Thomas Berger, Mitte 30, will nicht erwachsen werden. Vor 15 Jahren hatte seine Band einen mittleren Hit – und noch immer träumt er von einem Comeback. Er ist ein Rock & Roller alter Schule, fetzig, wild und laut muss es zugehen im Proberaum. Mit AC/DC gegen den Rest der Welt. Bei deutschem Schlager-Disco-Pop wird ihm dagegen übel. Berlins Hit-Fabrik „Dr. Spree“ hat das handfest zu spüren bekommen. Die Folge: Thomas muss Schmerzensgeld zahlen. Als ihm seine Oldtime-Gitarre gepfändet wird, weiß er sich keinen anderen Rat mehr: der Studienabbrecher muss sich einen bürgerlichen Job suchen. „Lehrer in einer Mongo-Schule“, witzeln seine Band-Kollegen über Thomas’ Schwangerschaftsvertretung in einer evangelischen Sonderschule. Mit gefälschten Papieren und großer Leidenschaft macht er sich ans Werk. Es hat sich ausgegospelt, Thomas rockt den Musikunterricht – und seine „Hirnis“ und Trisomie-21-Kids folgen ihm immer begeisterter. Auch wenn er mitunter über das Ziel hinausrockt – fliegen ihm und seiner Musik die Herzen zu. Kollegin Maria scheint ihn auch zu mögen und sogar die Schulleiterin, eine Schwester, lernt, sein Engagement zu schätzen.
Produzent Mirko Schulze über seinen Film:
„Es geht mir nicht um das Drama, das zweifellos in der Behinderung stecken kann, sondern die Normalität und das Glück, die ebenso zu finden sind. Ich wollte die Schwierigkeiten nicht beiseite wischen, aber in den Fokus wollte ich stellen, dass behinderte Teenies vielleicht etwas anders, komischer und langsamer sind, aber die gleichen Bedürfnisse und Rechte haben wie alle anderen auch. Und dazu gehört das Recht auf eine anständige Pubertät mit Rebellion und lauter Musik.“
Ein Rockgitarrist, der brennt für seine Musik und für die Menschen, die sich für diese Musik begeistern können – das hatten wir doch schon. Beim Überraschungsquotenhit „Die Spätzünder“ legte sich Jan Josef Liefers mit seiner Fender Stratocaster ins Zeug, um Blacky & Co ein bisschen lala-lalala beizubringen. Die SWR-Komödie war nicht wirklich gut – aber ein hoch effektiver Wohlfühlfilm. Für die Sat-1-Produktion „Die Mongolettes – Wir wollen rocken!“ gilt Ähnliches. Die bewährten Versatzstücke (ein Musikwettbewerb, die letzte Chance, Thema Selbstverwirklichung) einer ziemlich überschaubaren Handlung, gebürstet in Richtung Schunkel-Happy-End, werden vom männlichen TV-Sympathen Max von Thun und der charismatischen Katharina Wackernagel souverän zusammengehalten. Der Weg ist das Ziel. Man muss nicht siegen, um für sein Leben etwas gewonnen zu haben. Es geht darum, dass sich die behinderten Jugendlichen etwas erkämpfen: „das Recht auf eine anständige Pubertät mit Rebellion und lauter Musik“, so Produzent Mirko Schulte, der selbst eine Tochter hat mit Trisomie 21. Und sie lernen in der Schule, was ihnen gut tut. Das mag etwas simpel klingen. Aber für ein 90-minütiges Behinderten-Lustspiel mit einigen nachdenklich machenden Momenten ist es wohl die passende Botschaft – und vielleicht sogar die richtige Machart. Und auch das Rockmusik-Credo des Forever-young-Helden dürfte nicht ganz falsch sein: „Es geht nicht darum, was man hat – es geht darum, wer du bist.“ (Text-Stand: 10.3.2012)