Das muss er sein, der Richtige, der einem nur ein Mal begegnet im Leben, glaubt Melanie. Zu lange hat sie unter der Unverbindlichkeit ihrer letzten Beziehung zu einem verheirateten Mann gelitten hat, als dass die schüchternen, aufrechten Avancen von Wolf bei ihr nicht ohne Wirkung blieben. Sie ist hin und weg von diesem Mann, der weiß, was er will und dabei sie nie aus dem Blick verliert. Und so willigt die sehr viel jüngere Frau ein, als er ihr schon nach wenigen Tagen einen Heiratsantrag macht. Zu spät erkennt sie, dass Wolf manisch eifersüchtig ist und dass sich hinter seiner Anbetung totale Besitzansprüche verbergen.
Foto: ZDF / Thomas Kost
„Ich bin du und du bist ich, wir sind gleich, ich hab es in deinen Augen gesehen.“ Ein solcher Verschmelzungsgedanke ist nicht „gesund“, das müsste die Heldin wissen, auch wenn sie erst Ende 20 ist und Journalistin und nicht Psychologin. Doch dann wäre dem Zuschauer ein spannender Psychothriller entgangen. Unter Gesichtspunkten der Alltagslogik kann man über das Verhalten der von Katharina Lorenz frisch und zunehmend tiefgründig gespielten Melanie stolpern, aber der Film von Tobias Ineichen nach einem Buch der frauenbewegten Annemarie Schoenle gibt nach den ersten Wutausbrüchen des Ehemanns deutlich zu verstehen, dass hier im Genre-Stil erzählt wird. Da muss es einen nur bedingt wundern, dass die Frau, nachdem sie in Panik ausgezogen ist und ihr Mann daraufhin versucht hat, sie mit perfiden Mitteln von ihren Freunden zu isolieren, wieder zurückkehrt. Sie will den Kampf annehmen.
„Du gehörst mir“ ist aus der Perspektive der Frau erzählt. Dabei wird der Mann aber nie zum Bösen an sich stilisiert, er bleibt Mensch, pathologischer Fall, Täter. Das ist auch ein Verdienst von Tobias Moretti. Von Beginn an zeigt er uns einen weniger in sich ruhenden Menschen, als die Geschichte dem Zuschauer und der erfolgreiche Wirtschaftsprüfer seiner Angebeteten weismachen möchte. Wie er spricht, wie seine Stirn nachdenklich Falten wirft, wie er sich immer wieder körperlich verschließt, alles Zeichen, die sich als liebenswerte Ernsthaftigkeit oder als übertriebene Gehemmtheit lesen lassen. Auch später, wenn Wolf als krank geoutet ist, gibt Moretti nur selten dem Monster Zucker. Er spielt seinen krankhaften Kontrollfreak fast zum Mitleid kriegen. Moretti näherte sich der Eifersucht der Figur über die Laune. „Es gibt diese krankhafte Launenhaftigkeit, wo Menschen nicht mehr merken, wie sie von himmelhochjauchzend auf zu Tode betrübt umschalten“, so Moretti, „das muss für diese Menschen auch grausam sein, weil es sie vereinsamen lässt.“ (Text-Stand: 24.9.2007)