Ben Kremer ist 32, fertiger Betriebswirt und ewiger Praktikant. „Wenn Sie einen guten Job machen, steht Ihrer Karriere nichts mehr im Weg“, bekommt er immer wieder zu hören. Auch in seiner neuen Firma wird zwar mit Unsummen jongliert, er selbst aber bleibt ein Sekretär zum Nulltarif und er bleibt voller Hoffnung – billig und willig. Für den Chef der angesehenen Finanzfirma koordiniert er Termine, arbeitet Investmentkonzepte aus, steht am Kopierer, schüttelt zur Privatfeier von Big Boss Kamprath die Cocktails – und soll sogar mit dem „naiven Ding vom Empfang“ ins Bett. Denn die will mehr vom Chef und wird ihm langsam lästig. Das sind für Ben zu viele Schocks auf einmal: Jana eine Affäre mit Kamprath?! Ausgerechnet Jana, die Frau seiner schlaflosen Nächte! Es sieht ganz danach aus, als ob der notorische Ja-Sager Ben auf seiner eigenen Schleimspur ausrutschen würde.
Foto: SWR / Hackenberg
Über „Ein Praktikant fürs Leben“ kann man viele Worte verlieren, man sollte den Film von Ingo Rasper („Reine Geschmackssache“) aber vor allem sehen und genießen. Und die, die gerne intelligente, witzige Komödien für ein breites Publikum machen wollen, die Autoren, Produzenten, Redakteure und Regisseure, die sollten sich diesen kleinen, unspektakulären Film genau anschauen – weil er im engen Korsett des Genres Romantic-&-Social-Comedy alles richtig macht. Da ist mit der Generation Praktikum ein gutes Thema, das gleichzeitig die Hauptfigur charakterisiert: als einen, der es gewohnt ist, den anderen den Dreck wegzuräumen und dabei noch zu lächeln. Dieses Verhalten mag grenzwertig sein, vor allem ist es realistisch. Arschkriecher Ben Kremer bleibt sympathisch, weil ihm der Pragmatismus nicht das Hirn vernebelt. Abends schüttelt er als Barmann seine Cocktails und schiebt gepflegten Frust. Ben, Jana und Kamprath werden konsequent als private und gleichsam öffentliche Figuren geführt – so kann es zu Kollisionen kommen, die den Rahmen einer herkömmlichen Romantic Comedy sprengen. Der Film, geschrieben von Claudia Kaufmann, besticht durch eine klare, dichte Komödiendramaturgie. In einer guten Komödie trifft man sich mindestens zweimal. Kaum etwas passiert ohne Grund, jeder beiläufig erwähnte Fisch, jede noch so scheinbar unwichtige Figur kehrt irgendwann zurück. Und ein Slapstick-Gag zur rechten Zeit – warum nicht?! Höchst vergnüglich auch die Idee mit dem Poetry Slam.
Die Schauspieler sind in diesem Rahmen einfach nur zum Zungeschnalzen: Roman Knizka – wer könnte jenen sich die Umstände schön redenden Sunnyboy überzeugender spielen?! Anna Brüggemann – welche Schauspielerin ihrer Generation verkörpert Naivität, Liebreiz und Unschuld besser? Und August Zirner – wie er mit zwei Gesichtsausdrücken dem Chef sein ernstes, angespanntes, leidendes Gesicht gibt, auf das sein Strahle-Praktikant „anspringt“, das ist zum Dauerschmunzeln. Dazu sein ständiges „Is noch was?“ – das ist Charakterkomödie vom Feinsten. Auch Franziska Walser hat zwei, drei köstliche Auftritte. Apropos Auftritte: Jutta Speidel hat eine Gastrolle. Gleich in der ersten Szene stellt sie klar, was ein Praktikant heutzutage zu tun habe. Gutes Intro, kluge Besetzung, prima Trick, die älteren Zuschauer, die die junge Besetzung irritieren könnte, vorm Umschalten zu hindern. Im Schlussbild kommt Speidel noch einmal zurück – aber da hat dann hoffentlich auch der letzte Zuschauer gemerkt, dass diese Komödie Stil und Struktur hat wie nur selten eine Romantic Comedy im deutschen Fernsehen. Selbst der Schlussspurt ist weniger Schablone als vielmehr eine lockere Variation des Bekannten – doch diesem Paar gönnt man das Happy End ohnehin von ganzem Herzen.
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