Dünentod – Ein Nordsee-Krimi: Falsches Spiel

Hendrik Duryn, Pia Barucki, Kristin Suckow, Erler, Müller. Von Wölfen und Schafen

Foto: RTL / Gordon Muehle
Foto Tilmann P. Gangloff

Der zweite von drei neuen Krimis aus der „Dünentod“-Reihe mit Hendrik Duryn und Pia Barucki ist deutlich besser als der Auftakt zur Trilogie: Nach einem raffinierten, tragisch missglückten Raubüberfall auf einen LKW stößt das Duo von der Kripo Wilhelmshaven auf ein kriminelles Netzwerk, dessen Köpfe in den Behörden sitzen. Die Geschichte ist komplexer als zuletzt; auch beim Ensemble gibt es diesmal keine Schwächen. Drehbuch und Umsetzung erfreuen zudem durch originelle Momente und spielen geschickt mit den Erwartungen. Neben der erneut sorgfältigen Bildgestaltung und einem guten Schnitt zeichnet sich „Falsches Spiel“ (RTL / MadeFor) zudem durch eine effektivere Dramaturgie aus.

Manchmal ist die Lösung zum Greifen nah, und vermutlich ist es beim Drehbuchschreiben eine besondere Freude, Fährten zu legen und sie in einer späteren Episode fortzuführen. „Falsches Spiel“ ist der insgesamt vierte „Dünentod“-Film, aber Gregor Erler greift darin jene Ebene auf, die bereits einen erheblichen Reiz der zweiten Geschichte ausmachte: In „Tödliche Falle“ hatte er angedeutet, dass eine mächtige Eminenz im Hintergrund die Fäden zieht und offenbar schon seit Jahrzehnten einen düsteren Einfluss auf das Leben von Hauptkommissar Tjark Wolf hat. Ein aufmerksames Publikum konnte damals ahnen, um wen es sich handelt. Seltsam, dass RTL „Falsches Spiel“ nicht als Auftakt der neuen Trilogie zeigt, zumal der Film mindestens eine Klasse besser ist als zuletzt „Tod auf dem Meer“. Das gilt auch für die Inszenierung, obwohl beide Male Dominic Müller Regie führte.

Schon der Auftakt ist spannend. Die Szene, in der Ganoven bei voller Fahrt einen LKW ausrauben, wirkt wie ein Stunt aus der RTL-Serie „Alarm für Cobra 11“: Ein mit Seilen gesicherter Mann klettert durchs Schiebedach eines PKWs zum Laster, öffnet die Tür zum Laderaum und holt die Ladung heraus. Weil der Wagen im Windschatten bleibt, bekommt der LKW-Fahrer nichts von der Aktion mit. Anders als sonst findet der Überfall nicht auf der Autobahn, sondern auf einer Landstraße statt, und als dem LKW-Fahrer seine Getränkedose runterfällt und gleichzeitig ein Schaf die Straße kreuzt, kommt es zu einem Unglück, das inklusive Schaf niemand überlebt. Trotzdem ist das kein Fall für Tjark Wolf (Hendrik Duryn) und seine Kollegin Femke Folkmer (Pia Barucki), weshalb die zuständige Ermittlerin von der Autobahnpolizei auch nicht sonderlich begeistert ist, als der Dezernatsleiter (Florian Panzner) die drei gemeinsam ermitteln lässt. Rena Fehmerling (Kristin Suckow) steht ohnehin unter großem Druck, denn es gab schon mehrere Verbrechen dieser Art; die Karriere ihrer erfolglosen Vorgängerin hat deshalb ein abruptes Ende gefunden.

Dünentod – Ein Nordsee-Krimi: Falsches SpielFoto: RTL / Gordon Muehle
Was führt dieser Harald Blanke im Schilde? Typische Rolle für Marek Harloff in „Dünentod – Ein Nordsee-Krimi: Falsches Spiel“

Die Geschichte ist deutlich komplexer als bei „Tod auf dem Meer“, zumal die Köpfe des Netzwerks offenbar in den Behörden sitzen. Beim Ensemble gibt es diesmal keine Schwächen, weil auch kleinere Rollen interessant besetzt sind, etwa mit Klara Deutschmann als Gattin jenes Schäfers (Jonas Lauenstein), dessen Tier die Tragödie ausgelöst hat. Er hat am Unfallort etwas gefunden, was die finanziellen Probleme des Paars für immer lösen könnte, aber das vermeintliche Glück wird zur tödlichen Gefahr. Anders als der letzte Film zeichnet sich „Falsches Spiel“ zudem durch eine beiläufige Heiterkeit aus. Weil zumindest der Kletterer über besondere Fertigkeiten verfügen muss, führt die Spur zu einem Veranstalter von Trucker-Shows; Christian Ahlers verkörpert diesen Mann, den Wolf und Femke später in letzter Sekunde vor einem grausamen Tod bewahren, als fröhliche Parodie auf einen neureichen Schausteller. Einige witzige Dialoge bilden einen reizvollen Kontrast zu Thriller-Momenten wie jenem, als das Duo auf den Organisator (Robert Kuchenbuch) der Raubzüge stößt und in eine gefährliche Pattsituation gerät, weil der Gangster Femke eine Waffe an den Kopf hält, während Wolf ihn im Visier hat; zum Finale wird sich die Konstellation wiederholen, diesmal jedoch mit veränderten Rollen.

Drehbuch und Umsetzung erfreuen ohnehin durch originelle kleine Momente: Als Fehlering den anderen auf dem Tablet erläutert, wie „Truck Robbery“ funktioniert, nutzt der Film eine Autoscheibe als Projektionsfläche für ihre Zeichnung. Mitunter spielen Buch und Regie auch geschickt mit den Erwartungen, als Wolfs Wohnung gleich zu Beginn parallel zum Überfall von Eindringlingen heimgesucht wird. Neben der erneut sorgfältigen Bildgestaltung (wieder Simon Schmejkal), einem guten Schnitt (Carsten Eder) und der im Vergleich zum letzten Film ungleich vielschichtigeren Geschichte zeichnet sich „Falsches Spiel“ auch durch eine effektivere Dramaturgie aus, zumal Erler schon früh clever in die Irre führt. Dem Film tut zudem gut, dass Wolf diesmal zwar eine zentralere Rolle spielt, dafür aber von gleich drei starken Frauen umgeben ist, weil Hintergrundermittlerin Ceylan Özer (Yasemin Cetinkaya) viel präsenter ist als zuletzt. (Text-Stand: 1.1.2024)

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Mit Hendrik Duryn, Pia Barucki, Yasemin Cetinkaya, Kristin Suckow, Marek Harloff, Sabine Vitua, Florian Panzner, Jonas Lauenstein, Klara Deutschmann, Christian Ahlers, Robert Kuchenbuch, Rüdiger Klink, Rainer Reiners, Eugene Boateng

Kamera: Simon Schmejkal

Szenenbild: Lars Brockmann

Kostüm: Markus Ernst

Schnitt: Carsten Eder

Musik: Alex Komlew.

Soundtrack: Jimi Hendrix („All Along The Watchtower”), Rolling Stones („Gimme Shelter”)

Redaktion: Nico Grein

Produktionsfirma: MadeFor Film

Produktion: Mirko Schulze, Nanni Erben, Gunnar Juncken

Drehbuch: Gregor Erler – Romanvorlage: Sven Koch („Dünenfeuer“)

Regie: Dominic Müller

Quote: 3,53 Mio. Zuschauer (13,5% MA)

EA: 23.01.2024 10:00 Uhr | RTL+

weitere EA: 30.01.2024 20:15 Uhr | RTL

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