„Total unterfordert“ fühlte sich Klaus Löwitsch, als er von 1989 bis ’96 für die ARD den nonkonformen Haudrauf „Peter Strohm“ spielte. Dem „Schwur, sich nicht mehr auf diese Schiene zu begeben“, folgten prompt Grimme-Preis und Bayerischer Fernsehpreis für „Das Urteil“, ein Krimi-Kammerspiel mit Holocaust-Replik. Der ehemalige Fassbinder-Mime konnte es also noch! Sogar am Deutschen Theater gab er ein vielbeklatschtes Gastspiel. Und in dem Pro-7-Thriller „Ein Mann wie eine Waffe“ von Michael Rowitz habe er zumindest ansatzweise zeigen dürfen, dass er „ein persönlichkeitsstarker Schauspieler“ sei.
„Es ist ein ungewöhnlicher Krimi, weil es keine zwei Seiten gibt. Der Täter ist unter denen zu suchen, die ermitteln“, so Löwitsch. Dreh- und Angelpunkt der Geschichte ist David Bornett, Spezialpsychologe der Kripo, ein „Profiler“. Einer, der die Handschrift von Serienmördern zu lesen versucht, der jene Killer als Künstler versteht und selbst ein Künstler der Verstellung und des psychologischen Nahkampfs ist. Er ist ein Spieler, die Greueltaten scheinen ihn kalt zu lassen. Er will gewinnen, koste es, was es wolle. Bei seinem 84. Fall könnte das schwierig werden, denn Bornett gerät selbst unter Verdacht. Ist er eine multiple Persönlichkeit?
Löwitsch, der einst Redakteure und Dramaturgen als „inkompetente Fernsehheinis“ beschimpfte, ist ruhiger geworden. Aber Kritik äußert er auch heute. „Das Problem war, dass ich eine psychologisch vielschichtige Figur zu spielen hatte und dass ich über 60 bin und der Regisseur Anfang 30“, kommentiert Löwitsch diverse Reibereien während des Drehs. „Das sind 30 Jahre weniger Lebenserfahrung.“ Michael Rowitz, einer der elegantesten deutschen Genre-Regisseure, verfügt dafür über 15 Jahre Videoclip-Seherfahrung. Löwitschs Kommentar: „Bei den Pop-Sendern halte ich es nicht länger als zwei Sekunden aus.“
Die Bilder seien brillant. Aber er hätte sich schon eine etwas schlichtere Kameraführung gewünscht. „Szenisch wurde kaum etwas entwickelt, am Set fing sofort die Schnipselei an.“ Für einen Schauspieler sei so etwas nicht leicht. „Ich glaube, man hätte sich mehr auf die vier sehr passablen Hauptdarsteller verlassen sollen“, sagt Löwitsch, an dessen Seite Jennifer Nitsch, Oliver Korittke und Michael Brandner agieren. „Aber vielleicht bin ich ja auch zu alt“, sinniert der Schauspieler, der zur Zeit für ein ZDF-Action-Abenteuer in den Alpen („mir haben noch 2 Mark fuffzig gefehlt dieses Jahr“) vor der Kamera steht.
Über das Fernsehen der Gegenwart könnte er schimpfen ohne Ende. 80 Prozent aller kreativen Jobs habe man hier „einer Generation übergeben, die weit unter 35 ist“. Doch bald hätten diese Leute ihrerseits die Grenze von 35 erreicht und gehörten dann 40 Jahre zum alten Eisen. Das findet Löwitsch schlimm. Und die Programme selbst? „Es bewegt sich alles an der Oberfläche. Man darf nicht tiefgehender sein als die Werbung.“ Eine Perspektive könne er nirgends ausmachen, vermisse Werte und unkonventionelle Charaktere. Er selbst würde gern noch einmal einen vom Leben gezeichneten Helden spielen. Keinen Serien-Fuzzy also à la Strohm oder Zorc, sondern „einen nonkonformistischen, kosmopolitischen Anarchisten, der das Herz am rechten Fleck hat, aber sonst völlig entwurzelt ist“. (Text-Stand: 1999)