Es tut sich einiges in der deutschen TV-Krimilandschaft – bei Serien, Reihen und auch Einzel-stücken. US-Formate werden adaptiert oder auch mal kopiert. Und es wird viel ausprobiert. Man ist auf der Suche nach dem besonderen Ansatz. Dass auch das „normale“ gut und erfolgreich zugleich sein kann, das beweist seit vielen Jahren die ZDF-Reihe „Ein starkes Team“. Sie ist so etwas wie der Golf unter den deutschen Krimiserien… zuverlässig, schnörkellos. Sie läuft und läuft und läuft… „Ein starkes Team – Tödliches Vermächtnis“ hat alles was eine unterhaltsame Krimi-Episode braucht. Eine Story (Buch: Leo P. Ard) mit falschen Fährten und überraschenden Wendungen. Eine starke Besetzung: Michael Mendl, Ann-Katrin Kramer, Bernhard Schir, Gesine Cukrowski, Marco Girth, Minh-Khai Phan-Thi. Ein Krimi, der ohne große Mätzchen auskommt: Action zum Einstieg, dann übliche Ermittlungsarbeit, nach 30 Minuten ein Fehlschlag der Polizei, nach 75 Minuten ein nur scheinbar gelöster Fall, dann noch eine Wendung. Alles versehen mit vielen Dialogen, von Regisseur Ulrich Zrenner (erfahren in Krimi- und Reihen-Formaten, von „Stolberg“ bis „Unter Verdacht“, „SOKO Köln bis „Der Alte“) klassisch und unaufgeregt in Szene gesetzt.
Zwei Tote zum Auftakt: Der Vietnamese Nguyen wird ermordet aufgefunden, der vermögende Rentner Berger (Michael Mendl) stirbt in der noblen Privatklinik seines Freundes Dr. Vogtländer (Bernhard Schir). Bald stellt sich heraus, dass er erstickt wurde. Viel Arbeit für die Ermittler Otto (Florian Martens), Vera (Maja Maranow) und Ben (Kai Lentrodt). Eine Verbindung zwischen den beiden Toten ist bald hergestellt: Berger hatte kurz vor seinem Tod einen Brief an Nguyens Nichte Kim (Minh-Khai Phan-Thi) geschrieben. Dominik (Marco Girnth), Sohn aus erster Ehe, weiß von keiner Verbindung zwischen seinem Vater und der vietnamesischen Familie. Auch Bergers Frau Maike (Ann-Katrin Kramer), Geschäftsführerin seiner karitativen Stiftung, gibt sich ahnungslos. Bald schon tun sich Abgründe auf in der ehrenwerten Familie. Die Wurzeln für die Taten reichen fast ein halbes Jahrhundert zurück.
Wohl dem, der mit so einer Besetzung arbeiten darf: Ulrich Zrenner inszeniert geradlinig und schnörkellos. Böse Buben, durchtriebene Frauen, viele Wendungen und leise Spannung: „Ein starkes Team – Tödliches Vermächtnis“ hat viel zu bieten. Samt einem sich zwar abzeichnenden, dennoch aber im zugrunde liegenden Motiv überraschenden Finale. Die humorvolle Note, die durch Sputnik (Jaecki Schwarz) als bekannter Running Gag ins Spiel kommt – wirkt jedoch bemüht und angestaubt, sie wird wohl eher aus der Tradition heraus und für den Wiedererkennungswert aufrecht erhalten.Und die parallel zum Familiendrama laufende Geschichte von Otto und Veras Vorgesetztem Reddemann (Arnfried Lerche), der Ahnenforschung betreibt („Unterschätzen Sie nicht die Bedeutung der Herkunft“), ist zu wenig pointiert und nervt in ihrer Vorhersehbarkeit. Aber das sind nur kleine störende Randerscheinungen in einem soliden, kurzweilig-unterhaltsamen und gut gespielten Krimi aus der Feder von Leo P. Ard alias Jürgen Pomorin (, der aus Motiven seines Romans „Mein Vater, der Mörder“ (von 2010) ein Drehbuch gebastelt hat, das eine prima Grundlage für einen klassischen „Ein starkes Team“-Fall (es ist Ards 24.) bietet. (Text-Stand: 20.9.2015)