Die Wiener Fotoreporterin und der Prinz aus dem Morgenland. Bereits ihre erste Begegnung ist ein Versprechen. Sie duzt ihn. Er wischt ihr zärtlich einen Regentropfen von der Wange. „Du bist traurig“, sagt Verena. „Du bist einsam“, erkennt Khalid. Hier sind zwei, dich sich sehen, die sich verstehen und die bald dasselbe füreinander empfinden. Nachdem sich beide zufällig am Rande einer Konferenz der arabischen Entwicklungsfonds kennenlernen, reist ihm wenig später Verena nach Dubai nach, um die „Herzenssache“ zu klären. Schnell spürt sie, dass es mehr ist als die Faszination des Fremden, mehr als die Lust am Geheimnisvollen. Es ist Liebe. Auch Khalid ist verzaubert von dieser Frau, er würde sie am liebsten sofort heiraten. Doch er hat – was Verena erst jetzt erfährt – Verpflichtungen: Seine Familie ist eine der reichsten des Landes und er soll eines Tages eines der Emirate regieren. Als Scheich muss er eine Muslimin heiraten und die haben seine Eltern bereits vor Jahrzehnten für ihn ausgewählt.
Die aussichtslose Liebe zwischen Prinz & Wiener Mädel verweilt in der Sat-1-Romanze „Die verbotene Frau“ nicht im Reich der Yellow Press und der goldgelben Sonnenuntergänge. „Es wird sein“, sagt der Scheich in spe noch in Wien mit weisem Blick, als Verena gleich mit ihm ins Bett will. In Dubai kommt sich das kulturell so ungleiche Paar dann sehr schnell näher. Eine Chance gibt es für Verena, die in der Fremde zwischenzeitlich ein wenig ihr seelisches Gleichgewicht verliert, um ihrem Liebsten nahe zu sein. Sie könnte als „eine verbotene Frau“ an der Seite ihres Geliebten leben, ihn teilen mit der rechtmäßigen Gemahlin und den Frauen, die vielleicht noch kommen werden. Aber ist das das Leben, das eine weltoffene Europäerin leben möchte? Der gesunde Menschenverstand gibt die Antwort. Und auch die Realität hat diese Antwort gegeben: Der 90-Minüter basiert auf Motiven des autobiographischen Romans „Die verbotene Frau: Meine Jahre mit Scheich Khalid von Dubai“ (2007) von Verena Wermuth. Die Schweizerin lernte 1979 auf einer Sprachschule in Torquay den späteren Scheich kennen – und lieben. Erst Jahre später erfuhr sie von seiner wahren Identität.
„Ich warte auf dich.“ Mit solchen klaren, konzentrierten Liebesbotschaften machen die Drehbuchautoren Carolin Hecht und Martin Kluger den Weg frei für ihre Love Story. Schließlich muss man die Liebe glauben und sie den Figuren abnehmen, sonst würde der Kampf um eben diese Liebe ins Leere laufen. Die Autoren tun andererseits gut daran, die verhinderte Romanze nicht zu sehr mit Problemszenen und Erklärdialogen zu überfrachten. Die kulturellen Differenzen sind offensichtlich, da muss die selbstbewusste Heldin nicht noch mit Worten Öl ins Feuer gießen. Auch im Schlussteil des Films mit seinen grundlegenden Entscheidungen, die Regisseur Hansjörg Thurn („Die Wanderhure“) wie die gesamten 90 Minuten angenehm unmelodramatisch inszeniert, folgt man als Zuschauer einfach nur dem Handeln der Hauptfigur. Die Autoren vertrauen auf die Lebenserfahrung der weiblichen Zielgruppe. In erster Linie ist „Die verbotene Frau“ ein heutiger Liebesfilm. Politik und Kultur beeinflussen den amourösen Diskurs zwar, ihr narrativer Einfluss ist indes weitgehend den Gesetzen des Genres unterworfen. Und so wundert es nicht, dass der Schluss mal wieder bei einem Filmklassiker landet, DER Kinoromanze schlechthin! Nur die Rollen sind vertauscht: Im sogenannten „frauenaffinen“ Fernsehfilm muss die Weiblichkeit für den Mann mit denken, die kluge, weitsichtige Fotoreporterin für den melancholischen Prinzen, der sich zwischen dem politischem Auftrag und seiner großen Liebe nicht entscheiden kann. Gedreht wurde im Übrigen in Marokko. Auch da haben wir sie wieder, die Verbindung mit „Casablanca“.
Dem TV-Movie „Die verbotene Frau“ gelingt der Spagat zwischen Genre und Sittenkodex, zwischen Melodram und gesundem Menschenverstand. Die Heldin ist blauäugig. Nur so kann die Handlung in Schwung kommen. Alexandra Neldel setzt ihr hinreißendes Lächeln auf und der Ägypter Mido Hamada („Homeland“) blickt herzerweichend zurück. Nur so entsteht jene „Glaubwürdigkeit“, die diese Romanze braucht, um ohne lebensbedrohliche Konflikte und ohne politische Intrigen den Zuschauer über Spielfilmlänge zu fesseln. Dass es insgesamt dann doch ein eher relaxter, abgeklärter Film geworden ist, ohne ein tränenreiches Meer voller Geigen – das spricht für das gute Gespür seiner Macher. Dieses zeigt sich auch immer wieder im Detail. Das Melodram ist ein Genre des Sehens. Hansjörg Thurn und sein Kameramann Peter Zeitlinger, überaus erfahren, was das Drehen in exotischen Ländern angeht, erzählen in Bildern, ohne ihr Production Value, das, was sie da alles vor die Kamera bekommen (können), touristisch herzuzeigen. Emotionen sind ihnen wichtiger als die Schauwerte. Die Kamera sucht immer wieder die Gesichter, schneidet sie extrem an und „vereint“ auffallend oft die Köpfe der Liebenden in einer Einstellung, statt sie mit Schuss/Gegenschuss zu trennen. Und die Bilder in der Wüste sind nichts ohne die, die sie betrachten. Stets stehen sie in Bezug zur Handlung. Die Weite korrespondiert mit der Nähe; sinnlich spiegelt sich das Erzählte in den Bildern. Auch Verena und Khalid sind sich nah und doch so fern. (Text-Stand: 20.10.2013)