Ein Witwer, der unfähig ist zu trauern. Eine Braut, die sich nicht traut, sich aber zutraut, diesem Mann und seinen drei halbwüchsigen Kindern, die gerade erst ihre Mutter verloren haben, zu helfen – und damit vielleicht auch sich selbst. Auf einem Hausboot machen die fünf ihre Hausaufgaben in Sachen Trauer- und Beziehungsarbeit. Der Mechanismus des dramaturgischen Räderwerks von „Ein Hausboot zum Verlieben“ ist simpel wie bei jeder Romantic Comedy. Doch Drehbuchautor Martin Rauhaus („Ein starker Abgang“) hat sich etwas mehr einfallen lassen für seine lockere Adaption des Hollywood-Klassikers „Hausboot“, in dem vor 50 Jahren Cary Grant und Sophia Loren als kulturell völlig ungleiches Paar ihrer Leidenschaft füreinander erlagen. Übernommen hat Rauhaus von dem konfliktreichen Original das Motiv der Entfremdung zwischen dem Vater und seinen Sprösslingen.
Hans-Werner Glehdorn würde am liebsten sofort wieder nach Berlin fahren und sich hinter seinem Schreibtisch verschanzen. Das Hausboot, das seine Kinder von ihrer Mutter geerbt haben, ruft bei ihm ungute Gefühle hervor. Vor Jahren war er schon einmal an diesem „verwunschenen Ort“ an der Müritz, mit seiner Frau. Sie hatte sich damals sofort verliebt in dieses Idyll. Er hatte sich nur darüber lustig gemacht. Ein, zwei Jahre vor ihrem Tod muss sie das Boot gekauft haben, ohne dass er je etwas davon mitbekommen hat. Die Erinnerung daran tut weh, und er würde gern dem Schmerz mit Flucht begegnen. Doch Isabell Kolditz lässt das nicht zu. Die Millionärstochter und entscheidungsschwache Akademikerin hat sich zum Nachdenken ins schöne Brandenburg abgesetzt. Incognito heuert sie als Haushälterin bei Glehdorn an, sie wäscht ihm den Kopf und bringt ihm außerdem noch das Schwimmen bei.
Starke Dialoge zwischen köstlichen Schlagabtauschs und emotionalen Gesprächen über den Sinn des Lebens und ein dicht strukturiertes Drehbuch, das Motive wie beispielsweise das Nicht-Schwimmen-Können klug miteinander verzahnt. Aus der Metapher für stadtneurotische Unmännlichkeit wird bald auch ein handlungstreibendes Moment: ein Fotograf der Klatschpresse hat die beiden halbnackt im Sucher. Damit ist das Fräulein aus gutem Hause enttarnt und dem Leiter des Berliner Referats für Stadtentwicklung droht das Karriere-Aus.
Heikko Deutschmann gibt den sympathischen Angsthasen mit Cary-Grant-Nostalgie-Brille und auch einigen der Manierismen des großen Mienenspiel-Künstlers. Julia Koschitz versucht es gar nicht erst, es mit Sophia Loren aufzunehmen. Die ideale Komödiendarstellerin setzt auf Kulleraugen statt Oberweite, auf Kameradin statt Sexobjekt. Richtig gut sind auch die Kinderdarsteller, allen voran Naturtalent Jannis Michel („Tatort: Der glückliche Tod“). Sie sind mehr als die putzigen Kleinen in dieser „erwachsenen“ Liebesgeschichte, die gar nicht durchweg so blauäugig romantisch ist. „Es wird nicht behauptet: Ich schau dir in die Augen und schon geht es mir gut!“, sagt denn auch Heikko Deutschmann. „Man muss etwas tun für seine Gefühle. Man muss das, was man im Anderen sucht, erst mal in sich selbst finden.“