Ein Sommer in Marrakesch

Marokko, Speidel, Sattmann und die kitschige Utopie von der interkulturellen Liebe!

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Foto Rainer Tittelbach

Die Wege der Liebe sind mal wieder unergründlich in dem luftigen Liebesfilm „Ein Sommer in Marrakesch“, der noch einen weiteren Dramaturgie-fähigen Kalenderspruch bemüht: „Gegensätze ziehen sich an.“ Also müssen die Schauspieler ran: Jutta Speidel und Luise Helm. Den Rest übernehmen das Sehnsuchtsland der Hippies und die Musik von damals.

Ex-Hippie Tina rauscht gleich mit mehreren Hochzeitskleidern an. Tochter Anna hat sich entschlossen, vor der romantischen Kulisse Marrakeschs „den glücklichsten Tag im Leben einer Frau“ zu feiern. Da macht sich Weiß nicht schlecht, findet die Mutter. Doch Anna lehnt dankend ab. Denn sie heiratet nicht Jugendliebe Markus, sondern den Marrokkaner Karim – und gewählt hat sie auch die dazu passende Form: eine traditionelle Berberhochzeit. „Das ist ein Araber – das ist eine völlig andere Kultur!“ Die Mutter ist fassungslos, Vater Rudi, schon längst nicht mehr Tinas Ehemann, lächelt nur und hält sich mal wieder fein raus. Nur langsam verliert die widerspenstige Deutsche ihre Vorbehalte gegenüber der fremden Kultur. Nachhilfe bekommt sie vor allem vom Onkel des Bräutigams, einem Literaturprofessor und Liebhaber der deutschen Romantik, und so taucht Tina ein in ein Märchen aus „1001 Nacht“.

Die Wege der Liebe sind unergründlich in dem TV-Movie „Ein Sommer in Marrakesch“, das noch einen weiteren Kalenderspruch bemüht: „Gegensätze ziehen sich an.“ Sehr viel mehr fällt Autorin Stefanie Sycholt, die in „Ein Sommer in Kapstadt“ immerhin das Genre Screwball Comedy und in „Ellas Geheimnis“ das Polit-Epos wirkungsvoll romantisierte, für diesen gepflegt melodramatischen „Kulturfilm“ nicht ein. In Gero Weinreuters frauenaffinen Sonntagsfilm müssen es also mal wieder die Schauspieler richten: Jutta Speidel, Luise Helm und Wladimir Tarasjanz. Den Rest übernimmt das nordafrikanische Sehnsuchtsland, das einst die Hippies verzauberte. Dass diese „Generation 60 plus“ von den Beatles und Stones nun komplett auf Carmen Nebel steht, dürfte ein großer Trugschluss öffentlich-rechtlicher Programmmacher sein. Auch wenn es, was Story und Machart angeht, bei „Ein Sommer in Marrakesch“ reichlich Luft nach oben gibt, so ist es doch clever, die ZDF-Klientel mit den Visionen, der Musik und den Gesichtern ihrer Jugend abzuholen. Und was den Plot angeht: es gibt weitaus Schlimmeres als die angekitschte Utopie von einer interkulturellen Liebe!

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Reihe

ZDF

Mit Jutta Speidel, Wladimir Tarasjanz, Peter Sattmann, Luise Helm, Mehdi Moinzadeh, Adriana Altaras

Kamera: Thomas Ch. Weber

Szenenbild: Detlef Provvedi

Schnitt: Sylvia Seuboth-Radke

Musik: Karim Sebastian Elias

Soundtrack: The Beatles, Mamas & Papas, The Rolling Stones, The Who, The Doors, Santana, Moody Blues, Sting ft. Cheb Mani („Desert Rose“)

Produktionsfirma: TeamWorx

Drehbuch: Stefanie Sycholt

Regie: Gero Weinreuter

Quote: 7,04 Mio. Zuschauer (19,3% MA); Wh.: 3,93 Mio. (11,4% MA)

EA: 02.05.2010 20:15 Uhr | ZDF

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