Die Liebe ein Traum

Florian David Fitz, Xaver Schwarzenberger: Von einem Paar, das sich nicht traut

Foto: Degeto
Foto Rainer Tittelbach

Anna und Max spielen ein Jahrzehnt lang „Harry & Sally“. Sie bevorzugt die Rolle einer „Braut, die sich nicht traut“, derweil er es mit Woody Allen und Groucho Marx hält, die beide nicht zu einem Club gehören möchten, der Leute wie sie als Mitglied aufnimmt. „Die Liebe ein Traum“ ist zwar (leider) keine Komödie, aber der Film nach dem Buch von Stefan Rogall unterhält vorzüglich, mit ebenso viel Realitätssinn wie Phantasie. Außerdem besticht diese intelligente Romanze mit Stil und Eleganz. Der Name Schwarzenberger verpflichtet!

Fernsehfilme kupfern oft bei Hollywood ab. Filme, die sich von großen Vorbildern und vom Flair wunderbarer Klassiker inspirieren lassen, ohne dabei die eigene Armseligkeit auszustellen, sind indes selten. Eine solche Rarität ist „Die Liebe ein Traum“, eine leichtfüßige Romanze, die sich bei der Komödie bedient, ohne ins Fahrwasser gängiger Romantic Comedies zu geraten.

Autor Stefan Rogall füllt nicht die alten Schläuche mit neuem, süßem Wein, der Grimme-Preisträger bevorzugt alten Wein in neuen Schläuchen. Das Edle von gestern wird auf die Höhe der Zeit gebracht. Anna und Max spielen ein Jahrzehnt lang „Harry & Sally“. Sie bevorzugt die Rolle einer „Braut, die sich nicht traut“, derweil er es mit Woody Allen und Groucho Marx hält, die beide nicht in einem Club aufgenommen werden wollen, der Leute wie sie als Mitglied aufnimmt. Dass Anna Max rät, „Verlieb dich nicht in mich!“, macht sie für ihn umso interessanter. Eigentlich sind sie wie gemacht füreinander: Seine Ordnungsliebe und ihr Sinn für Chaos ergänzen sich ideal. „Es gefällt mir, Pläne zu machen und in die Tat umzusetzen“, sagt der angehende Architekt. Da kann die Sinologie-Studentin nur lächeln.

Die Liebe ein TraumFoto: Degeto
„Die Liebe ein Traum“ (2008) stammt aus einer Zeit, in der Schauspieler wie Aglaia Szyszkowitz und Johann von Bülow am Freitag in der ARD eher noch die Ausnahme waren.

Die Romanze um die beiden Grazer Stadtneurotiker wird kontrastiert von der Geschichte um ein sehr viel zielstrebigeres Paar. Annas Freundin Clarissa und Max’ Busenfreund Tillmann durchleben in den zehn Jahren der Handlung Höhen und Tiefen einer Beziehung: von der Verliebtheit über die Ehe mit drei Kindern bis hin zur Scheidung. Wie das Leben und die Liebe so spielen – davon handelt „Die Liebe ein Traum“. Der Film ersetzt keine Paartherapiesitzung, aber er unterhält vorzüglich, mit ebenso viel Realitätssinn wie Phantasie. Episodenhaft in Rückblenden zu erzählen ist ein guter dramaturgischer Kniff, um die Erfahrungen der Protagonisten zu reflektieren. Der Tango als Klangbild der Sinnlichkeit mag ein wenig abgedroschen sein, hier erfüllt er seinen Zweck. Überhaupt werden Stil und Eleganz groß geschrieben in diesem Film. Xaver Schwarzenberger ist einer, der es nicht schlechter kann. Der Regisseur und Kameramann, der mit Fassbinder drehte, setzt in „Die Liebe ein Traum“ – nur weil es ein trivialer Stoff ist – das Licht nicht schlechter als bei seinen Meisterdramen. Und die Bildgestaltung schafft mehr Atmosphäre als die sprichwörtlichen 1000 Worte.

Florian David Fitz darf sich, nachdem er sich in „Doctor’s Diary“ in Diana Amft verguckte, nun schon wieder in einen äußerlich ähnlichen Typus Frau verlieben: die rotblonde Stefanie Dvorak („42 plus“) spielt ihre Anna allerdings ohne Bridget-Jones-Attitude. Beide machen eine gute Figur. Vor allem Fitz, der hier ein bisschen wie der junge Cary Grant wirkt. Nur schade, dass ihm seine Rolle nicht mehr Schalk im Nacken erlaubt. (Text-Stand: 11.9.2008)

Sie sehen gerade einen Platzhalterinhalt von YouTube. Um auf den eigentlichen Inhalt zuzugreifen, klicken Sie auf die Schaltfläche unten. Bitte beachten Sie, dass dabei Daten an Drittanbieter weitergegeben werden.

Mehr Informationen

tittelbach.tv ist mir was wert

Mit Ihrem Beitrag sorgen Sie dafür, dass tittelbach.tv kostenfrei bleibt!

Kaufen bei

und tittelbach.tv unterstützen!

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Fernsehfilm

ARD Degeto

Mit Florian David Fitz, Stefanie Dvorak, Philipp Brenninkmeyer, Maresa Hörbiger, Aglaia Szyszkowitz, Johann von Bülow

Kamera: Xaver Schwarzenberger

Produktionsfirma: Sanset Film

Drehbuch: Stefan Rogall

Regie: Xaver Schwarzenberger

EA: 11.09.2008 20:15 Uhr | ARD

Spenden über:

IBAN: DE59 3804 0007 0129 9403 00
BIC: COBADEFFXXX

Kontoinhaber: Rainer Tittelbach