Es ist schon erstaunlich, dass sich die Zielgruppe der Freitagsfilme in der ARD Woche für Woche die gleiche Geschichte auftischen lässt. Immerhin wirkt in der Schmonzette „Ein Hauptgewinn für Papa“ ausnahmsweise mal nicht Christine Neubauer mit. Dafür ist diesmal Heio von Stetten dabei, der sich auch schon seit Jahren damit begnügt, immer wieder die selbe Figur zu verkörpern: einen in Liebesdingen etwas unbedarften, gleichwohl liebenswerten Tollpatsch, dessen treuer Dackelblick die Damen aus unerfindlichen Gründen dahinschmelzen lässt. Hier spielt von Stetten einen Astrophysiker. Und weil dieser Peter Grainernapp ja zu haben sein muss, ist seine Frau vor einigen Jahren verstorben; die Anzahl der Witwer und Witwen um die vierzig dürfte auf diesem Sendeplatz weit über dem tatsächlichen Durchschnitt liegen. Ebenfalls unverzichtbares Versatzstück der Handlung: Das Glück ist zum Greifen ganz nah, doch Grainernapp ist mit emotionaler Blindheit geschlagen. Dabei fühlt auch er sich zur ebenfalls alleinstehenden Kollegin Anja Lohse (Dana Vávrová) hingezogen, zumal ihre wie seine Kinder alles dafür tun, um die beiden zu verkuppeln.
Vermutlich wäre das noch Jahre so gegangen, wenn Grainernapp nicht eines Tages den titelgebenden Hauptgewinn bekommen hätte. Bislang gab’s für seine von den Kindern unermüdlich eingesandten Kreuzworträtsellösungen immer nur Toaster und Küchenuhren; plötzlich aber steht da ein Jaguar Cabrio. Das Auto verändert sein Leben: Der Wissenschaftler ist jetzt ein gefragter Mann. Selbst sein größtes Problem löst sich wie von selbst: Zwei Mäzene erklären sich bereit, jene 50.000 Euro beizusteuern, die ihm noch fehlen, um ein offenbar revolutionäres Teleskop fertig zu stellen. Vermittelt wird der Kontakt durch die mondäne Xenia Teschmacher (Anica Dobra), die als Assistentin des Bürgermeisters völlig unterfordert ist und zur Verbitterung von Anja Lohse nur zu gern ein Auge auf den Physiker wirft. Der wiederum lebt nun auf viel zu großem Fuß, schafft sich teure Anzüge an, vernachlässigt seine Kinder und ist drauf und dran, die süße Kollegin für immer zu verlieren.
Foto: Degeto
Klar, die Geschichte (Stefan Rogall) ist nicht gerade unvorhersehbar; aber das weiß man, wenn man freitags um 20.15 Uhr das „Erste“ einschaltet. Die Frage ist daher, was Regie (Bodo Fürneisen) und Darsteller draus machen; und das ist in diesem Fall durchaus solide. Von Stetten gewinnt seinem Rollentypus zwar keine umwerfend neuen Seiten ab, und auch Anica Dobra, gleichfalls gern gesehene Partnerin auf diesem Sendeplatz, spielt Rollen wie Xenia Teschmacher im Schlaf. Hübscher sind deshalb die vielen komischen kleinen Szenen, die mit der eigentlichen Handlung nichts zu tun haben, sowie die Nebenfiguren. Jaecki Schwarz und Dieter Montag zum Beispiel bieten als undurchsichtige Mäzene hübsche darstellerische Kleinodien; und das Wiedersehen mit Elisabeth Wiedemann, einst populär geworden als bedauernswerte Frau an der Seite von Alfred Tetzlaff, macht ebenfalls Freude.