Eigentlich wollte er lieber ein Elvis sein, doch der Musikmarkt und die Girlies der 60er Jahre schrien nach einem deutschen Kuschelmatador. Also sattelte der Roy-Orbison-Fan um, von Beat auf sweet, allein in seinem Künstlernamen versteckte sich seine musikalische Leidenschaft: Roy Black. Sein Markenzeichen: seine samtweich-dunkle Stimme, das pechschwarze Haar, seine Schmalzmelodien, die er der verzückten Damenwelt Millionen mal (über zwei Millionen verkaufte LP und neun Millionen Singles) zusäuselte.
Für einen deutschen Elvis samt dazugehöriger Legende hat es bei Roy Black nicht gereicht. Dennoch gibt seine Biographie genug her für eine klassische Aufstiegs- und Fallgeschichte, wie sie die bunten Blätter lieben. Ein kometenhafter Start und ein langsamer, aber sicherer Abstieg, dann folgt ein Drama aus Sex, Suff und Herzklappenoperation. Aus dieser Schnulze eines Lebens haben Regisseur Peter Keglevic („5 Stunden Angst“), Drehbuchautor Winfried Bonengel („Beruf Neonazi“) und Hauptdarsteller Christoph Waltz einen bemerkenswerten Film gemacht, der weniger auf die Tränendrüsen drückt, als nostalgische Regungen weckt.
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Soundtrack: Roy Orbison („Pretty Woman“), Shirley & Lee („Let The Good Times Roll“), The Kinks („Dedicated Follower Of Fashion“ / „Sunny Afternoon“), Canned Heat („On The Road Again“), Roy Orbison („Candy Man“ / „In Dreams“)
„Du bist nicht allein – Die Roy-Black-Story“ ist Erinnerungsfernsehen, ein Stück westdeutsche Populärgeschichte. Wer die 60er und 70er Jahre kennt – der merkt, dass hier alles „authentisch“ ist, vom Porsche bis zur Zwiebackpackung. Neben der überragenden Ausstattung besticht die Vier-Millionen-Produktion auch durch eine stimmungsvolle Musikdramaturgie. Der Beat nimmt den Zuschauer mit in die Zeit, kündet aber stets auch von Gerd Höllerichs ungestillter Sehnsucht nach einem anderen Sound. Der knapp zweistündige Film, eine Ko-Produktion zwischen RTL und Bezahlsender Premiere, überraschte bei der verschlüsselten Erstausstrahlung selbst gestrenge Feuilleton-Kritiker. „Hier ist keine marktschreierische Biographie entstanden, sondern ein sentimentales Künstlerporträt, das das Gros der deutschen Fernsehproduktionen hinter sich lässt“, schrieb die FAZ. „Diese lebenslange Unentschiedenheit zu zeigen und vorzuführen, ohne sie doch dem Zynismus preiszugeben“ – das lobte die SZ an Christoph Waltz, der für seine Darstellung bei den ehrwürdigen Baden-Badener Tagen des Fernsehspiels den Schauspielerpreis erhielt.
„Ich konnte mich nicht zu seinen größten Fans zählen“, gesteht Waltz. Doch als er den Namen Keglevic hörte, mit dem er bereits „Der Amokläufer von Euskirchen“ gedreht hatte, war er sofort dabei. Der in Gesang ausgebildete Waltz durfte in einigen Szenen sogar selbst singen. „Ein Wahnsinnsspaß!“, so der gebürtige Wiener. Intensiv hat sich Waltz mit der Biographie von Roy Black auseinandergesetzt. Dessen Erfolg erklärt er sich folgendermaßen: „Er hat jedem Fan das Gefühl gegeben, nur für ihn da zu sein.“ (Text-Stand: 29.3.1997)