In Mannschaftssportarten gewinnen mitunter Spieler, die gar nicht mitgewirkt haben: weil jeder sehen kann, dass das Team ohne sie nicht funktioniert. Gewinner dieses „Herzkino“-Films wäre demnach Lambert Hamel. Der beleibte Schauspieler war ein Garant dafür, dass die früheren Dora-Heldt-Verfilmungen des ZDF zwar anspruchslos, aber immerhin kurzweilig waren. „Unzertrennlich“ ist dagegen nur noch oberflächlich und belanglos.
Der Film ist die Fortsetzung zu „Ausgeliebt“ (02/2013). Damals ist Hauptfigur Christine (Julia Stinshoff) vom Land nach Hamburg gezogen, weil ihr Mann sie seit Jahren mit ihrer besten Freundin betrogen hatte. Heimlicher Star des Films aber war Lambert Hamel als Christines Vater, der vergeblich versuchte, das Paar wieder zusammenzubringen. „Unzertrennlich“ muss ohne ihn auskommen, und prompt ist weit und breit kein Kerl zu sehen, der auch nur annähernd das Format hätte, die vakante Stelle auszufüllen; erst recht nicht Christines windiger neuer Freund Richard, der sich angeblich der Tochter wegen nicht von seiner Frau trennen will. Attraktiver, aber auch nur bedingt charismatisch ist Sven, Chefredakteur einer Frauenzeitschrift. Schon die erste Begegnung des potenziellen Liebespaares macht deutlich, warum man ständig das Gefühl hat, den Film schon zu kennen: Auf dem Weg zum Vorstellungsgespräch schüttet die nervöse Christine einem gutaussehenden Fremden ihr Herz aus und ergeht sich in allen nur denkbaren Vorurteilen über Männer, die bei Frauenmagazinen arbeiten. Natürlich ist ihr irritierter Zuhörer der Mann, bei dem sie sich vorstellen soll.
„Unzertrennlich“ strotzt nur so von Versatzstücken und Klischees dieser Art. Das gilt selbstredend auch für die musikalische Untermalung durch die üblichen Popschnulzen. Den Gipfel der akustischen Einfallslosigkeit erreicht der Film, als zum Thema Freundschaft „You’ve Got a Friend“ von Carole King erklingt: Vordergründig erzählt die Romanze zwar von Christines Suche nach dem Richtigen, doch der Titel bezieht sich auf ihre Freundschaft zu Doro (Köhler), die ihr damals nach der Trennung zur Seite gestanden und sie in die gemeinsame WG mit ihrem schwulen Mitbewohner Dennis (Majowski) aufgenommen hatte. Christines Vertrauen in Freundinnen scheint jedoch einen irreparablen Knacks erlitten zu haben. Außerdem ist sie durch den Wind, weil sie – noch so ein Stereotyp – vierzig wird.
Julia Stinshoffs Figuren sind einander ohnehin immer recht ähnlich, aber auch Julia-Maria Köhler gelingt es nicht, Doro mehr Tiefe zu geben, als das Drehbuch von Sabrina Maria Roessel, Julia Neumann und Sabine Leipert (wie schon bei „Ausgeliebt“) offenbar vorgesehen hat; als Hauptdarstellerin der unter Wert gelaufenen ProSieben-Serie „Verrückt nach Clara“ (2007) sowie als sarkastische Ärztin in dem ebenfalls gescheiterten Pilotfilm „Medcrimes“ (RTL 2013) konnte Köhler ganz andere Akzente setzen. Trotzdem gewinnen die beiden Schauspielerinnen den Vergleich mit Judy Winter um Längen. Die routinierte Kollegin spielt die in den USA lebende Mutter von Dennis als Karikatur einer Amerikanerin (Akzent inklusive), die in ihrer Borniertheit nicht zur Kenntnis nehmen will, dass ihr Sohn einen Lebensgefährten hat. Spätestens die Szenen mit der wächsernen Winter katapultieren den Film geradewegs zurück auf die Boulevardbühnen der Siebziger, als Lustspiele ihr komödiantisches Potenzial vorwiegend aus Missverständnissen und Verwechslungen schöpften. Zu dieser Vorgestrigkeit passt, dass Christine ihre Kolumnen für die Zeitschrift ausdruckt und stets persönlich abliefert. Die bestenfalls unauffällige Regie besorgte Mark von Seydlitz, der bislang alle „Dora Heldt“-Filme produziert und inszeniert hat. (Text-Stand: 17.1.2014)