Ein Sommer in Schottland

Marion Kracht, Sascha Hehn, zwei magische Momente & viel Abgeschmacktes

Foto: ZDF / Keusch
Foto Rainer Tittelbach

Eine alte Liebe ist wie ein neues Leben? „Ein Sommer in Schottland“ beweist, dass Jürgen Marcus Recht hatte: eine neue Liebe! Klar also, wer das ewige Mama-Töchterchen am Ende bekommt. Wenigstens kaum Postkartenansichten – dafür ist das Wetter in Schottland zu schlecht. Kracht und Hehn machen sich besser als erwartet. Aber diese volkstümlich hemdsärmelige Komödienhaftigkeit macht mehr kaputt als die Wohlfühlklischees.

30 Jahre ist es her, da war Monika als Austauschschülerin für ein Jahr in Schottland. In ihrer Erinnerung ist es das schönste Jahr in ihrem bisherigen Leben gewesen. Allerdings wird ihr der Trip in die Vergangenheit von einem Bus voller Rentner vermiest. Ihre äußerst anhängliche Mutter hat ihr die gemeinsame Reise geschenkt. In einem günstigen Moment setzt sich Monika von der Gruppe ab und macht sich (vorläufig!) allein auf die Spurensuche. In dem Ort, in dem sie die erste Liebe erfuhr, begegnet sie Richard Travis, einem eigenwilligen Landschaftsfotografen, und ganz in der Nähe trifft sie auf den Mann, der seit 30 Jahren immer wieder in ihren Träumen auftaucht: Angus Sinclair, heute einer der bekanntesten Whiskey-Fabrikanten Schottlands. Nach ihrer Scheidung fehlt es Monika an Perspektiven – plötzlich sieht sie gleich zwei Möglichkeiten, ihr Leben neu zu gestalten.

Soundtrack: Mungo Jerry („In the summertime“), Wings („Mull of Kintyre“), Abba („Mamma mia“), Proclaimers („500 Miles“), Van Morrison („Have I told you lately“), The Corries („The Bonnie Banks of Lomond“)

Das maritim raue Schottland mit seinem oft wolkenverhangenen Himmel ist nichts für Sonnenanbeter, entsprechend entzieht sich die Gegend dem Postkartenkitsch und ist deshalb gut geeignet für ein Melodram. „Ein Sommer in Schottland“ besitzt denn auch zwei magische Momente, wenn die Landschaft und die Gefühle der Figuren atmosphärisch zusammenfließen. Doch der Film von Michael Keusch besitzt mehr Abgeschmacktes. Die „Rettung“ der geschiedenen Frau durch die Männerwelt relativiert sich erst auf den zweiten Blick (auf die Weltsicht kommt es an, nicht das Geschlecht). Dennoch ist das dramaturgische Grundmuster peinlich überholt – inklusive der komödiantisch überzogenen Hemdsärmlichkeit der Mutter und der Stichworte raunenden Renter-Gang.

Ein Sommer in SchottlandFoto: ZDF / Keusch
Nicht nur die Heldin ist genervt von der raunenden Rentner-Gang. Marion Kracht in „Ein Sommer in Schottland“. Verzichtbar!

Das Betuliche dieser „Ein Sommer in“-Episode hat weniger mit den Schauspielern zu tun als befürchtet. Auch wenn Marion Kracht in ihren Rollen immer ein bisschen arg bieder und muttihaft wirkt – die Rolle ihrer Monika glaubt man ihr zumindest. Eine kleine Überraschung ist Sascha Hehn: dem Beau der 80er und 90er Jahre stehen Bart und reduzierte Mimik gut zu Gesicht. Der Versuch, etwas junges Blut in Gestalt der ZDF-Allzweckwaffe Henriette Richter-Röhl in den (dramaturgisch) etwas farblosen Film zu bekommen, geht nur bedingt auf – ihre Rolle ist einfach zu unbedeutend für ihr Lächeln. Fürs Ambiente nicht unwichtig sind die ansprechende Kameraarbeit und der dezente Einsatz einiger guter Songs (Van Morrison, Proclaimers, „The Bonnie Banks of Loch Lomond“). Fazit: Ein eher schwacher Film aus der sonst oft so erfrischenden Reihe. Etwas für die älteren Herrschaften. (Text-Stand: 25.9.2012)

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Reihe

ZDF

Mit Marion Kracht, Sascha Hehn, Christiane Blumhoff, David C. Bunners, Henriette Richter-Röhl

Kamera: János Vecsernyés

Schnitt: Julia Prokasky

Musik: Micki Meuser

Produktionsfirma: Moviepool

Drehbuch: Beate Hötger

Regie: Michael Keusch

Quote: 6,88 Mio. Zuschauer (19,8% MA)

EA: 30.09.2012 20:15 Uhr | ZDF

Spenden über:

IBAN: DE59 3804 0007 0129 9403 00
BIC: COBADEFFXXX

Kontoinhaber: Rainer Tittelbach