Ein Strauß voll Glück

Janina Hartwig, Michael von Au, Uwe Friedrichsen. David-gegen-Goliath-Geschichte

Foto: Degeto
Foto Tilmann P. Gangloff

Johannes Lackners Variation von „David gegen Goliath“ ist zwar vorhersehbar, aber als Plot eines Unterhaltungsfilms durchaus brauchbar: Anna Lehmann (Janina Hartwig), verwitwete Mutter zweier Kinder, will auf Amrum eine Straußenzucht aufziehen, gerät dabei in einen Rechtsstreit nebst amoröser Verwicklungen. Eine spielfreudige Janina Hartwig spielt, so gut es geht, über die fade Inszenierung und vor allem die grässliche Plastikmusik hinweg.

Die ARD-Freitagsfilme haben in den Nullerjahre Merkmale entwickelt, wie man sie sonst nur von Serien kennt. Beim Sender spricht man in diesem Zusammenhang vermutlich von zuverlässiger Wiedererkennbarkeit. Man könnte es auch Einfallslosigkeit nennen; weshalb einen bei „Ein Strauß voll Glück“ gelegentliche Umschaltanwandlungen ereilen, zum Beispiel immer dann, wenn zum Zwischenschnitt aufs Inselpanorama eine seelenlose Plastikmusik erklingt. Otto M. Schwarz kann vermutlich gar nichts dafür, weil derlei von ihm verlangt wird; aber seine Kompositionen zu den „Alpenklinik“-Filmen hören sich ganz ähnlich an.

Dabei hat es der Film gar nicht nötig, auf dieser Klaviatur zu spielen, denn Johannes Lackners Variation von „David gegen Goliath“ ist eine gute Unterhaltungsgeschichte: Anna Lehmann (Janina Hartwig), verwitwete Mutter zweier Kinder, will auf Amrum eine Straußenzucht aufziehen. Als Vorgeschmack schickt sie ausgewählten Restaurants auf dem Festland via Autofähre schon mal ein Straußenei. Weil die Fuhre auf Anordnung des blasierten Reeders Reents (Gunter Berger) aber viel zu lange in der Sonne stand, sind die Eier verdorben – und damit auch Annas guter Ruf, bevor sie überhaupt einen hatte. Als Reents auf ihre Schadensersatzforderung höchst arrogant reagiert, zettelt Anna mit Hilfe ihres juristisch bewanderten Nachbarn Matthias (Michael von Au) einen Rechtsstreit an, der schließlich sogar die Medien erreicht. Ein charmanter Hamburger Journalist (Florian Fitz) schlägt sich offen auf Annas Seite, was Matthias recht verärgert: Er will schon lange mehr als bloß der Freund seiner Nachbarin sein. Aber auch er bekommt noch seinen großen Auftritt.

Helmut Metzger, noch freitagserfahrener als Komponist Otto M. Schwarz und Janina Hartwigs Regisseur in diversen Folgen der Serie „Um Himmels Willen“, inszeniert die Geschichte nicht weiter auffällig, aber reibungslos. Schwächen zeigt er bloß bei der Führung der Kinder. Und an die Strauße hat er sich offenbar nicht rangetraut: Die ebenso putzigen wie respektablen Tiere kommen entschieden zu kurz; dabei verbindet Annas Sohn Paul eine innige Freundschaft mit einem der Laufvögel. Entsprechend schwer tut sich die Mutter, ihrem Sohn zu gestehen, dass schon bald keineswegs bloß Eier die Insel verlassen sollen. So weit ist es aber noch lange nicht, denn der sture Reents blockiert den kompletten Fährverkehr, und das tut der Solidarität der Insulaner mit der eingeheirateten Berlinerin gar nicht gut: Jetzt bleiben die Touristen aus. Andererseits steht Reents mit seiner Firma kurz vor dem Börsengang, da ist schlechte Presse das letzte, was er brauchen kann. Aber jedes Mal, wenn sich Anna mit Hilfe ihres vierschrötigen, aber herzensguten Schwiegervaters (Uwe Friedrichsen) am Ziel sieht, fällt dem Reeder eine neue Schikane ein.

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Fernsehfilm

ARD Degeto

Mit Janina Hartwig, Michael von Au, Uwe Friedrichsen, Gunter Berger, Alexander Radszun, Florian Fitz

Kamera: Helge Peyker

Szenenbild: Christian Müller

Schnitt: Tobias Materna

Musik: Otto M. Schwarz

Produktionsfirma: ndF

Drehbuch: Johannes Lackner

Regie: Helmut Metzger

EA: 29.08.2009 20:15 Uhr | ARD

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