Ein Zimmer für Papa

David Rott, Sabrina Amali, Martin Douven, Katja Benrath. Richtig oder gar nicht

09.10.2024 10:00 ARD-Mediathek Mediathek-Premiere
11.10.2024 20:15 ARD TV-Premiere
12.10.2024 01:25 ARD
17.10.2024 13:50 One
20.10.2024 14:00 One
10.02.2025 12:30 MDR
12.02.2025 23:15 NDR
Foto: Degeto / Georges Pauly
Foto Tilmann P. Gangloff

„Ein Zimmer für Papa“ (Degeto / Pyjama Pictures) ist ein sehenswertes Freitagsdrama mit David Rott als umtriebiger Manager aus Frankfurt, der vor einiger Zeit erfahren hat, dass eine flüchtige Begegnung nicht ohne Folgen geblieben ist. Um mehr Zeit mit seiner fast zwölfjährigen Tochter in Hamburg verbringen zu können, mietet er ein Zimmer in einer WG für getrennt lebende Väter, wovon jedoch weder die Mutter (Sabrina Amali) noch seine Freundin (Adina Vetter) begeistert sind. Der auf einer Idee von Produzentin Ina-Christina Kersten basierende Film ist ein ausgesprochen weibliches Projekt. Trotzdem ist Jonas keineswegs der Schurke dieser Geschichte; auch die Frauen werden durchaus kritisch gesehen. Gerade auch dank der jungen Indira Corrales Ehlers sind die Eltern/Kind-Szenen von großer Glaubwürdigkeit. Katja Benrath („Ein Wahnsinnstag“) hat das dichte Drehbuch von Martin Douven temporeich umgesetzt. Erstes 2024er-Herbst-Highlight am ARD-Freitag.

In Filmen und Serien über moderne familiäre Konstellationen geht es meist um das Patchwork-Modell: Zwei Menschen lernen sich kennen und ziehen zusammen; beide bringen Kinder aus früheren Beziehungen mit. „Ein Zimmer für Papa“ behandelt einen Aspekt, den es im wahren Leben womöglich noch öfter gibt: Der Erzeuger lebt in Frankfurt, die Mutter samt Tochter in Hamburg. Kommt der Vater zu Besuch, übernachtet er im Hotel, aber das ist natürlich kein Vergleich zu einem persönlichen Umfeld. Deshalb hat eine Frau eine Umgebung geschaffen, die so etwas wie die größtmögliche Annäherung an den Alltag darstellt: Ihr Haus ist eine Wohngemeinschaft für Väter, die hier mit dem Nachwuchs vorübergehend eine Art Familie erleben können.

Ein Zimmer für PapaFoto: Degeto / Boris Laewen
Jonas (David Rott) möchte mit seiner Ex Shari (Sabrina Amali) über ihre gemeinsame Tochter sprechen. Auf einmal!

Einrichtungen dieser Art und entsprechende Besuchsprogramme gibt es tatsächlich; eins der bekanntesten Netzwerke ist „Die Familienhandwerker“ (mittlerweile in „kindwärts“ umbenannt). Martin Douvens Drehbuch ist eine Verbeugung vor diesen Menschen, die ihre Arbeit ehrenamtlich ausüben. Seine Hommage ist in eine sehr gut nachvollziehbar erzählte Handlung verpackt: Jonas Berger (David Rott) arbeitet als erfolgreicher und auch am Wochenende umtriebiger Vertriebler für ein hessisches Unternehmen, das laut PR-Slogan „jede Wüste grün“ macht. Vor einiger Zeit hat er erfahren, dass eine gut zwölf Jahre zurückliegende flüchtige Begegnung mit Lehramtsstudentin Shari (Sabrina Amali) nicht ohne Folgen geblieben ist. Er würde sich gern öfter um Laila kümmern, aber das ist bei seinem vollen Terminkalender und der Entfernung gar nicht so einfach. Mitunter reicht die Zeit wegen eines Staus auf der Autobahn auch nur zur Stippvisite; über Nacht ist Jonas ohnehin noch nicht geblieben. Also macht Laila ihrem Erzeuger klar: entweder richtig oder gar nicht. Shari tippt auf „gar nicht“, schließlich sei Jonas ein „Job-Zombie“, aber Laila findet eine Lösung: „Ein Bett für Papa e.V.“, ein Haus für Väter, die ihre Kinder übers Wochenende besuchen; aber so leicht macht es Douven seinen Figuren nicht.

Ein Zimmer für PapaFoto: Degeto / Georges Pauly
Welchen Einfluss wird „Das Zimmer für Papa“ in der Erzeuger-WG auf die neue Beziehung von Jonas (David Rott) haben? Bleibt da überhaupt noch Zeit für die Kim (Adina Vetter)? Das aber ist nicht das einzige Spannungsfeld.

Der auf einer Idee von Produzentin Ina-Christina Kersten basierende Film ist ein ausgesprochen weibliches Projekt. Trotzdem ist Jonas keineswegs der Schurke dieser Geschichte; auch die Frauen werden durchaus kritisch gesehen. Shari zum Beispiel ist es gar nicht recht, dass Jonas plötzlich ein richtiger Vater sein will, weshalb sie die Beziehung einige Male nach Kräften unfair sabotiert. Seine Freundin (Adina Vetter) ahnt, dass er nun noch weniger Zeit für sie haben wird. Dass sie plötzlich ebenfalls in Hamburg auftaucht, passt wiederum gar nicht zu den Plänen Lailas: Als sie am Abend ihres Geburtstags beobachtet, wie sich Jonas und Shari nach der Feier aussprechen, hofft sie prompt, dass die beiden wieder zueinander finden. Und dann ist da noch die mitunter etwas schroffe Vereinsvorsitzende Elke, hinter deren resoluter Fassade selbstredend eine verletzte Seele wohnt; die Herbergsmutter, von deren bedrückender Vergangenheit Douven ebenfalls erzählt, ist eine Rolle wie geschaffen für Petra Kleinert. Auch dank ihr genügen am Ende zwei Worte („Hallo Mama“), um zu Tränen zu rühren. Nebenbei bleibt noch Raum genug für die Erfahrungen der anderen Väter.

Inmitten all’ dieser Spannungsfelder wird Jonas mehr und mehr zu einer Marionette, an deren Fäden verschiedene Menschen in unterschiedliche Richtungen ziehen; erst recht, als sein Karrieretraum wahr wird. Um seine innerliche Zerrissenheit zu verdeutlichen, genügt eine Einstellung mit lauter aufploppenden SMS-Nachrichten. Der Film erfreut ohnehin mehrfach durch Schnittphasen, die ebenso wie die sympathische Musik (Elisabeth Kaplan, Florian Hirschmann) für Tempo sorgen. Regisseurin Katja Benrath hat ihr Talent bereits mit zwei früheren Freitagsfilmen bewiesen. Ihr TV-Debüt war „Das Leben ist kein Kindergarten“ (2020), eine sehenswerte Tragikomödie mit Oliver Wnuk als Erzieher, dessen idyllisches Dasein plötzlich von allen Seiten bedroht wird. Es folgte „Ein Wahnsinnstag“ (2022), eine herrlich turbulente und mitreißend erzählte romantische Komödie mit Gute-Laune-Garantie. Auch diesmal zeigt sich wieder, wie gut Benrath jüngste Ensemble-Mitglieder zu führen weiß: Die Glaubwürdigkeit der Mutter- beziehungsweise Vater-Kind-Szenen ist auch Indira Corrales-Ehlers zu verdanken. Gerade die anfängliche Unsicherheit und das wachsende Vertrauen zwischen Laila und Jonas vermitteln sich sehr überzeugend; der jungen Darstellerin ist nicht anzumerken, dass „Ein Zimmer für Papa“ ihre erste filmische Arbeit ist.

Ein Zimmer für PapaFoto: Degeto / Georges Pauly
Nachdem Jonas (David Rott) endlich sein Leben umkrempelt, ist bei Tochter Laila (Indira Corrales Ehlers) neues Styling angesagt.

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Fernsehfilm

ARD Degeto

Mit David Rott, Sabrina Amali, Indira Corrales Ehlers, Adina Vetter, Petra Kleinert, Axel Benrath, Jörn Knebel, Kailas Mahadevan

Kamera: Claire Jahn

Szenenbild: Sonja Strömer

Kostüm: Petra Kilian

Schnitt: Nina Meister, Nathalie Purzer

Musik: Elisabeth Kaplan, Florian Hirschmann

Redaktion: Stefan Kruppa, Christoph Pellander

Produktionsfirma: Pyjama Pictures

Produktion: Carsten Kelber, Ina-Christina Kersten

Drehbuch: Martin Douven

Regie: Katja Benrath

Quote: 2,66 Mio. Zuschauer (10,8% MA)

EA: 09.10.2024 20:15 Uhr | ARD-Mediathek

weitere EA: 11.10.2024 20:15 Uhr | ARD

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