Dünentod – Tödliche Falle

Hendryk Duryn, Pia-Micaela Barucki, Hasenheit/Erler, Ismail Sahin. Fährmanns Rache

Foto: RTL / Stephan Rabold
Foto Tilmann P. Gangloff

Mit dem Auftakt der möglichen neuen „Dünentod“-Reihe (MadeFor) bietet RTL seinem früheren Serienstar Hendrik Duryn („Der Lehrer“) die Möglichkeit, in eine völlig andere Rolle zu schlüpfen: Tjark Wolf, LKA-Kommissar aus Wilhelmshaven, ist ein Typ mit Ecken und Kanten, der es seinen Mitmenschen nicht immer leicht macht. Die junge ostfriesische Streifenpolizistin Femke Folkmer findet bei der gemeinsamen Suche nach einem Serienmörder allerdings rasch einen guten Draht zu dem Kollegen, dem ein gewisser Ruf vorauseilt; Pia-Micaela Barucki hat schon mit „Der König von Palma“ (ebenfalls RTL, mit Henning Baum) bewiesen, dass sie sich neben markanten Männern behaupten kann. Regisseur Ismail Şahin hat aus den Drehbücher fesselnde Krimis gemacht. Gerade der zweite Film, als Wolf einen Anschlag verhindern will, ist ein packender Hochspannungs-Thriller.

Der zweite Film „Dünentod“-Krimi beginnt nach einem Zeitsprung: Femke Folkmer hat sich erfolgreich um eine Versetzung beworben, ist nun Kriminalkommissarin und arbeitet wie Tjark Wolf fürs LKA Niedersachsen in Wilhelmshaven. Drehbuchautor Gregor Erler fackelt nicht lange und beginnt mit einem Großeinsatz: Femkes Kollegin Ceylan Özer (Yasemin Cetinkaya) ist schon länger hinter einer Bande her, die sich „Harbour Brothers“ nennt. Sie hat einen Tipp bekommen, wie sie die „Hafenbrüder“ auf frischer Tat ertappen kann, läuft jedoch direkt in die titelgebende „Tödliche Falle“ und wird lebensgefährlich verletzt. Den Bandenmitgliedern kann keine Straftat nachgewiesen werden, zumal sie das perfekte Alibi haben: Als Ceylan niedergestochen wurde, sind ihre Personalien aufgenommen worden; entsprechend großkotzig führt sich der Anführer (Timo Jacobs) bei der Vernehmung auf. Mit einem nicht ganz legalen, dafür aber äußerst raffinierten Trick sorgt Wolf dafür, dass der Mann doch noch verhaftet werden kann. Bei der Gelegenheit entdeckt er außerdem das Drogenlabor, in dem die Bande ihr Crystal Meth herstellt. Abgesehen von der Frage, wer Ceylan ermorden wollte, müssen er und Femke jetzt nur noch herausfinden, woher die „Harbour Brothers“ die Zutaten für die Herstellung der Droge bekommen haben. Die Spur führt zu einem Unternehmen, das mit Düngemitteln handelt; und plötzlich landet das Duo in einem Fall, der eine ganz andere Dimension hat.

Dünentod – Tödliche FalleFoto: RTL / Stephan Rabold
Großkotz Maxim (Leonard Kunz) entzieht sich der Verhaftung. Hendrik Duryn in „Dünentod – Ein Nordsee-Krimi – Tödliche Falle“

Dieser Themenwechsel ist der eigentliche Knüller von „Tödliche Falle“. Einen weiteren hat sich Erler für den Epilog aufgehoben, aber ebenso clever bereits im Rahmen des Auftakts vorbereitet: Während seine Kolleginnen die Hafenbande observieren, sitzt Wolf bei einer Psychologin (Alessija Lause); der Kommissar ist vorübergehend suspendiert, weil er nach dem Tod seines Vaters die Beherrschung verloren hat. Die Therapeutin vermutet jedoch tiefere Ursachen und spricht ihn auf den Tod seiner Mutter an. Dieses Detail greift der Film am Ende wieder auf und schafft damit die Basis für eine Fortsetzung, die sich viele Krimifans dringend wünschen dürften, und sei es nur, um in ihrem Verdacht bestätigt zu werden: Im Hintergrund wirkt eine graue Eminenz, vor der selbst die hartgesottenen „Harbour Brothers“ gehörigen Respekt haben. Diese Person hat offenbar schon vor Jahrzehnten in Wolfs Leben eingegriffen, und wer genau aufpasst, bekommt früh eine Ahnung, um wen es sich dabei handeln könnte.

Zunächst konzentriert sich die Handlung jedoch auf die eigentliche Herausforderung. Ismail Şahin hat den zweiten Teil noch dichter inszeniert. Erneut sorgt die Musik für permanente Spannung, die sich gegen Ende sogar noch mal steigert. Dank Kamera, Schnitt und eines Countdowns sorgt „Tödliche Falle“ für Thrillerspannung auf hohem handwerklichem Niveau. Die Faszination dieser Ebene verdankt der Film dennoch nicht zuletzt dem Episoden-Hauptdarsteller: Leonard Kunz, vom Maskenbild erheblich verfremdet, versieht seine Rolle mit einer fast schon beängstigenden Intensität. Maxim nennt sich selbst Charon, nach dem Fährmann aus der griechischen Mythologie, der die Verstorbenen über den Totenfluss in den Hades bringt. Er leidet unter einem Gen-Defekt, seine Zeit ist endlich, aber mit seinem Abgang will er ein spektakuläres Zeichen setzen. Sein Motiv bleibt zunächst offen, aber auch in dieser Hinsicht liefert Erler eine Andeutung. Interessanterweise widmet er dem Antagonisten sogar mehr biografischen Raum als dem Helden. In „Dünengrab“ war der Tod von Wolf senior das einzig persönliche Element; dass der Kommissar ein erfolgreicher Autor ist und deshalb eine gewisse Popularität genießt, haben beide Drehbücher weggelassen. Ob die Reihe weitergeführt wird, steht noch nicht fest; RTL dürfte eine Fortsetzung vom Zuspruch zu den beiden Filmen abhängig machen. An Vorlagen herrscht kein Mangel: Koch hat sieben „Dünen“-Romane geschrieben. (Text-Stand: 14.1.2023)

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Reihe

RTL

Mit Hendrik Duryn, Pia-Micaela Barucki, Yasemin Cetinkaya, Florian Panzner, Leonard Kunz, Zsá Zsá Inci Bürkle, Ina Paule Klink, Timo Jacobs

Kamera: Aljoscha Hennig

Szenenbild: Romy Gawlik, Stefan Lincke

Kostüm: Markus Ernst

Schnitt: Bernhard Wießner

Musik: Alex Komlew

Soundtrack: The Rolling Stones („Sympathy For The Devil”)

Redaktion: Nico Grein

Produktionsfirma: MadeFor Film

Produktion: Mirko Schulze, Nanni Erben, Gunnar Juncken

Drehbuch: Kai-Uwe Hasenheit, Gregor Erler – Romanvorlage: Sven Koch („Dünentod“)

Regie: Ismail Sahin

Quote: 3,73 Mio. (13,4% MA); Wh.: 2,26 Mio. (8,2% MA)

EA: 07.02.2023 20:15 Uhr | RTL

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