Das aus dem Französischen stammende Märchen „Die Schöne und das Biest“, das 1946 wunderbar poetisch von Jean Cocteau zu einem großen Kinokunstwerk in Schwarzweiß verfilmt wurde, erlangte in den letzten gut 20 Jahren eine außergewöhnliche Popularität: Ausgangspunkt dieses Massenphänomens war das Zeichentrickfilm-Musical aus dem Hause Walt Disney, das einer der ganz großen Kinoerfolge im Jahre 1991 war. Es folgten zwei Fortsetzungen, eine Fernsehserie und ein Musical, das fast zwei Jahrzehnte um die ganze Welt ging. Nicht ganz einfach für das ZDF, den international zum Spektakel verarbeiteten Stoff nun wieder auf den Boden eines bescheidenen Volksmärchens zurückzuholen.
Autor Marcus Hertneck blieb insgesamt nah an der Vorlage, vereinfachte allerdings die Exposition und machte aus dem Kaufmann einen Wirt, der unter dem Druck der zu hohen Pacht, die er seinem Herrn zu bezahlen hat, dem Ruin entgegengeht. Seine Tochter Elsa hilft ihm so gut es geht in der Wirtschaft. Als er sich eines Tages auf dem Heimweg von einem misslungenen Handel im Nebel in eine geheimnisvolle Burg verirrt und dort eine Rose pflückt, zieht ihn der Hausherr, ein Ungeheuer, halb Mensch, halb Tier, zur Verantwortung: „Du gibst mir das erste Lebewesen, das dir zuhause begegnet“, fordert das Biest – und schenkt dem Wirt das Leben. Kein Haustier, nein, die Tochter läuft dem armen Wirt als erstes in die Arme. Die hübsche junge Frau, der kurz zuvor noch der edle Ritter Bertolt seine Gunst erwies und sie zu seiner Turnierdame machte, reitet mutig zur Burg des Halbwesens. Sie ohrfeigt das Biest, es rettet ihr das Leben und sie schließen einen Vertrag, der ihr nach wenigen Tagen die Freiheit mit Gold und Edelstein verspricht oder ein Leben an der Seite des Halbwesens.
Ein bisschen haben ZDF und Moviepool offenbar in Richtung Konkurrenz geschielt. Ist „Die Schöne und das Biest“ zwar ein vergleichsweise eher dunkles Märchen, so enthält es – ähnlich wie die mittlerweile 26 ARD-Märchenverfilmungen – auch hinlänglich helle, emotionale Momente inklusive eines typischen Märchenfinales. Da kommt sogar kurzzeitig auch ein Hauch Ironie ins Spiel: „Das ist ja wie im Märchen“, kommentiert der Knappe lächelnd die vom Himmel fallenden Rosenblüten. Vor allem aber ist es Cornelia Gröschel („Heidi“), die das nötige Gegengewicht zum anfangs „furchterregenden“, später von Seelenpein geplagten Biest schafft und der Handlung die Zuversicht auf ein glückliches Ende verleiht. So ist dieses Märchen um einen tragisch verfluchten Prinzen – nach einer ersten Gewöhnungsphase und trotz eines klassischen Last-Minute-Rescue – sicher auch für kleinere Kinder geeignet. Aber auch Erwachsenen dürfte diese romantische Liebesgeschichte, dessen Exposition wie auch der Film insgesamt noch ein wenig mehr Straffung vertragen hätte, Vergnügen bereiten. Interessant ist, dass der Film von Marc-Andreas Bochert („Inklusion“), der anfangs inszenatorisch unentschlossen wirkt, mit der Konzentration seiner Geschichte auch zu großer filmsprachlicher Geschlossenheit gelangt. (Text-Stand: 20.12.2012)