Ein großer schwarzer Vogel kreist über Salzburg. Dann folgen schnell wechselnde Schauplätze: Ein Unfallwagen wird geborgen, ein Mann liegt auf der Intensivstation, Major Palfinger (Florian Teichtmeister) fetzt im Rollstuhl durch die Gassen und kommt zu Fall, Kommissar Mur (Michael Fitz) steht mürrisch an der Pforte eines Krankenhauses. Und man wird Zeuge, wie jemand zwei Kranken die Schläuche abzwickt. Es fließt Blut, viel Blut. Der Kommissar ist schon vor Ort, weil er eines der beiden Opfer befragen wollte, der Major lässt sich nach seinem Sturz zufällig dort verarzten. Ein Doppelmord im Salzburger Krankenhaus. Das erste Opfer ist – nach einem mysteriösen Autounfall – der schwerverletzte Fahrer eines deutschen Politikers. Das zweite Opfer ist ein abgestürzter Bergputzer. Alles deutet darauf hin, dass er das Pech hatte, den Täter gesehen zu haben und deshalb auch sterben musste. Bilder der Überwachungskamera zeigen eine geheimnisvolle Frau mit Sonnenbrille und Kopftuch (Valerie Niehaus), die aus dem Zimmer kommt und die mit einem Nachrichtendienst in Verbindung zu stehen scheint. Mur glaubt, dass die Tat in Zusammenhang mit dem korrupten Politiker und dessen Verstrickung in Waffenexporte zu sehen ist. Der Fahrer war wohl ein unbequemer Mitwisser. Palfinger muss sich der Anfeindungen seines bayerischen Kollegen erwehren, zeigt aber im Lauf der Ermittlungen viel Gespür für menschliche Abgründe.
Der eine kommt aus Salzburg, der andere aus dem bayerischen Traunstein. Der eine ist seit einem Paragliding-Unfall an den Rollstuhl gefesselt, hat aber den Lebensmut nicht verloren, der andere ist mürrisch, aufbrausend, stets schlecht gelaunt. Beide jagen Verbrecher. Sie sind das deutsch-österreichische Ermittler-Duo Major Peter Palfinger und Kommissar Hubert Mur. Vor zwei Jahren lösten sie ihren ersten Fall. Der hieß schlicht „Die Toten von Salzburg“. Er lief erfolgreich, brachte Florian Teichtmeister in der Alpenrepublik eine Romy-Prämierung ein. Jetzt ist daraus eine Reihe geworden. Der Untertitel des zweiten Films: „Zeugenmord“. Die Mozartstadt als Schauplatz spielt eine zentrale Rolle. Man huscht durch die Kulisse, Sehenswürdigkeiten und die Festung sind fast schon penetrant ins Bild gesetzt. Die beiden Ermittler sind nicht allein. Komplettiert wird das Team vom überkorrekten Hofrat Seywald (unter Wert: Erwin Steinhauser), der mehr aus dem Kaffeehaus heraus denn aus dem Büro seine Arbeit verrichtet, und der junge Bezirksinspektorin Irene Russmeyer (Fanny Krausz).
Die Story, an der mit Erhard Riedlsperger, Klaus Ortner & Stefan Brunner gleich drei Autoren zu Gange waren, schleppt sich dahin und ist so ideenreich wie der Titel „Zeugenmord“. Was soll das sein? Ein bisschen Verschwörungsthriller, ein bisschen Familientragödie, deutsch-österreichische Rivalitäten, ein altbekanntes Muster zweier sich fetzender Kommissare. Das ist nicht Fisch, nicht Fleisch. Eine große Politstory wird da entworfen, die aber in der Ausformung nur oberflächlich bleibt. Vieles wird behauptet, wenig erklärt. Und um die Hauptgeschichte herum hat man eine Räuberpistole gebaut, die an Lachhaftigkeit nicht zu überbieten ist. Auch wenn versucht wird, die Bespitzelung des Hofrats („wer kann das sein, es wissen doch alle, dass ich nicht da bin“) überhöht zu inszenieren, so wirkt das dennoch so platt und peinlich, dass einem zwar die Tränen kommen, aber wahrlich nicht vor Lachen. Insgesamt funktioniert der (schwarze) Humor, auf den man auch schon im ersten Film gesetzt hat, nur mäßig. Und den Figuren fehlt die Bindung zueinander, der Hofrat agiert meist für sich im Kaffeehaus, für Irene Russmeyer bleibt nur die Rolle der Quoten- oder Alibifrau. Und warum das Verhältnis zwischen Palfinger und Mur so schlecht ist, erklärt sich aus keiner Szene. Dazu wird angedeutet, dass die junge Polizistin ein Erlebnis ihrer Kindheit verarbeiten muss – auch sie hat jung ihren Vater verloren –, doch letztlich bleibt es bei der Andeutung. Und Palfingers spezielles Verhältnis zu seinem Bruder, dem Priester und Sekretär des Erzbischofs, das viel Spielmöglichkeiten bieten würde, wird auch weitgehend verschenkt.
Die Inszenierung von Erhard Riedlsperger ist – trotz manch modern anmutendem Kameraflug – altbacken. Ähnlich wie im ersten Film gilt hier das Prinzip: Kommt man in einer Szene A gerade auf den Punkt, wird in Szene B umgeschnitten, um nach einigen Minuten, in Szene A inhaltlich da anzuschließen, wo man vorher aus dieser Szene herausgegangen ist. Und man will um jeden Preis witzig sein. Da muss Palfinger Kommissar Mur schon mal als „Weisswurscht-Derrick“ betiteln und auch in den Dialogen will man originell sein, was selten gelingt. Palfinger: „Sie sind der beste Partner, den ich je hatte“. Russmeyer: „Die“. Er: Hab ich nicht richtig gegendert, ich bin halt wirklich behindert. Also: Der und die beste“. Nun, das wirkt alles sehr bemüht. Das zeigt sich auch in der Szene, in der Mur glaubt, dass man abgehört wird, seine Ausführungen vor den Kollegen zu lauter Heavy Metal Musik macht und auf Wunsch von Hofrat Seewald dann aber auf Volksmusik umgeswitcht wird. Ösi-Hintersinn und Feingeist sucht man vergeblich, die Ironie kommt eher mit dem Holzhammer. „Die Toten von Salzburg“ gehen weiter, „Königsmord“ heißt der dritte bereits abgedrehte Krimi. Vielleicht bietet der ja das, was „Zeugenmord“ vermissen lässt. (Text-Stand: 23.3.2018)