Dass Männer und Frauen nicht zusammen passen, das weiß man spätestens seit Loriot. Dass sich aber auch Männer gegenseitig den Garaus machen können, wenn sie als Freunde unter einem Dach leben, das zeigte noch vor dem WG-Boom Neil Simons Boulevardklassiker “Ein seltsames Paar”. Den hat nun die theatererfahrene Doris Dörrie aufgefrischt und fürs Fernsehen bearbeitet. Verpflichtet hat sie 20 Jahre nach ihrem größten Kinoerfolg “Männer” Heiner Lauterbach und Uwe Ochsenknecht, die beiden, die sie damals zu Stars machte. Und auch die Frau damals an deren Seite, Ulrike Kriener, glänzt in einer kleinen feinen Rolle.
Pokerrunde bei Sportreporter Oskar. Freund Felix – sonst immer überpünktlich – verspätet sich. Seine geliebte Franzi hat ihn rausgeschmissen. Da wollte sich der Glücklose das Leben nehmen. Selbst das hat nicht geklappt. Der unlängst geschiedene Oskar kennt die Situation, aber er kennt keine Trauer. Er durfte die Wohnung behalten, und die lässt er nun mit Freuden herunterkommen. Doch jetzt wird alles anders: denn Felix, immer noch hochgradig suizidgefährdet, zieht bei ihm ein. Und bald versteht Oskar, warum es Franzi nach zwölf Jahren Ehe nicht mehr mit dem hypochondrischen Putzteufel und Pedant aushalten kann.
Foto: ZDF / Marco Pischler
Der Neurotiker und der Möchtegern-Lebemann. Dörrie, die zuletzt ihr eigenes Theaterstück “Nackt” fürs Kino verfilmt hat, kaschiert die Bühnenvorlage nicht. Sie betont sie sogar, indem sie sich auf wenige Schauplätze beschränkt und mit Videotechnik arbeitet. Wer den Hochglanz-”Fernsehfilm der Woche” im Kopf hat, muss sich erst einmal gewöhnen an diese “Lindenstraßen”-Optik. Doch bei einer solchen Schauspielerriege (selbst in den Nebenrollen Hochkaräter wie Armin Rohde oder Gustav Peter Wöhler) und bei der Güte der Dialoge lässt sich schnell über das ein oder andere Lichtproblem hinwegsehen. Die konzentrierte Nähe lässt hier vielmehr zwei zeitlose männliche Archetypen vor dem Auge des Zuschauers entstehen. Sie sind zwei Singles wider Willen, die ihr Leben sehr unterschiedlich zu meistern versuchen.
“Ehen werden geschlossen und geschieden, aber das Spiel muss weitergehen“, heißt es im Film. Und so ist es dann auch: “Ein seltsames Paar” ist und bleibt bei allem Zeitgeist-Bezug – auch in der Bearbeitung von Doris Dörrie – vor allem zeitloses Boulevard. Da wird elegant die Klamotte gestreift, da wedelt Ochsenknecht mit Putztuch, Mobb und Desinfektionsmittel haarscharf an der Karikatur vorbei, und da kräuselt dann dagegen Lauterbach als genervter Mitbewohner ein wenig zu ernst(haft) die Stirn. Dennoch: Dauerschmunzeln garantiert.