Es sind vor allem Klischees, die Ulrich del Mestre in seinem Drehbuch verarbeitet; aber das tut er gekonnt. Und da Regisseur Jorgo Papavassiliou die Ideen vorzüglich umsetzt, ist „Ein Fall von Liebe“ dem einfallslosen Titel zum Trotz ein fesselndes romantisches Drama geworden. Zugeschnitten ist die Geschichte voll und ganz auf Francis Fulton-Smith, der als Leipziger Staranwalt eine schon oft gesehene Metamorphose durchmacht. Zu Beginn lernt man ihn als skrupellosen Juristen kennen, der große Konzerne gegen kleine Leute verteidigt. Nach einem Autounfall, den er mit Glück überlebt, überdenkt Florian Faber sein Leben; ihm wird klar, dass seine Ideale im Verlauf seiner Karriere auf der Strecke geblieben sind.
Bei dem Unfall ist ohne Fabers Schuld ein Familienvater gestorben. Zusammen mit seiner Frau (Floriane Daniel) hatte er kurz zuvor aus Gründen der Altersversorgung eine Eigentumswohnung gekauft. Den entsprechenden Kredit sollten die regelmäßigen Mieteinnahmen tilgen. Doch das Ehepaar ist böse reingelegt worden: Die Wohnung steht leer, der Kaufpreis war ohnehin viel zu hoch, und jetzt will die Bank ihr Eigenheim zwangsversteigern. Zum Entsetzen seiner Kanzleipartner, die den Immobilienkonzern als Mandanten gewinnen wollen, schlägt sich Faber auf die Seite der betrogenen Familie. Mit Hilfe der Journalistin Sarah (Mariella Ahrens), in die er sich prompt verliebt, kommt der Anwalt den Machenschaften des Konzerns auf die Schliche, doch der schlägt zurück: Der Jurist wird Opfer eines perfiden Komplotts. Für die Öffentlichkeit sieht es so aus, als sei er durch und durch korrupt, und natürlich ist auch Sarah tief enttäuscht.
Fabers Partner (u.a. Ex-„Siska“ Peter Kremer) fallen mit ihrem Champagner zu jeder Gelegenheit arg stereotyp aus, während die kleinen Leute das Herz auf dem rechten Fleck haben: Das ist alles mitunter etwas schlicht gestrickt. Aber Fulton-Smith spielt die Wandlung vom Saulus zum Paulus überzeugend, der Plan zu seiner Diskreditierung ist höchst geschickt eingefädelt, und bei den hitzigen Auseinandersetzungen zwischen dem Juristen und der Journalistin fliegen ordentlich die Funken. Dank der sozialen Seite ist die Geschichte ohnehin brisanter und vor allem relevanter als alles, was das „Erste“ freitags sonst zu zeigen pflegt.