. Als der nach einem Überfall im Rollstuhl sitzt, bricht für sie eine Welt zusammen. Doch dann verliebt sie sich in den Geistlichen.

Südafrika ist seit der Aufhebung der Rassentrennung beliebtes Urlaubsziel für Golfer und Gourmets. Sie machen sich eine schöne Zeit in einem wunderbaren Land mit reicher Vegetation und einer unendlichen Weite. Selbst wer durch Kapstadt fährt, kann die Augen verschließen vor dem anderen Gesicht Südafrikas, vor Armut, Aids und dem Erbe der Apartheid-Politik – und kann auf den Schnellstraßen vorbeirasen an den Townships, den Gettos der Schwarzen mit ihren Wellblechbehausungen. “Eine Liebe in Afrika” zeigt beide Seiten der Wirklichkeit. Der Zweiteiler mit Heiner Lauterbach und Julia Stemberger entwirft vor dem Hintergrund der sozialen Probleme des Landes ein Melo nach “Dornenvögel”-Art.

Erzählt wird die Geschichte des anglikanischen Bischofs Jo, der in Südafrika für soziale Gerechtigkeit und gegen die Ausbreitung von HIV kämpft, und von Miriam, die nie in dieses “gottlose Land” wollte. Sie ist hier gelandet, weil es ihren Verlobten Stefan nach zehn Jahren Abwesenheit wieder in seine alte Heimat zog. Als der bei einem Überfall schwer verletzt wird und fortan im Rollstuhl sitzen muss, bricht für sie eine Welt zusammen. Erschwerend hinzu kommt, dass sie sich in den Geistlichen Jo verliebt hat.

Eine Liebe in AfrikaFoto: ZDF
Kampf gegen Aids und ein Flirt beim Tanz. Heiner Lauterbach & Julia Stemberger in „Eine Liebe in Afrika“

“Eine Liebe in Afrika” ist ein Film über die Spielarten der Liebe. Über allem schwebt die Sehnsucht nach Romantik. Aber da ist auch die Nächstenliebe jenes Kirchenmannes, der eigentlich ein Streetworker ist, die Liebe also zu Afrika und seinen benachteiligten Bevölkerungsschichten. Auch Selbstliebe ist im Spiel: von allen geliebt werden, aber selber nicht lieben müssen – so mogelt sich der Bischof durchs Leben. Von übertriebener Vaterliebe und von der Liebe zur Naturschönheit handelt das Epos außerdem. Dass der zwischen erlesenen Bildkompositionen und realistischen Gettobildern pendelnde Film von Xaver Schwarzenberger solche Themen und Tonlagen anschlägt, macht ihn zu mehr als einem kalkulierten Großprojekt. “Wir suchten hier nicht die Kitschkulisse Tafelberg”, so Produzent Nico Hofmann. Und auch wenn er feststellt, “In Südafrika kann man wegen der Inflation 20 bis 30 Prozent billiger drehen als in Deutschland”, so spürt man das Herzblut der Beteiligten.

“Ich habe selten so viel Herzlichkeit und Lebensmut erfahren, wie bei diesen armen Menschen, die buchstäblich im Dreck auf einer ehemaligen Müllhalde leben”, betont Autorin Gabriela Sperl. “Verglichen zu dem Leben dort, sind wir hier in Europa auf der Insel der Seligen”, sagt Julia Stemberger. Und Lauterbach, im Film schmal und markant mit Gandhi-Physiognomie, gibt sich weniger cool als gewohnt: “Ich glaube wirklich, dass wir keinen Schmäh machen, sondern ziemlich genau die Realität zeigen.“ Er und Stemberger drehten zwei Wochen in den Townships von Kapstadt. Neben den schwarzen Darstellern waren rund 200 Komparsen aus dem Viertel dabei. Entstanden sind authentische Bilder ohne voyeuristische Note. Dennoch: eine schwarze Hauptrolle hätte die Glaubwürdigkeit von “Eine Liebe in Afrika“ unterstrichen. (Text-Stand: 22.1.2003)

tittelbach.tv ist mir was wert

Mit Ihrem Beitrag sorgen Sie dafür, dass tittelbach.tv kostenfrei bleibt!

Kaufen bei

und tittelbach.tv unterstützen!

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Serie & Mehrteiler

ARD Degeto, BR, ORF

Mit Heiner Lauterbach, Julia Stemberger, Bernhard Schir, Monica Bleibtreu, Renée Soutendijk, Friedrich von Thun, Hans-Michael Rehberg, Hannelore Elsner

Kamera: Xaver Schwarzenberger

Schnitt: Helga Borsche

Musik: Nikolaus Glowna, Siggi Mueller

Produktionsfirma: TeamWorx

Drehbuch: Gabriela Sperl

Regie: Xaver Schwarzenberger

EA: 22.01.2003 20:15 Uhr | ARD

Spenden über:

IBAN: DE59 3804 0007 0129 9403 00
BIC: COBADEFFXXX

Kontoinhaber: Rainer Tittelbach