Ein starkes Team – Blutige Ernte

Maja Maranow, Florian Martens, Vadim Glowna. Gewalt & Leidenschaft – überzogen

Foto: ZDF / Katrin Knoke
Foto Tilmann P. Gangloff

„Blutige Ernte“ ist ein ausgesprochen schwacher Krimi aus der ZDF-Reihe „Ein starkes Team“. Peter Zinglers Drehbuch ist kriminalistisch allenfalls Stangenware, aber auch die Inszenierung von Michel Bielawa ist äußerst ungelenk – was insgesamt dazu führt, dass selbst einer wie Vadim Glowna sein Ausnahmetalent vergeuden muss. Allein Martens und Maranow sind so eingespielt, dass ihnen diese doppelte Schwäche relativ wenig anhaben kann.

Der „Einklang von Körper, Geist und Seele“ ist das Ziel einer Kur, die für Otto Garber neben Wassertreten und Massagen vor allem aus Heilfasten besteht. Das kann selbstredend nicht lange gut gehen, schließlich ist der Berliner Kommissar bekennender Genussmensch. Außerdem sind nur wenige Kilometer entfernt Körper, Geist und Seele diverser Zeitgenossen ganz entschieden aus dem Gleichgewicht geraten: Nach einem Fest, dass ein „Apfelkönig“ traditionell für seine polnischen Erntehelfer gibt, wird eine der Polinnen erschlagen aufgefunden; sie ist regelrecht zu Tode geprügelt worden. Und weil Peter Zinglers Drehbuch zu diesem jüngsten Fall des „Starken Teams“ zumindest auf der kriminalistischen Ebene ein bisschen von der Stange ist, gibt es das übliche Geflecht aus Gewalt und Leidenschaft: Der „Apfelkönig“ (Glowna) zum Beispiel ist ein Patriarch alter Schule, was den hübscheren unter den Pflückerinnen zur Warnung gereichen sollte. Angeblich war er auch hinter dem Rock der nun toten und zu allem Überfluss auch noch schwangeren Polin her. Hat er sie ermordet, weil sie sich, da bereits mit dem Sohn (Oliver Bröcker) verlobt, ihm verweigerte? Oder war’s der Sohn womöglich selbst, weil das Kind vielleicht nicht von ihm war? Gute Karten hat auch der Ex-Verlobte der Frau, Eifersucht ist schließlich ein probates Mordmotiv im Fernsehkrimi.

„Schnurriger Landkrimi ohne zündende Ideen“ (TV-Spielfilm)

Aber nicht mal die zusätzlichen Emotionen – des „Apfelkönigs“ junge Gattin betrügt ihn mit dem besten Freund – bewirken, dass diese Ebene die rechte Spannung aufbringt; dafür sind die Figuren schlicht zu eindimensional. Gerade Glowna mit seinem enormen Potenzial wirkt wieder mal verschwendet. Zu einem guten Teil liegt das allerdings auch an der Inszenierung: Michael Bielawa dirigiert mitunter ein wenig ungelenk und nötigt seine Schauspieler zu Gesten, die nochmals betonen, was man längst kapiert hat, weshalb die Darsteller zwangsläufig des öfteren allzu theatralisch agieren. Verschont bleibt allerdings das Titel-Ensemble, das seine Figuren vermutlich längst im Schlaf beherrscht. Gerade Martens und Maja Maranow sind so eingespielt, dass auch eine schwache Regie der Chemie zwischen Otto und Verena wenig anhaben kann. Und deshalb ist Ottos komische Kneippkur nicht bloß die amüsantere, sondern auch die interessantere der beiden Ebenen. (Text-Stand: 21.4.2007)

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Reihe

ZDF

Mit Maja Maranow, Florian Martens, Vadim Glowna, Tayfun Bademsoy, Kai Lentrodt, Arnfried Lerche, Iris Böhm, Jaecki Schwarz, Oliver Bröcker, Eleonore Weisgerber

Kamera: Stefan Baur

Schnitt: Susann Wetterich

Musik: Steff Hummel

Produktionsfirma: UFA Fernsehproduktion

Produktion: Michaela Nix

Drehbuch: Peter Zingler

Regie: Michel Bielawa

EA: 21.04.2007 20:15 Uhr | ZDF

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