Nina Schneider steht auf einem Minenfeld in Angola. In voller Minensucher-Montur. Die Hitze ist unerträglich. Ein Schmetterling lenkt sie ab – plötzlich steht sie auf einer Tretmine. Regungslos bleibt die Deutsche stehen. Die kleinste Fußbewegung wäre tödlich. Im Moment der Todesangst erinnert sie sich noch einmal an das, was ihr in den letzten Tagen widerfahren ist. Die Bauingenieurin und Berufsschullehrerin wollte ihren Urlaub nutzen, um in einem armen, unterentwickelten afrikanischen Land zu helfen – als Lehrerin. Ein tödliches Unglück, für das sie sich die Schuld gibt, wirft sie emotional aus der Bahn. „Warum sind wir hergekommen?“, fragt sie ihren Kollegen. „Helfersyndrom? Weil wir ein schlechtes Gewissen haben? Weil es uns gut geht und den Menschen in Angola schlecht? Mein schlechtes Gewissen hat jetzt einen Namen und ein Gesicht.“ Nina muss etwas Gutes tun, um ihren Seelenfrieden wieder zu finden. Sie will sich unbedingt als Minensucherin ausbilden lassen.
Etwa 100.000 Menschen müssen in Angola mit Amputationen leben, jedes dritte Minenopfer ist ein Kind. „Die Minensucherin“ sensibilisiert für ein Thema, über das man nicht häufig in deutschen Medien informiert wird. Es gibt in der Regel nichtigere Gründe, weshalb Redakteure und Autoren deutsche Helden auf den schwarzen Kontinent schicken. Und so ist dieser Film, der in enger Zusammenarbeit mit der Organisation „Menschen gegen Minen e.V.“ entstanden ist, ein interessantes Filmprojekt. Auch wenn man über den Namen Christine Neubauer stolpert, so muss man doch ehrlich sein und sich fragen: wer sonst könnte eine solche Rolle spielen? „Wir hoffen nicht zuletzt durch ihre Popularität, dass es gelingen wird, Zuschauer für ein Thema zu interessieren, bei dem ‚man’ vielleicht lieber wegschaut“, sagt denn auch Redakteur Axel Laustroer. Außerdem ist Neubauer Botschafterin des DRK.
Aber nicht nur die Hauptdarstellerin, auch die Dramaturgie steht ganz im Zeichen des guten Endzwecks. Der Trick, mit dem falschen „Tritt“ der Heldin zu beginnen, um dann die Handlung als Rückblende zu erzählen mit gelegentlichen Sprüngen in die lebensgefährliche Ausgangssituation, ist ebenso wirkungsvoll wie notwendig bei einer Geschichte, der Ausbildungsalltag von Minensuchern, der es an Finalität fehlt. Passend dazu die funktionale, aber effektive „Charakterisierung“ der Figuren. Allein der Aspekt, wen es „erwischt“ (irgendeiner muss in einem solchen Genre und bei einem so gefährlichen Job „dran glauben“), wird dramaturgisch arg stereotyp gelöst. Auch Neubauers überzogene, überdeutliche Diktion – sie mag für eine Deutsche in Afrika besser passen als für eine Bayerin auf Mallorca – ist und bleibt gewöhnungsbedürftig. Aber wie gesagt: man hat schon sehr viel nichtigere Afrikaausflüge als Fernsehzuschauer miterleben müssen. (Text-Stand: 4.4.2011)