30 Jahre ist es her, da war Monika als Austauschschülerin für ein Jahr in Schottland. In ihrer Erinnerung ist es das schönste Jahr in ihrem bisherigen Leben gewesen. Allerdings wird ihr der Trip in die Vergangenheit von einem Bus voller Rentner vermiest. Ihre äußerst anhängliche Mutter hat ihr die gemeinsame Reise geschenkt. In einem günstigen Moment setzt sich Monika von der Gruppe ab und macht sich (vorläufig!) allein auf die Spurensuche. In dem Ort, in dem sie die erste Liebe erfuhr, begegnet sie Richard Travis, einem eigenwilligen Landschaftsfotografen, und ganz in der Nähe trifft sie auf den Mann, der seit 30 Jahren immer wieder in ihren Träumen auftaucht: Angus Sinclair, heute einer der bekanntesten Whiskey-Fabrikanten Schottlands. Nach ihrer Scheidung fehlt es Monika an Perspektiven – plötzlich sieht sie gleich zwei Möglichkeiten, ihr Leben neu zu gestalten.
Soundtrack: Mungo Jerry („In the summertime“), Wings („Mull of Kintyre“), Abba („Mamma mia“), Proclaimers („500 Miles“), Van Morrison („Have I told you lately“), The Corries („The Bonnie Banks of Lomond“)
Das maritim raue Schottland mit seinem oft wolkenverhangenen Himmel ist nichts für Sonnenanbeter, entsprechend entzieht sich die Gegend dem Postkartenkitsch und ist deshalb gut geeignet für ein Melodram. „Ein Sommer in Schottland“ besitzt denn auch zwei magische Momente, wenn die Landschaft und die Gefühle der Figuren atmosphärisch zusammenfließen. Doch der Film von Michael Keusch besitzt mehr Abgeschmacktes. Die „Rettung“ der geschiedenen Frau durch die Männerwelt relativiert sich erst auf den zweiten Blick (auf die Weltsicht kommt es an, nicht das Geschlecht). Dennoch ist das dramaturgische Grundmuster peinlich überholt – inklusive der komödiantisch überzogenen Hemdsärmlichkeit der Mutter und der Stichworte raunenden Renter-Gang.
Das Betuliche dieser „Ein Sommer in“-Episode hat weniger mit den Schauspielern zu tun als befürchtet. Auch wenn Marion Kracht in ihren Rollen immer ein bisschen arg bieder und muttihaft wirkt – die Rolle ihrer Monika glaubt man ihr zumindest. Eine kleine Überraschung ist Sascha Hehn: dem Beau der 80er und 90er Jahre stehen Bart und reduzierte Mimik gut zu Gesicht. Der Versuch, etwas junges Blut in Gestalt der ZDF-Allzweckwaffe Henriette Richter-Röhl in den (dramaturgisch) etwas farblosen Film zu bekommen, geht nur bedingt auf – ihre Rolle ist einfach zu unbedeutend für ihr Lächeln. Fürs Ambiente nicht unwichtig sind die ansprechende Kameraarbeit und der dezente Einsatz einiger guter Songs (Van Morrison, Proclaimers, „The Bonnie Banks of Loch Lomond“). Fazit: Ein eher schwacher Film aus der sonst oft so erfrischenden Reihe. Etwas für die älteren Herrschaften. (Text-Stand: 25.9.2012)