Die Verfilmung des Kerstin-Gier-Romans „Die Mütter-Mafia“ (2014) ist eine ausgesprochen vergnügliche und mit 6,19 Mio. Zuschauern (17% MA) erfolgreiche Sonntagskomödie. Es war daher klar, dass ein zweiter Teil nicht lange auf sich warten lassen würde, und vermutlich wird auch „Die Müttermafia-Patin“ nicht die letzte Fortsetzung sein; Gier hat vier Romane über die alleinerziehende Conny geschrieben, die sich nach der Trennung von ihrem schnöseligen Anwaltsgatten in einem neuen Leben zurechtfinden muss. Giers Buch heißt allerdings schlicht „Die Patin“. Der etwas umständliche ZDF-Titel soll natürlich die Erinnerung an den ersten Film wecken. Er könnte aber auch zur Folge haben, dass so manche Zuschauerin erst recht das Gefühl hat, es handele sich um eine Wiederholung.
Im Grunde erzählt das Drehbuch von Tomy Wigand (auch Regie) und Johannes Wünsche die gleiche Geschichte noch einmal. Deshalb ist der Titel auch kompletter Humbug, denn der blasierte Mütterclub, der seinen Nachwuchs in Teil 1 bereits im Kindergarten auf Karriere getrimmt hat, spielt diesmal überhaupt keine Rolle mehr. Tatsächlich bezieht er sich im Buch auf Conny, doch die ist in der filmischen Adaption alles andere als eine Patin. Wie in den meisten Geschichten dieser Art wird dem Ex-Mann (Tim Bergmann) nach der Trennung bewusst, was er verloren hat. Während Conny in dieser Hinsicht stark bleibt, kommt sie in ihren Bemühungen um Anton, den „Jaguarmann“ (Roeland Wiesnekker), nicht recht weiter, zumal sich das vermeintliche Muttersöhnchen zunächst auch nicht zu ihr bekennen will.
Deutlich größeres Manko ist allerdings die episodische Struktur. Die Dramaturgie funktioniert wie ein schlichter Schulaufsatz nach dem „Und dann“-Schema. Die entsprechenden Szenen dauern oft keine zwei Minuten. Das lässt den Film zwar äußerst handlungsreich wirken, hat aber zur Folge, dass kein Handlungsfluss entstehrn mag, weshalb Hauptdarstellerin Annette Frier die Szenenwechsel immer wieder als Erzählerin miteinander verbinden muss. Das hat sie auch in „Die Mütter-Mafia“ schon getan, aber dort war es bloß überflüssig. Hier jedoch ist es bitter nötig, weil die Szenen ansonsten zum Teil ohne jeden Bezug aufeinander folgen würden. Interessanterweise führt diese Kurzatmigkeit nicht dazu, dass „Die Müttermafia-Patin“ hektisch wirkt; der Schnitt (Christian Nauheimer) gibt dem Film ein angenehmes Tempo.
Dafür fehlen die vielen kleinen bildgestalterischen Besonderheiten, die „Die Mütter-Mafia“ ausgezeichnet haben; dort erinnerte zum Beispiel das Haus, in das Conny mitsamt den Kindern vom Ex abgeschoben wurde, an das Bates-Motel aus „Psycho“. Die Kameraarbeit (erneut Egon Werdin) ist handwerklich solide, aber es gibt keinerlei Raffinessen mehr. Die Kombination Frier/Wiesnekker ist ein weiteres Problem des Films. Als komödiantisches Paar mögen sich die beiden prima ergänzen, doch es knistert nicht zwischen ihnen. Dass Conny und Anton ständig gestört werden, wenn sie einander endlich auch körperlich näher kommen konnten, ist eine Weile lang witzig, läuft sich aber auch deshalb tot, weil Frier & Wiesnekker keinerlei erotische Atmosphäre entstehen lassen. Dabei kann Frier aller Bodenständigkeit zum Trotz ziemlich sexy sein, wie sie hier zumindest in der letzten Szene beweisen darf.
Dennoch sorgt Annette Frier nicht zuletzt dank ihres wunderbaren Gespürs für die richtige Dosis Comedy dafür, dass „Die Müttermafia-Patin“ aller Einwände zum Trotz Spaß macht, zumal sie ihre Heldin auch diesmal wieder selbst in den weniger schmeichelhaften Momenten nie der Lächerlichkeit preisgibt. Das gilt nicht für eine Szene, in der Conny wie schon in Teil 1 wieder vom Rad fallen muss, sondern vor allem für einen Auftritt in einem Restaurant, in dem sie einen Kübel Wasser abbekommt und nun wie eine Teilnehmerin an einem „Wet-T-Shirt“-Wettbewerb vor Antons versammelter Familie steht. Als Idee nicht neu, aber trotzdem hübsch sind auch die Tagträume der Heldin, in denen sie missliche Erlebnisse einen anderen Verlauf nehmen lässt; und die giftgetränkten Dialoge sind ohnehin wunderbar.