Fernsehfilme kupfern oft bei Hollywood ab. Filme, die sich von großen Vorbildern und vom Flair wunderbarer Klassiker inspirieren lassen, ohne dabei die eigene Armseligkeit auszustellen, sind indes selten. Eine solche Rarität ist „Die Liebe ein Traum“, eine leichtfüßige Romanze, die sich bei der Komödie bedient, ohne ins Fahrwasser gängiger Romantic Comedies zu geraten.
Autor Stefan Rogall füllt nicht die alten Schläuche mit neuem, süßem Wein, der Grimme-Preisträger bevorzugt alten Wein in neuen Schläuchen. Das Edle von gestern wird auf die Höhe der Zeit gebracht. Anna und Max spielen ein Jahrzehnt lang „Harry & Sally“. Sie bevorzugt die Rolle einer „Braut, die sich nicht traut“, derweil er es mit Woody Allen und Groucho Marx hält, die beide nicht in einem Club aufgenommen werden wollen, der Leute wie sie als Mitglied aufnimmt. Dass Anna Max rät, „Verlieb dich nicht in mich!“, macht sie für ihn umso interessanter. Eigentlich sind sie wie gemacht füreinander: Seine Ordnungsliebe und ihr Sinn für Chaos ergänzen sich ideal. „Es gefällt mir, Pläne zu machen und in die Tat umzusetzen“, sagt der angehende Architekt. Da kann die Sinologie-Studentin nur lächeln.
Die Romanze um die beiden Grazer Stadtneurotiker wird kontrastiert von der Geschichte um ein sehr viel zielstrebigeres Paar. Annas Freundin Clarissa und Max’ Busenfreund Tillmann durchleben in den zehn Jahren der Handlung Höhen und Tiefen einer Beziehung: von der Verliebtheit über die Ehe mit drei Kindern bis hin zur Scheidung. Wie das Leben und die Liebe so spielen – davon handelt „Die Liebe ein Traum“. Der Film ersetzt keine Paartherapiesitzung, aber er unterhält vorzüglich, mit ebenso viel Realitätssinn wie Phantasie. Episodenhaft in Rückblenden zu erzählen ist ein guter dramaturgischer Kniff, um die Erfahrungen der Protagonisten zu reflektieren. Der Tango als Klangbild der Sinnlichkeit mag ein wenig abgedroschen sein, hier erfüllt er seinen Zweck. Überhaupt werden Stil und Eleganz groß geschrieben in diesem Film. Xaver Schwarzenberger ist einer, der es nicht schlechter kann. Der Regisseur und Kameramann, der mit Fassbinder drehte, setzt in „Die Liebe ein Traum“ – nur weil es ein trivialer Stoff ist – das Licht nicht schlechter als bei seinen Meisterdramen. Und die Bildgestaltung schafft mehr Atmosphäre als die sprichwörtlichen 1000 Worte.
Florian David Fitz darf sich, nachdem er sich in „Doctor’s Diary“ in Diana Amft verguckte, nun schon wieder in einen äußerlich ähnlichen Typus Frau verlieben: die rotblonde Stefanie Dvorak („42 plus“) spielt ihre Anna allerdings ohne Bridget-Jones-Attitude. Beide machen eine gute Figur. Vor allem Fitz, der hier ein bisschen wie der junge Cary Grant wirkt. Nur schade, dass ihm seine Rolle nicht mehr Schalk im Nacken erlaubt. (Text-Stand: 11.9.2008)