Sie sind Freunde, sie sind Schweißer und sie sind arbeitslos. Da sie die vom Arbeitsamt bezahlte Umschulung zum Floristen nicht unbedingt als ernstzunehmende AB-Maßnahme ansehen, schmieden sie einen riskanten Plan: Als ausgerechnet die Unternehmensberaterin, die ihrem alten Arbeitgeber aus der Bredouille helfen soll, ihren Weg kreuzt, tauschen die drei kurz entschlossen ihren Blaumann ein gegen Anzug, Schlips und Kragen. Als Consulting-Trio versuchen sie, sich ihren Arbeitslatz wieder zu ergattern. Je länger sie in der Chefetage ihr Spiel spielen, umso größer werden die Visionen: mit einer unkonventionellen Geschäftsidee könnte die marode Ostseewerft vielleicht gerettet werden.
„Drei Engel auf der Chefetage“ erscheint wie eine in Sachen Humor tiefer gelegte Privatfernsehvariante der preisgekrönten Tragikomödie „Hat er Arbeit?“. In beiden Filmen verliert der Held die Arbeit auf einer Werft, in beiden wird nach Wegen aus der Krise gesucht und die Arbeitslosigkeit belastet die Liebe. Sogar der Hauptdarsteller ist beides Mal derselbe: Wotan Wilke Möhring als still Leidender. In dem Sat-1-Movie kommt er langsam aus seiner Haut. Er ist ein unperfekter Held, einfach gestrickt und doch vom ersten Moment mit Sympathiebonus beim Zuschauer. Das macht denn auch die Besonderheit dieses Films aus: so wie es Wohlfühlgeschichten gibt, so gibt es Charaktere, die ein Wohlgefühl beim Zuschauer erzeugen, unter anderem, weil man eigene Schwächen in ihnen gespiegelt sieht, und es gibt Schauspieler, die ideal sind für diese Rollen. Neben Möhring gehören auch Christian Näthe, Heikko Deutschmann, Elena Uhlig und Muriel Baumeister zu dieser Sympathenspezies.
Der Film ist ähnlich unperfekt wie seine Charaktere. Arbeitslosigkeit und Globalisierung, Hochstapelei und vermeintliche Entführung, Eheprobleme und Eifersucht – die Autoren Karen Beyer und Jörg Brückner versuchen es mit allzu viel Handlung. Hinzu kommt: das Ganze ist weder schlüssig noch übermäßig pointiert erzählt. Das Leben mit seinem Füllhorn an Geschichten ist zu wenig für eine gute Komödie. Vor allem, wenn die Situationen, in die sich die drei Arbeitslosen begeben, weder schräg noch komödiantisch überdreht wirken. Umgekehrt wird Realismus mit Kasperletheater verwechselt. Am Ende bleiben viele nicht auserzählte Geschichten. Gerade aber, weil einem die meisten Figuren ans Herz gewachsen sind, ist das Holterdipolter-Happy-End besonders unbefriedigend. (Text-Stand: 21.11.2006)