Jochen und Dr. Christian Lichtenberg sind Brüder, sie leben beide in Berlin und sie sehen sich zum Verwechseln ähnlich. Der eine ist Besitzer eines heruntergewirtschafteten Taxiunternehmens, der andere ein aufstrebender konservativer Politiker. Entsprechend haben sich beider Wege in den letzten Jahren immer seltener gekreuzt. Jetzt allerdings braucht der „Aufsteiger“ die Hilfe des „Absteigers“. Der werte Herr Doktor hat sich nämlich mitten im Wahlkampf mit einer attraktiven Lobbyistin vergnügt und ist damit auf Drängen seines Schwiegervaters quasi mit einem Industriekonzern ins Bett gestiegen. Im Gegenzug soll der Politiker nun einen umstrittenen Gesetzentwurf auf den Weg bringen. Den Hang, sich mit den falschen Leuten einzulassen, teilt Christian im Übrigen mit seinem Bruder Jochen. Bei ihm ist es Geldeintreiber Fleischer, der ihm das Leben zur Hölle macht. Ausgerechnet jetzt, wo der Pleiteunternehmer sich mal wieder so richtig verliebt hat. Eines steht fest: Ohne Hilfe des anderen wird keiner der beiden Zwillingsbrüder aus seiner Notlage herauskommen.
Foto: ZDF / Britta Krehl
Axel Prahl über die Produktionsbedingungen einer Zwillingskomödie:
„Eine solche Doppelrollen-Darstellung ist sehr zeitaufwendig, kompliziert und führte bisweilen auch zu großer Verwirrung in dem einen oder anderen Film-Department. Bei Kostüm oder Maske, manchmal war selbst unser fabelhafter Regisseur verwirrt. Und ich natürlich auch. Bin ich jetzt Jochen, der gerade so tut, als sei er Christian, oder Christian als Jochen oder Christian als Christian oder Jochen als Jochen?“
„Die Lichtenbergs – zwei Brüder, drei Frauen und jede Menge Zoff“ benutzt das Genre der Zwillingskomödie mit ihren seit jeher wirkungsvollen Verwechslungsritualen, um ein bisschen auch die Berliner Republik der 2010er Jahre zu spiegeln. In dem ZDF-Movie prallt quasi die universale Kraft der Komik gegen die zugespitzten sozialen Gegensätze der deutschen Gegenwart. Das funktioniert bestens, weil zunächst einmal die Gesetze der Komödie beherzigt & beherrscht werden, weil Timing & Flow stimmen und weil mit Axel Prahl ein Schauspieler der liebenswerte Mittelpunkt eines ungemein vitalen (nicht immer ganz logischen) Treibens ist, welchem man die grundverschiedenen Rollen gut und gerne abnehmen kann. Und hinter der Freude darüber, dass alles so kommt, wie man es als Zuschauer vermutet, steckt im Falle der „Lichtenbergs“ mehr als ein wohlfeiles Wohlfühlmuster: denn das dramaturgische Gefüge ist dicht (allein das Zwillingsmotiv sorgt für eine größere Komplexität der Handlung) und viele Situationen auf dem Weg zur unvermeidlichen glücklichen „Lösung“ sind bestes Komödien-Handwerk. Dazu gehören auch die Nebenfiguren und das lustvolle Spiel der Nebendarsteller, die zumeist die Kurve bekommen zwischen Klischierung (Kling, Hecke) und Chargieren (Rohde, Zapatka). Fazit: „Die Lichtenbergs – zwei Brüder, drei Frauen und jede Menge Zoff“ besticht durch eine gut geölte Komödien-Dramaturgie und ein hochkarätiges spielfreudiges Ensemble mit einem köstlichen Axel Prahl an dessen Spitze. (Text-Stand: 16.11.2014)