„Die neue ZDF-Sonntagabendreihe entführt die Zuschauer an schöne Orte mit emotional packenden Geschichten, in denen die Protagonistinnen ihren Alltag hinter sich lassen.“ Die Ankündigung der ZDF-Redaktion klingt wie eine Drohung. Eine umso angenehmere Überraschung ist der Auftaktfilm „Ein Sommer in Kapstadt“. Ein Ehemann bricht aus der 20-jährigen Ehe-Routine aus und setzt sich nach Südafrika ab, wo er bereits den passenden Ersatz gefunden hat. Die enttäuschte Gattin reist hinterher, mit der Absicht, den Treulosen wieder einzufangen. Doch so einfach ist das alles nicht, denn die „Geliebte“ ist keine billige Affäre, sie entpuppt sich als echter Schatz und dann ist da noch der charmante Nachbar!
Foto: ZDF / Kelly Walsh
„You can’t always get what you want“, geben zu Beginn die Stones als Motto aus. Noch besser, wenn sich der Herzenswunsch der Heldin bald gar nicht mehr als so wünschenswert erweist. Ist nicht dieser sozial engagierte, gut aussehende Südafrikaner sehr viel liebenswerter und lebenstauglicher als ihr wenig einfühlsamer, mit Obst handelnder, Midlife-Krisen geschüttelter Ehemann? Auch wenn Stefanie Sycholts Drehbuch sich mit wohl meinenden Klischees von der interkulturellen Liebe und der romantisierten zweiten Chance nicht zurückhält, so gehen diese dramaturgischen Gemeinplätze doch sehr stimmig auf in einer launigen Komödie, die in Styling und Tonlage beinahe Hollywood-Standard erreicht. Dieses Südafrika ist ein Südafrika aus der Sicht der privilegierten Europäer. Die Folgen der Apartheid bleiben eine Fußnote. Im Rahmen eines Unterhaltungsfilms aber ist die Einbindung der Politik in die Geschichte des Films überaus professionell.
Spaß macht „Ein Sommer in Kapstadt“ aber vor allem als Komödie. Rebecca Immanuel („Edel & Starck“) darf endlich mal wieder ihr abwechslungsreiches Mienenspiel einsetzen – und Teresa Weissbach als köstlich abgehobene Chaos-Queen empfiehlt sich als deutsche Katherine Hepburn für höhere komische Aufgaben. Auch das frische, authentische Spiel der schwarzen Darsteller, allen voran Ray Fearon, und der nie vornehmlich touristische Blick auf das Schönwetterland Südafrika geben dem Film einen angenehm realistischen Look. So lässt sich der ZDF-Sonntag wunderbar entstauben, ohne die betagten Pilcher-Fans zu vergraulen.