Die tödliche Maria

Nina Petri & Katja Studt in Tom Tykwers Debütfilm. Lieblosigkeit und Langeweile

Foto: ZDF / Liebes-Film
Foto Rainer Tittelbach

Alles scheint sich gegen „Die tödliche Maria“ verschworen zu haben. Einen Aufstand der Dinge erlebt eine Hausfrau in ihren vier Wän­den – und auch die Menschen sind ihr nicht wohl gesonnen… Eine einfache, klare Geschichte, umso dichter die ungewöhnliche Er­zählweise. Tom Tykwer zieht alle Register: gekippte Kamera, befremdende Details, kunst­volle Überblendungen, bedrohlich die Töne, atmosphärisch das Licht. Klein & meisterlich!

´Einen regel­rechten Aufstand der Dinge erlebt eine Hausfrau in ihren vier Wän­den. Wie ihr der Alltag mehr und mehr entgleitet, erzählt das bemer­kenswerte Spielfilm-Debüt von Tom Tykwer, „Die tödliche Maria“, in experimentell anmutenden Bildern. Obwohl das 105minütige Schreckensszenario – wie das für Fernseh-Kino-Produktionen üb­lich ist – bisher nur in einigen Kunstkinos zu sehen war, heimste das „Kleine Fernsehspiel“ zahlrei­che Preise ein.

Maria, um die 40, lebt mit ihrem Ehemann Heinz in einer beängsti­gend eintönigen Ehe. Seit Jahren der gleiche Tagesablauf, die gleichen Lieblosigkeiten. Hinzu kommt Marias Vater, ein bettläge­riger Tyrann, ein Häufchen Elend, mit dem sie eine Art Haßliebe ver­bindet. In Rückblenden erfährt der Zuschauer, dass die Mutter bei Marias Geburt gestorben ist und dass des Vaters Krankheit Folgeschaden eines Infarktes ist, den er erlitten hatte, als er die 16jährige Tochter beim Knutschen erwischte. Kein Wunder, dass Maria ganz spezielle Fluchtgedanken hegt: Einer phallischen Statue ver­traut sie ihre Sorgen und Nöte in Briefen an, und einen verschrobe­nen jungen Mann von gegenüber, der so zwanghaft Papier sammelt wie sie Insekten, hat sie sich als Lie­besobjekt ausgeguckt.

„Ein auf die visuelle Wirkung hin inszeniertes Spielfilmdebüt von bedrückender Intensität, dessen kameratechnische Ambitionen zwar nicht immer frei von Manierismen sind, stets aber vom Talent des Autors zeugen, eine Geschichte filmisch aufzulösen. Auch schauspielerisch überzeugend.“ (filmdienst)

So einfach die Geschichte, so dicht und ungewöhnlich ist die Er­zählweise. Tykwer zieht hier alle filmsprachlichen Register: gekippte Kamera, Gegenstände in befrem­denden Detailaufnahmen, kunst­volle Überblendungen, dazu eine bedrohlich klingende Tonebene und atmosphärisches Licht, mei­lenweit entfernt von der üblichen Fernsehspiel-Ausleuchtung. Den Rest zum Gelingen tragen die mei­sterlich agierenden Schauspieler bei. Nina Petri und Katja Studt wurden für die ihre Leistungen mit Preisen geehrt. (Text-Stand: 13.8.1995)

Sie sehen gerade einen Platzhalterinhalt von YouTube. Um auf den eigentlichen Inhalt zuzugreifen, klicken Sie auf die Schaltfläche unten. Bitte beachten Sie, dass dabei Daten an Drittanbieter weitergegeben werden.

Mehr Informationen

tittelbach.tv ist mir was wert

Mit Ihrem Beitrag sorgen Sie dafür, dass tittelbach.tv kostenfrei bleibt!

Kaufen bei

und tittelbach.tv unterstützen!

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Kinofilm

ZDF

Mit Nina Petri, Katja Studt, Juliane Heinmann, Peter Franke, Josef Bierbichler, Joachim Król

Kamera: Frank Griebe

Schnitt: Katja Dringenberg

Musik: Tom Tykwer

Produktionsfirma: Liebesfilm

Drehbuch: Tom Tykwer

Regie: Tom Tykwer

EA: 13.08.1995 22:05 Uhr | ZDF

Spenden über:

IBAN: DE59 3804 0007 0129 9403 00
BIC: COBADEFFXXX

Kontoinhaber: Rainer Tittelbach