Sie sind anders als herkömmliche TV-Polizisten. Sie können einfach nicht cool sein und nehmen sich ihre Fälle schwer zu Herzen. Doch emotional noch näher gehen ihnen ihre Frauengeschichten, die ein ums andere Mal als unglückliche Liebschaften enden. Dretzke und Docker scheinen dümmer zu sein, als die Polizei erlaubt. Das war ihr Trick in den ersten beiden “Musterknaben”-Filmen – und er ist es auch in “1000 und eine Nacht”. Alle unterschätzen sie. Und deshalb stehen sie am Ende wieder mal als die Retter da.
Gerade wollten sich die beiden als “Polizisten des Jahres” noch ein wenig ausruhen auf den Lorbeeren ihres letzten Erfolges, da winkt schon für Docker das nächste dicke Plus im Führungszeugnis: Er soll einen indischen Maharadscha, eine höchst gefährdete Person, doubeln. Als sogenannter „falscher Hase“ kurvt er in der Luxuslimousine mit Turban, Prinz und bezaubernder Kinderfrau durch die Straßen von Köln. Weil er seinem Freund Dretzke die ganze Zeit in den Ohren liegt mit jener schönen Selinda, will der sie sich mal aus nächster Nähe anschauen. Also stoppt er das Diplomatenfahrzeug und löst damit eine Kettenreaktion aus, die beide zuerst einmal in arge Nöte bringt, die letztlich aber ein Attentat verhindert.
„Schräge Optik, gute Lacher: Beim dritten Einsatz der ‚Musterknaben‘ spielt der Fall kaum eine Rolle. Wichtig sind die beiden Stars.“ (TV-Spielfilm)
„Nun ist es keineswegs so, dass die Geschichte völlig nebensächlich wäre; aber wichtiger ist in der Tat, wie Huettner sie erzählt: mit viel Liebe zum kameraperspektivischen Detail. Gewöhnungsbedürftig ist die Musik: alles Hiphop. Es gibt also einiges in diesem Film, das nicht unbedingt mehrheitsfähig ist, es gibt kleine Fehler, ein paar Szenen sind entschieden zu lang, und wieso am Schluss noch Norbert Blüm durchs Bild läuft, wird auch nicht recht klar. Alles egal: weil Tarrach und Korittke einfach Spaß machen.“ (Tilmann P. Gangloff: kino.de)
Auch zum dritten Mal machen “Die Musterknaben” Laune und dem konventionellen Fernsehkrimi Beine. Beiläufiger Sprachwitz, der stets im Wesen der Figuren verwurzelt ist, eine temporeiche Filmsprache, die keine Schräglage scheut und die mit Splitscreen-Effekten, Soundtrack und Surrealem jongliert – das sind die filmästhetischen Markenzeichen dieses außergewöhnlichen Krimi-Märchens von Ralf Huettner. Das Herzstück von “1000 und eine Nacht” aber sind die beiden Ausnahmedarsteller Jürgen Tarrach und Oliver Korittke. Sie mimen ihre beiden Anti-Helden – trotz des Genres Krimikomödie – durchaus auf eine Art und Weise, dass der Zuschauer mit ihnen mitfühlt. Da sind nicht Dick und Doof aus Köln Kalk am polizeilichen Werke, sondern zwei Typen mit männlichen Defiziten und menschlichen Schwächen. Zwei Jungs, die es noch nicht geschafft haben, erwachsen zu werden. Nur in einer Sache setzt sich der dritte Streich der “Musterknaben” von seinen Vorgängern ab: Es geht weitaus actiongeladener zu. Mehrere Verfolgungsjagden, die stimmig in die Story eingebunden sind, zeigen, was D & D sein wollen: richtige Cops! (Text-Stand: 29.9.2003)