Ein Fall für zwei

Wanja Mues, Antoine Monot Jr., Thomas Thieme. Der Privatdetektiv und der Anwalt

Foto: ZDF / Andrea Enderlein
Foto Tilmann P. Gangloff

„Ein Fall für zwei“ – geblieben ist fast nur der Titel der Serie, die 30 Jahre und 300 Folgen lang ein Aushängeschild des ZDF war. Da es kaum noch Gemeinsamkeiten mit dem Klassiker gibt, ist es auch müßig, Mues und Monot Jr. mit ihren Vorgängern zu vergleichen. Optisch hebt sich „Ein Fall für zwei“ 2.0 deutlich vom gediegenen Ur-Format ab. Ist der Auftakt mitunter auch etwas undurchschaubar, weil allerlei Namen durch den Raum schwirren, zu denen die Gesichter fehlen, so ist diese Serien-Kreation ausbaufähig. Zum Auftakt 3 Folgen: „Verhängnsvolle Freundschaft“ / „Gefahr hinter Gittern“ / „Tödliche Vergangenheit“

Über 30 Jahre mit 300 Folgen auf Sendung: Die Erfolgsgeschichte der Serie „Ein Fall für zwei“ ist einzigartig. Es ist also durchaus mutig vom ZDF, sich nur ein Jahr nach dem Ende des Klassikers an einer Neuauflage zu versuchen. Tatsächlich aber sind Verwechslungen ausgeschlossen. Das neue Duo hätte durchaus auch als weitere neue Samstagskrimi-Reihe im „Zweiten“ gepasst, zumal gerade die Auftaktfolge genug Stoff für einen 90-Mminüter bietet.

Ein Jurist, ein Privatdetektiv sowie der Schauplatz Frankfurt: Im Grunde sind im Vergleich zum Vorbild (1981 bis 2013) nur die Rahmenbedingungen gleich geblieben. Und selbst die stimmen zu Beginn nicht, denn von Leo Oswald (Wanja Mues) erfährt man nur, dass er viel Ärger hat. Die verschiedenen Andeutungen über eine Vergangenheit in Südamerika, wo er mehrfach angeklagt, aber immer wieder freigelassen wurde, birgt einiges an Erzählpotenzial für die nächsten drei Folgen; mehr sind zunächst nicht produziert worden. Auch Rechtsanwalt Benni Hornberg (Antoine Monot Jr.) steht vor einem Neubeginn, nachdem er seine Gattin mit ihrem schwedischen Yoga-Lehrer erwischt hat. Der Job in der Kanzlei des herrischen Schwiegervaters (Thomas Thieme) ist ohnehin nichts für den gutmütigen Dicken.

Ein Fall für zweiFoto: ZDF / Andrea Enderlein
Privatdetektiv Oswald (Wanja Mues) steht im Zentrum von „Ein Fall für zwei“ 2.0. Staffel 1 besteht aus drei Folgen. Zum Auftakt heißt es „Verhängnisvolle Freundschaft“.

Da es kaum noch Gemeinsamkeiten zwischen „Ein Fall für zwei“ 2.0 und den alten Folgen gibt, ist es auch müßig, Mues und Monot Jr. mit ihren Vorgängern zu vergleichen. Immerhin steht nun der Privatdetektiv von vornherein im Vordergrund. Claus Theo Gärtner musste sich diesen Status als Josef Matulla erst erarbeiten, weil anfangs Günter Strack der Star war. Das erübrigte sich später, weil Gärtner neben den wechselnden Anwaltsdarstellern (Rainer Hunold, Mathias Herrmann, Paul Frielinghaus) die konstante Personalie der Serie verkörperte. Eingeführt wird das Duo als früheres Freundespaar, das sich vor 20 Jahren aus den Augen verloren hat: Leo zog es in die Welt hinaus, nachdem sein Vater auf offenbar gewaltsame Weise ums Leben gekommen war; auch dieses Ereignis bleibt zunächst diffus. Benni wiederum, Sohn eines als Koryphäe verehrten Rechtswissenschaftlers, hat geheiratet und führt als Anwalt für Versicherungsrecht nun ein Leben am Tropf seines Schwiegervaters Oskar Renners. Als Leo beschuldigt wird, einen Unternehmer ermordet zu haben, lässt sich Benni um der alten Zeiten willen überreden, das Mandat zu übernehmen; und muss schließlich feststellen, dass die Spur zum Täter in die Kanzlei Renners’ führt.

Die Geschichte ist mitunter etwas undurchschaubar, weil allerlei Namen durch den Raum schwirren, zu denen die Gesichter fehlen, und außerdem fast zu komplex für knapp 60 Minuten. Aber Mues, dank „Stubbe“ Mitglied der ZDF-Familie, und Monot sind ein interessantes Gespann, zumal die Rollenverteilung nur auf den ersten Blick eindeutig ist. Natürlich sind die Action-Szenen Mues’ Domäne, doch Monot hat oft genug bewiesen (unter anderem zweimal als „Aushilfe“ im „Tatort“ aus Bremen“), dass er weitaus vielseitiger ist, als sein Erscheinungsbild des Sohns vom Weihnachtsmann nahelegt.

Sieht man mal davon ab, dass die Zwischenschnitte aufs Frankfurter Bankenviertel etwas stereotyp ausfallen, hebt sich „Ein Fall für zwei“ in der neuen Version auch optisch deutlich vom Vorgänger ab. Die Bildgestaltung ist modern und dynamisch, die Farben gern etwas unterkühlt, Rückblenden werden farblich verfremdet wie Erinnerungsfetzen integriert, und selbstredend arbeitet die Regie (beim Auftaktfilm Marcus Ulbricht) auch mit Zeitlupe und sprunghaften Schnitten. Der optische Aufwand entspricht dem eines Fernsehfilms; die akustische Untermalung von Schwenks und Schnitten ist allerdings zu viel des Guten. Dafür trägt auch die Musik mit ihrer Mischung aus Thriller-Tempo und entspanntem Jazz ihren Teil dazu bei, dass man der ersten Staffel eine Fortsetzung wünscht. (Text-Stand: 14.4.2014)

Sie sehen gerade einen Platzhalterinhalt von YouTube. Um auf den eigentlichen Inhalt zuzugreifen, klicken Sie auf die Schaltfläche unten. Bitte beachten Sie, dass dabei Daten an Drittanbieter weitergegeben werden.

Mehr Informationen

tittelbach.tv ist mir was wert

Mit Ihrem Beitrag sorgen Sie dafür, dass tittelbach.tv kostenfrei bleibt!

Kaufen bei

und tittelbach.tv unterstützen!

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Serie & Mehrteiler

ZDF

Mit Wanja Mues, Antoine Monot Jr., Thomas Thieme, Christina Hecke, Sina Tkotsch.

Episodenrollen: Jürgen Tarrach, Gudrun Landgrebe, Catherine Flemming, Max Hopp, Anna Brüggemann, Marc Hosemann, Jan Henrik Stahlberg, Tobias Oertel, Muriel Baumeister

Kamera: Ludwig Franz, Ralf Noack, Rainer Rösch

Szenenbild: Andrea Schlachter, Jutta Freyer, Fritz Günthner

Schnitt: Thomas Zachmeier, Martin Rahner

Musik: Mario Lauer, Thomas Osterhoff

Produktionsfirma: Odeon TV

Drehbuch: Florian Oeller, Kai-Uwe Hasenheit – nach einem Konzept von Boris Gullotta

Regie: Marcus Ulbricht, Andreas Herzog

Quote: 5,91 Mio. Zuschauer (20,2% MA)

EA: 09.05.2014 20:15 Uhr | ZDF

Spenden über:

IBAN: DE59 3804 0007 0129 9403 00
BIC: COBADEFFXXX

Kontoinhaber: Rainer Tittelbach