Modeschöpfer Manuel und seine Freundin Victoria sind ein Jahr zusammen. An der Küste Istriens verbringen sie zwischen Pool, Sonnenliege und Schlafzimmer unbeschwerte Tage – bis ein 17-jähriges Mädchen auftaucht. Es ist offenbar überfallen worden. Jene Maniche ist schwer einzuschätzen, wirkt sprunghaft, macht auf kindlich verloren, dann wieder auf sexy. Manuel will sie so schnell wie möglich los werden. „Solche Mädchen machen nur Ärger“, sagt er. Victoria hat dagegen Mitleid mit ihr. Als das Mädchen unter Tränen von einer Vergewaltigung durch einen Freund erzählt, wendet sich das Blatt. Das Mädchen darf erst einmal weiter mit das süße Leben genießen. Doch ist ihr zu trauen? Ist sie vielleicht eines jener Möchtegern-Models, das sich eine Karriere erhofft? Oder weiß sie mehr über das Pärchen?
Man darf nicht zu viel verraten vom Sat-1-Thriller „Die Verführung – Das fremde Mädchen“, sonst verliert dieser handlungsarme Thriller, der mit einigen Clous erwartungsgemäß aufwartet, jeglichen Reiz. Dieses TV-Movie unter südländischer Sonne lebt von seiner Wirkung. Schönen Menschen in attraktivem Ambiente beim Dolce Vita zuzuschauen, während der Schrecken (in welcher Form auch immer) unaufhaltsam naht – das ist das Prinzip des Films. Damit der Sat-1-Zuschauer, der nicht unbedingt ein Fan von Feingeist-Thrillern wie Ozons „Swimming Pool“ ist, die 90minütige Wegstrecke zum gar nicht mehr „süßen“ Finale ohne Murren mitgeht, wird noch ein dem Wahnsinn naher Spanner-Nachbar und dessen unter Lichtallergie leidende Gattin in die Geschichte eingeführt. Dass der einigermaßen genreerfahrene Zuschauer spätestens nach 50 Minuten die Zusammenhänge zwischen dem Trio Infernal erahnen kann, ist dem Film nicht unbedingt abträglich.
Raffinierten, jungen Biestern zuzuschauen, die selbstgefälligen Erfolgsmenschen einheizen – das kommt immer gut. Wenn dann noch etwas Erotik über der Szenerie liegt und B-Plot und Showdown um die Trash-Krone konkurrieren, ist der Drops so gut wie gelutscht. Es sind vor allem die Schauwerte, die über die fehlende Logik des Plots & die dramaturgischen Wackler, die sich zumindest retrospektiv ergeben, hinwegsehen lassen. Auch wenn daraus letztlich kein wirklich guter Thriller entstanden ist, so bietet „Die Verführung – Das fremde Mädchen“ (Titel, Ausgangssetting und Altmännerphantasien weisen die falsche Richtung) zumindest die idealen produktionstechnischen Voraussetzungen für das Ein-Millionen-Euro-Movie.