Geklaut wird viel in deutschen TV-Movies. Abgekupfert wird in der Regel vom großen Bruder Hollywood. Remakes sind selten. Dass sie auf deutschen Kinoklassikern basieren, ist seit den „German Classics“ von Sat 1 nicht mehr vorgekommen. Es ist sicher nicht die schlechteste Idee, eine der wenigen deutschen Filmkomödien-Klassiker der 50er Jahre für die Freunde gut gemachter leichter Unterhaltung neu zu verfilmen. Wer kann sich überhaupt noch an das Original erinnern?! Also gilt die Regel: „Lieber gut geklaut, als schlecht neu erfunden.“
Genau 50 Jahre ist es her, dass die Produzenten-Legende Gyula Trebitsch „Die Zürcher Verlobung“ nach einem Roman von Barbara Noack fürs bundesdeutsche Nachkriegskino auflegte. Helmut Käutner, der große Filmregisseur der 40er und 50er Jahre, war der Dompteur, der die Schar eigenwilliger Schauspieler, von Liselotte Pulver, Bernhardt Wicki und Paul Hubschmid bis zu Rudolf Platte, Sonja Ziemann und Kabarettist Werner Finck, in einem unglücklich milden Winter in Sankt Moritz bei Laune halten musste. Erzählt wurde eine typische Dreiecksgeschichte: Eine für das brave Wiederaufbaujahrzehnt einigermaßen emanzipierte Kitsch-Autorin, die sich bei ihrem Onkel zwischenzeitlich als Zahnarzthelferin versucht, hat sich einen bestimmten Mann in den Kopf gesetzt. Nur, der will nicht so wie sie.
Foto: Degeto / Mayer
„Die Zürcher Verlobung – Drehbuch zur Liebe“, produziert von Gyula Trebitschs Sohn Markus Trebitsch, hält sich sehr genau an das Original. Nur in Bezug auf den sexuellen Zeitgeist gab es Anpassungen, die zum Teil erst beim Drehen entstanden. „In der Skihütten-Szene sollten wir eigentlich nur am Tisch sitzen und Tee trinken, ohne uns zu berühren“, erinnert sich Lisa Martinek. Das war Regisseur Stephan Meyer und seiner Hauptdarstellerin dann aber doch etwas zu viel 50er Jahre. „Diese Frau will nicht nur Küsschen geben, sondern sie will mit dem Typen ins Bett“, so Martinek. Und noch etwas ist anders als vor 50 Jahren. Martinek verzichtet auf die neckischen Manierismen von Lilo Pulver. „Vor allem war mir klar, dass ich ihr wunderbares Lachen nicht imitieren durfte.“ Der Schalk strahlt ihr indes schon auch immer wieder aus den schönen Augen.
Wie im Original legte auch Markus Trebitsch großen Wert auf prominente Gesichter bis in die kleinsten Rollen. Tim Bergmann spielt den Mann, der sich nicht traut. Christoph Waltz ist „Büffel“, ein lebenslustiger, intellektueller Regisseur, der nach dem Tod seiner Frau wieder Feuer gefangen hat. Pierre Besson kriegt mal wieder keine ab. Rohde gibt einen Schmierenkomödianten und Hoger eine Zigarren paffende Produzentin. Sonja Kirchberger spielt die Heldin in der Verfilmung ihres letzten Kitschromans, der die reale Filmhandlung stets augenzwinkernd zu kommentieren versucht. Einiges in „Die Zürcher Verlobung – Drehbuch zur Liebe“ wirkt bemüht. Das beginnt mit dem gewollt ironischen Gedanken-Geplapper der Heldin und endet mit der Cameo-Rolle von Lilo Pulver, die dem Kurzauftritt Käutners im Original nachempfunden wurde. Dennoch: diesem Film sieht man seine Schwächen gerne nach, ist doch das Bemühen um gutes Handwerk spürbar. (Text-Stand: 14.12.2007)
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